Landkreis Roth
„Wir haben keine einzige Pflichtstunde gekürzt“: Schulamt sieht dennoch Schwierigkeiten

13.09.2022 | Stand 13.09.2022, 14:07 Uhr

Zum Schulstart an diesem Dienstag hat das Staatliche Schulamt Roth/Schwabach einen Bericht zur personellen Lage an den Grund- und Mittelschulen im Landkreis Roth gegeben. Symbolbild: dpa

Von Robert Schmitt

„Pflicht vor Kür“: Das ist der Grundsatz des Staatlichen Schulamts Roth/Schwabach bei der Zuteilung der Lehrerinnen- und Lehrerstunden für die Grund- und Mittelschulen des Landkreises Roth. Auf diese Weise sei es gelungen, sämtlichen Unterricht abzudecken, vermeldete das Schulamt zum Start ins neue Schuljahr.



„Wir haben alle Klassen mit Lehrkräften versorgt und keine einzige Pflichtstunde gekürzt.“ Selbst in den Fächern Musik und Sport gibt es keine Kürzungen. Ausschließlich bei Arbeitsgemeinschaften und beim Förderunterricht sei es personalbedingt zu Einschränkungen gekommen.

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Dennoch könnte es bald zu Schwierigkeiten kommen. Die noch zuteilbaren Stunden der mobilen Reserve seien nämlich auf Kante genäht. „Hier könnten wir einen noch größeren Puffer brauchen“, sagte Schulamtsdirektorin Antje Döllinger im Gespräch mit unserer Zeitung. Gegenwärtig sind noch 300 Stunden für die Mittelschulen und 39 Stunden für die Grundschulen vorhanden. Doch schon bei der ersten größeren Grippewelle dürfte das kaum genug sein.

„Je mehr fehlen, desto mehr geht es an die Substanz“

Der Grund für den drohenden Engpass ist, dass schwangere Lehrerinnen der mobilen Reserve zugeteilt worden sind. So sind 245 von 1100 Springer-Stunden von vorneherein nicht abgedeckt. „Ein hoher Krankenstand wäre jetzt ein Problem“, sagt Antje Döllinger. „Je mehr fehlen, desto mehr geht es an die Substanz.“ Falls es zu großen Lücken kommt, favorisiert das Schulamt zwar auch flexible Lösungen an den jeweiligen Schulstandorten, will die Schulleiter aber nicht nur auf eigene Ressourcen verweisen. „Wir wollen die Lasten gleichmäßig verteilen“, kündigt die Schulamtsdirektorin an.

Dazu will das Rother Schulamt die mobile Reserve schulübergreifend organisieren oder sich Hilfe aus anderen Schulamtsbezirken holen. Ein besonderes Augenmerk will man dabei auf besonders wichtige Klassen legen. „Die Jahrgangsstufen eins und vier sollen nicht ohne Lehrer dastehen“, sagt Döllinger, die aber an allen Schulen grundsätzliche Schwierigkeiten sieht. „Es ist wie in der Pflege“, stellt sie einen eingängigen Vergleich an: „Auch an den Schulen leisten immer weniger Leute immer mehr.“ Zugleich lobt sie die Lehrkräfte im Landkreis enorm. „Sie engagieren sich über die Maßen, insbesondere die Schulleitungen machen oft einen Sieben-Tage-Job pro Woche.“

Förderunterricht nur in geringem Maße durchführbar

Nachdem die Regierung bereits im Vorfeld des neuen Schuljahrs ein großes Defizit bei der Unterrichtsversorgung angekündigt hatte, wusste das Team des Rother Schulamts, was auf sie zukommt. Letztendlich gab es eine Differenz von fast 1100 Stunden Unterricht, die das Schulamt durch eigene Personalgewinnung besetzen musste. Die Hälfte davon habe man durch Vertrags-Lehrer abdecken können.

Defizite zeigen sich nun vor allem bei der Bildung neuer Arbeitsgemeinschaften. Auch der Förderunterricht sei nur in geringem Maße durchführbar. Beruhigen kann das Schulamt indes die arbeitenden Eltern, denn die Betreuung bei Unterrichtsausfall oder frühem Schulschluss soll sichergestellt werden. „Die verlässliche Grundschule wird es geben, denn wir werden kein Kind auf die Straße schicken“, versichert Döllinger.

Engpässe sind dagegen im Bereich der Fachlehrerinnen und Fachlehrer vorhanden. „Hier wird es zu größeren Mängeln in der Unterrichtsversorgung kommen, so dass hier mit Sicherheit Zusammenlegungen, Kürzungen und Ausfälle entstehen werden.“ Immerhin stehen aber 14 Lehrkräfte mit 110 Stunden zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und hohem sprachlichen Förderbedarf zur Verfügung.

Die schulische Versorgung der Kinder aus der Ukraine sei sichergestellt und klappe gut. Die Grundschüler sind in Regelklassen integriert worden und erhalten dort speziellen Förderunterricht – soweit möglich. Für den Sekundarbereich sind im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach elf sogenannte Brückenklassen gebildet worden. Hier steht der Erwerb der deutschen Sprache im Vordergrund. 146 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine sind in die Grundschule aufgenommen worden, 170 besuchen die Klassen der Jahrgangsstufen fünf bis zehn. Insgesamt sei bei den ukrainischen Kindern und Jugendlichen eine hohe Fluktuation festzustellen. Viele Familien ziehen mit unbekanntem Ziel aus dem Schulamtsbezirk weg, ohne es zu melden. Zum Schuljahresbeginn erwarte man aber auch einen weiteren Zufluss ukrainischer Kinder.

HK