Benefizrallye in Spalt
Oldtimer fahren für den guten Zweck

Über 12 000 Euro kommen bei Tour durchs Seenland für geflüchtete Kinder aus der Ukraine zusammen

30.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:45 Uhr

Get your kicks on Route 66: Genau so viele Oldtimer sind bei der Benefizrallye am Start. Jeder Teilnehmer wird am Ziel von Stefan von Heyden begrüßt. Fotos: Leykamm

Von Jürgen Leykamm

Spalt – Das ist überwältigend: Mehr als 12000 Euro hat die vierte Sternstunden-Benefizrallye für Kinder aus der Ukraine eingebracht. Das verkündet bei der Siegerehrung der Oldtimer-Rallye am Spalter Kornhaus ein überglücklicher Stefan von Heyden, Cheforganisator der Veranstaltung. 66 sehenswerte Autos haben in den Stunden davor eine Tour durchs Seenland unternommen; die edlen Karossen und die vielfach prominenten Fahrerteams als Hingucker.

Allen voran natürlich das älteste Fahrzeug, das mit von der Partie ist: ein Ford AF Roadster Cabrio, der in nicht allzu langer Zeit seinen 100. Geburtstag feiern kann. Baujahr ist nämlich 1928. Gefahren wird es vom Nürnberger Guido Hauptmann, der mit ihm schon die Trentino Classic gemeistert hat: 13 Pässe durch die Dolomiten in nur wenigen Tagen. Mit einem Auto, das nur über drei nicht synchronisierte Gänge verfügt, ein echtes Geduldspiel. „Wenn die anderen mit dem Essen schon fertig waren, bin ich erst angekommen.“ Auch von der alten Claxon Hupe und dem Scheibenwischer mit Vakuumpumpe zeigen sich die Zuschauer begeistert.

Schnell füllt sich der Kornhaus-Parkplatz mit Prominenz. Im beginnenden Sommer sind hier zwei Wintersportler die Stars. Mit Gerd Schönfelder ist ein sehr erfolgreicher Sportler am Start. Der Ski-Rennfahrer sammelte unter anderem bei den Paralympics Goldmedaillen. Gemeinsam mit dem Bobfahrer Tobias Schneider aus Eckersmühlen, der in Peking nur knapp eine Medaille verpasst hat, nimmt er in einem Rolls Royce aus dem Jahr 1977 Platz. Seinerzeit mit fast 400000 D-Mark „das teuerste von Hand gebaute Cabrio“, wie von Heyden bei der kleinen Einweisung erläutert. „Acht Monate hat man an dem Einzelstück gebaut.“ Wer sich so etwas leisten will, kann sich ja mal im Glücksspiel versuchen.

Zum Glück ist auch ein Lottoladen-Besitzer bei der Rallye dabei. Einen solchen Unternehmer spielt Johannes Berzl im neuen Eberhofer-Krimi „Gugelhupfgeschwader“. Für ihn ist ein 1968er Mercury Cougar mit 300 PS reserviert. Mit stilechter USA-Flagge. Einem anderen Fahrer hätte stattdessen wohl eher ein Regenschirm geholfen: Marcus Seeberger aus Schwarzenbruck tuckert mit einem Alvis TA 14 Roadster Special durchs Seenland. Auch das 1948er-Gefährt ist ein echter Hingucker. Das fehlende Verdeck aber fordert bei einem halbstündigen Regenschauer den Idealismus seines Fahrers heraus. „Aber wenn man so ein Auto hat, dann muss man da durch“, sagt er schmunzelnd.

Als nach mehreren Stunden bei der Zieleinfahrt der letzte Oldtimer mit der Nummer 66 – was natürlich an die gleichnamige Route denken lässt – einfährt, sind die Glücksgefühle der Teilnehmer perfekt. Es ist einfach „die schönste Rallye der Welt“ – so sagte es schon Alfred Schwandner aus Thüringen bei seiner ersten Teilnahme. Auch diesmal ist er mit von der Partie. Fürs Siegertreppchen reicht es allerdings nicht. Die Medaillenränge verpasst auch Schönfelder. Aber er will wiederkommen. „Vielleicht mit meinem eigenen Wagen, einem VW Corrado mit 31 Jahren – wahrscheinlich der einzige seiner Art mit Vier-Gang-Automatik.“ Für die Kostüme, die am besten zu den Fahrzeugen passen, gibt es handgetöpferte Zwerge. Jenen in Gold sichern sich Robert und Elke Eder aus Zirndorf, die mit einem Fiat 600 Multipla mit Baujahr 1962 unterwegs waren.

Den Siegerpokal darf schließlich ein Team in Händen halten, das sich auch den Geburtstag (15. April) teilt. Es nennt sich „St. Henry 154“ und besteht aus dem Stuttgarter Autounternehmer Thomas Hientz sowie der Buchautorin Stephanie Fischer aus München. Sie hat unter anderem mit ihrem Werk „Die Bucket List für Honeymooner“ für Aufsehen gesorgt. Ihr gemeinsamer Wagen, ein Triumph TR 6 aus dem Jahr 1973, würde bestimmt ein gutes Hochzeitsauto abgeben.

HK