Senioren-Zukunftswerkstatt in Thalmässing
Wünsche nicht für die Schublade

07.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:29 Uhr

Schnell füllen sich die Karten mit Kritik, aber auch mit Anregungen und Ideen der Senioren.

Von Andrea Karch

Thalmässing – „Das ist eine Werkstatt, in der gearbeitet wird.“ Dass die Teilnehmer der Senioren-Zukunftswerkstatt Thalmässing am Mittwoch keinen Vortrag erwarten dürfen, sondern vielmehr selbst zu Wort kommen, hat Doris Rudolf von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung(Afa) gleich zu Beginn des Treffens gesagt. Und genau deshalb sind die rund 20 älteren Bürger aus der Marktgemeinde ja gekommen: Sie wollen sagen, was ihnen an ihrer Gemeinde gefällt, was alles vorhanden ist, aber vor allem auch deutlich machen, wo noch Nachholbedarf besteht und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Diese Senioren-Zukunftswerkstatt hat bereits in zehn Kommunen des Landkreises stattgefunden – vor Corona. Die Veranstaltung in Thalmässing wurde wegen der Pandemie ausgebremst, ihre Ergebnisse werden deshalb nicht mehr Eingang ins seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises finden. Das schmälert aber ihre Bedeutung nicht: Denn die Wünsche und Anregungen der Bürger werden von der Afa und dem SAGS (Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik) ausgewertet und der Gemeinde überlassen. Dort sollen sie als Grundlage für Planungen und Projekte dienen.

Stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf (CSU) zeigte sich deshalb bei seiner Begrüßung gespannt, welche Ideen die Senioren haben. Bei Senioreneinrichtungen sei die Gemeinde dank der Unterstützung durch die örtlichen Träger gut aufgestellt, sagte er und verwies auf das Seniorenhaus Jura und die Diakoniestation, eine Tagespflege und eine ambulante Wohngemeinschaft sollen schon bald folgen. Und auch auf der von der Kommune erworbenen Gerberwirtswiese könnte sich Interessantes entwickeln. Bei einem demnächst stattfindenden öffentlichen Spaziergang für Anwohner und alle Interessierten werden Ideen für die künftige Nutzung gesammelt. „Unser Ziel ist die Entwicklung von Visionen zur Gestaltung der Seniorenarbeit vor Ort“, fasste Kreichauf die Intention zusammen.

Und diese Visionen sollen nicht in der Schublade verschwinden, sondern Grundlage für Planungen werden, verdeutlichte auch die Koordinatorin der Zukunftswerkstatt, Carmen Fuhrmann, die im Landratsamt für Seniorenpolitik zuständig ist. Das ließen sich die Senioren nicht zweimal sagen. Rasch griffen sie zu Stift und Papier und listeten auf, wo es in Thalmässing noch hakt. Zum einen wünschen sie sich einen Ansprechpartner im Rathaus mit Lotsenfunktion, der informiert, wo es Hilfen und Angebote gibt. Zum Beispiel für pflegende Angehörige, für die es spezielle Schulungen geben sollte oder auch die Möglichkeit der stundenweise Entlastung. Eine verlässliche Kurzzeitpflege oder auch das Thema Barrierefreiheit standen auf den Karten, ebenso wie Unterstützung bei Arztbesuchen, beim Einkaufen oder mobile Einkaufsmöglichkeiten. Auch der Wunsch nach Schulungs- und Beratungsangeboten im digitalen Bereich wurde immer wieder laut.

Die älteren Bürger wünschen sich auch eine Begegnungsstätte, die beispielsweise in der alten Schule untergebracht werden könnte. Auf der Wunschliste findet sich auch die Vermittlung von Freizeitpartnern, ob zum Besuch von Veranstaltungen, zum Kartenspielen oder zum Radfahren, die Aktualisierung des Seniorenwegweisers und die Wiederbelebung des Arbeitskreises Senioren. Das soll vor allem dazu dienen, die Seniorenarbeit auf mehrere Schultern zu verteilen und die Seniorenbeauftragte Lisbeth Zickler zu entlasten. Auch im Mitteilungsblatt sollte für die Senioren ein Platz mit allen Informationen reserviert werden.

„Auf diese Veranstaltung habe ich mich sehr gefreut – und ich bin nicht enttäuscht worden“, lobte Carmen Fuhrmann die aktive Beteiligung der diskussionsfreudigen Senioren in der Marktgemeinde.

HK