Von Nikolas Pelke
Nürnberg – Das neue Bertolt-Brecht-Schulzentrum (BBS) nahe dem Nürnberger Messegelände sprengt fast alle Dimensionen. Allein die Siebenfach-Turnhalle der Kaderschmiede für den Leistungssport hat beinahe olympische Dimensionen. Genauso beeindruckend sind die Kosten für den Neubau des neuen Schulzentrums in Höhe von rund 180 Millionen Euro.
Fast genauso unterhaltsam wie eine Fernsehshow ist am Montag die Einweihungsfeier gewesen. Vor der imposanten Schule mit der Mega-Turnhalle und dem grauen Vorplatz stehen sich die Staatskarossen quasi auf den Reifen. In der ersten Reihe der Schulaula haben Ministerpräsident Markus Söder neben Innenminister Joachim Herrmann, Oberbürgermeister Marcus König (alle CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) Platz genommen. Auf der Bühne führt die aus dem „Sportstudio“ bekannte TV-Sportmoderatorin Kathrin Müller-Hohenstein durch das vollgepackte Programm.
Die neue BBS gehört laut König eindeutig zur Liga der Champions und sei der größte Schulneubau in der gesamten Stadtgeschichte. Nach dem Grußwort des Oberbürgermeisters plaudert Söder mit Müller-Hohenstein gut gelaunt auf der Bühne über die eigene Schulzeit. In Kunst sei Söder keine Leuchte gewesen, erfahren die Zuhörer. „Laberfächer“ hätten dem Ministerpräsident besser gelegen, verrät Söder am Montagmorgen und redet dem Publikum danach zum Start in die Arbeitswoche etwas ins Gewissen. Neben Talent sei Fleiß wichtig für den Erfolg.
Beim Schulfestaktbleiben Schüler draußen
Die Adressaten tragen die Botschaft freilich mit Fassung. Das mag wohl daran liegen, dass keine Schüler im Publikum auszumachen sind. Die Nachwuchs-Sportskanonen scheinen während des mehrstündigen Festakts hinter den verschlossenen Klassentüren für das bevorstehende Jahreszeugnis büffeln zu müssen.
Mit Benedikt Köstler darf immerhin ein ehemaliger BBS-Schüler auf der Bühne stehen und gemeinsam mit Musiklehrer Timo Dusel am E-Piano ein Lied singen. Danach trübt die Nürnberger Schulreferentin Cornelia Trinkl (CSU) etwas die Stimmung und erinnert an die Corona-Pandemie, die nach dem Wegfall der Maskenpflicht fast wie ein Gespenst aus der Vergangenheit wirkt. An die Stelle der alten sei mit dem Ukraine-Krieg eine neue Katastrophe getreten, sagt Trinkl unterdessen und würdigt die neue Brecht-Schule als „Leuchtturm“ für die Verbindung zwischen Schule und Sport.
Danach bittet Müller-Hohenstein die versammelte Prominenz zur symbolischen Schlüsselübergabe an Schulleiter Harald Schmidt auf die Bühne. „Für dieses Bild braucht man fast ein Weitwinkelobjektiv“, scherzt sie. Eine beherzte Fotografin einer großen Boulevardzeitung nimmt schließlich das Heft in die Hand und bittet die versammelte Mannschaft in dem feinen Zwirn, doch bitte für die Kamerameute etwas enger in Pose zu gehen.
Nach dem Blitzlichtgewitter suchen Söder und König unisono vorzeitig das Weite. Vor der Schule muss Söder den Kamerateams freilich noch ein allerletztes Interview geben. Der staatliche Rundfunk parkt mit dem Übertragungswagen unter den wehenden Fahnen zwischen Sporthalle und Schulgebäude. Dann rauscht die ersten Wagenkolonne mit Blaulicht auf dem Dach davon. Drinnen geht die Eröffnungsparty in der Aula wie geplant weiter. Der Präsident des Bayerischen Fußballverbandes, Rainer Koch, verleiht der BBS den Titel „Eliteschule des Mädchenfußballs“.
Ex-Schüler Ilkay Gündogangrüßt per Videobotschaft
Anschließend dürfen Vertreter des Elternbeirats, Lehrkörpers und Schülermitverantwortung zu Müller-Hohenstein auf die Bühne. Nach dem interkonfessionellen Segen gratulieren ehemalige Schüler und aktuelle Spitzensportler wie Kevin Korona (2017 Weltmeister im 4er Bob), Niklas Treutle (Eishockey-Nationalteam) oder Roland Schwarz (3. Platz bei der WM im Ringen).
Mit Ilkay Gündogan hat der wohl prominenteste Ex-Schützling zur Eröffnung noch einen Videogruß gesendet. Mehr Samstagabendshow geht am frühen Montagmorgen wirklich nicht.
HK
