Größter Markt seiner Art
Pure Lebensfreude: Tausende Besucher beim Gredinger Trachtenmarkt

04.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:03 Uhr

Die Siebenbürger Sachsen, Gastgruppe des Jahres 2022, spielen die Hauptrolle auf der Bühne. Foto: Unterburger

Von Robert Unterburger

Er ist wieder da, ganz so, als wäre er in den vergangenen beiden Jahren nicht weg gewesen: Tausende von Besuchern aus ganz Deutschland und darüber hinaus haben am Samstag und am Sonntag die Gredinger Altstadt bevölkert, der 29. Gredinger Trachtenmarkt hatte gerufen.



Die Menschen drängten sich am Marktplatz, um sich schöne Stoffe und Zubehör zu kaufen, um prachtvolle historische Kleidung unterschiedlichster Herkunft zu bewundern, um sich über das Thema Tracht zu informieren, um tolle Trachtenpräsentationen auf der Bühne sowie schwungvolle Tänze zu erleben – oder es einfach nur zu genießen, dass es nach der zweijährigen Corona-Pause wieder möglich war, gemeinsam zu feiern. Die Stadtkapelle Greding sorgte mit schwungvollen Weisen für gute Laune beim Publikum.

Zahllose Buden und Stände machten den Marktplatz zur begehrten Marktfläche. Fast 100 Aussteller aus ganz Deutschland und einigen Nachbarstaaten wie Österreich und der Tschechischen Republik gaben den Besuchern Einblicke in die Vielfalt der Trachtenwelt und alles, was sich rund um das Thema Trachten dreht.

Königliches Dirndl inmitten der vielen Trachten

„Wir sind stolz auf das, was heute hier bei uns in Greding stattfindet“, freute sich Bürgermeister Manfred Preischl (FW) bei der Begrüßung der zahlreichen Besucher. „Unser Marktplatz bietet ein wunderbares Ambiente.“ Als besondere Gäste begrüßte er die Abordnung der Siebenbürger Sachsen, die mit ihren farbenprächtigen Gewändern einen wunderbaren Blickfang boten. Preischls Gruß galt auch „Ihro königlichen Hoheit“, der amtierenden Schwarzachkönigin Isabella Rosenau. „Genießen Sie den einzigartigen Markt in unser außergewöhnlichen Stadt!“ rief der Bürgermeister den vielen Gästen zu.

„Der Trachtenmarkt ist ein nicht mehr wegzudenkendes Ereignis in Greding“, sagte Christa Naaß (SPD), die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin des Bezirks Mittelfranken. „Wir freuen uns, dass wir uns wieder begegnen und austauschen können. Der Trachtenmarkt ist Deutschlands größter Markt seiner Art.“

Christa Naaß erinnerte daran, dass der Gredinger Trachtenmarkt im nächsten Jahr seinen 30. Geburtstag feiern kann. Das diesjährige Thema „Heimat im Gepäck – die Vertriebenen und ihre Trachten“ ziehe zusätzliche Besucher an. „Ich freue mich, dass die Egerländer Tracht zur Tracht des Jahres erklärt wurde“, sagte sie. „Das Thema Trachten stieß auf so großes Interesse, dass aus einer angedachten Broschüre ein fast 200 Seiten dickes Buch geworden ist, das im nächsten Jahr erscheinen wird“.

Das Thema „Flucht und Vertreibung“ sei durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine leider sehr aktuell geworden“, spannte die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin den Bogen vom Zweiten Weltkrieg in die Gegenwart. „4,9 Millionen Menschen sind bislang aus der Ukraine geflüchtet.“ Trachten seien für Geflüchtete in der neuen Heimat das erste Mittel, die kulturelle Identität zu bewahren, hob Naaß hervor. Trachten seien ein wichtiger Bestandteil der Kultur- und Heimatpflege. Besonders erfreulich sei, dass Trachten bei der jungen Generation wieder „in“ sind.

„Trachten zeigen die Leistungen und Fähigkeiten unserer Vorfahren, sie zeigen deren Gespür für Schönheit, Eleganz, Tradition und Brauchtum“, erklärte Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. „Sie vermitteln regionale Zugehörigkeit, Freude am gemeinsamen Tun und sind Ausdruck von Heimat.“ In ihrer geografischen Vielfalt seien Trachten ein besonders reiches Element der Kultur.

Siebenbürger zeigen ihreGewänder stolz weltweit

Ein besonderes Schmankerl war die Präsentation von Trachten der Siebenbürger Sachsen, Kreisgruppe Nürnberg, auf dem Podium vor dem Gredinger Rathaus. Die Gruppe hat 2000 Mitglieder und fünf Tanzgruppen und ist weltweit unterwegs. Eine der fünf Gruppen trat nun beim Trachtenmarkt auf. Die Tanzgruppe hat 28 aktive Mitglieder und ist schon seit 40 Jahren unterwegs.

Absoluter Hingucker bei den Siebenbürger Sachsen war eine Hochzeitsgemeinschaft aus dem Dorf Rode in Siebenbürgen im heutigen Rumänien und hier wiederum zog die Tracht eines Brautpaares alle Blicke auf sich. In Rode trug die Braut einen besonderen Brautschmuck, den sogenannten Sommer- oder Winterschmuck. Der Bräutigam trug einen großen Brautstrauß.

Die Siebenbürger Delegation aus Nürnberg erfreute auch mit einer schwäbischen Tanzfolge und einem Walzer. Mit der getanzten „Herz-Schmerz-Polka“ verabschiedeten sich die Siebenbürger Sachsen. Für ihre Tanzvorführungen gab es stürmischen Applaus.

Die Vielfalt, die es zu sehen gab, war beeindruckend: Präsentiert wurden die Tracht des Burzenlandes aus dem Südosten Siebenbürgens, die Trachten des Retzer Landes, die Harbachtaler Tracht – benannt nach dem siebenbürgischen Fluss Harbach –, die Agnethler Bürgertracht aus Siebenbürgen, die Stolzenburger Tracht und die Tracht aus Unterwald aus dem Süden Siebenbürgens.

Auch für die Präsentation der Egerländer Tracht, der „Tracht des Jahres 2022“, gab es riesigen Beifall. Mitglieder des Deutschen Trachtenverbands stellten die vielfältigen Trachten des Egerlandes vor. Seit 2006 sucht der Deutsche Trachtenverband immer eine Region aus, die er zur „Tracht des Jahres“ ernennt.

Ingrid Hammerschmid, die Bundestrachtenwartin, erläuterte die acht Trachten des Egerlands, beispielsweise die Karlsbader Tracht, die Ascher Tracht, die Tracht der Kreise Marienbad, Chotieschau und Luditz sowie der Tracht aus Eger.

Einen hervorragenden Eindruck hinterließen auch die Trachten und Tänze des Huosigaus, der Region um den Ammersee und den Starnberger See. Tänze wie „Schäi lustig“ und „Der Bleistätter“ waren ein Augenschmaus. Sie waren der Einladung des Bayerischen Trachtenverbandes gefolgt – bei der größten Trachtenmesse im Land arbeiten eben viele Stellen zusammen.

Drei Musikkapellen spielen beim Rumlumpen auf

Zum traditionellen musikalischen Rumlumpen am Samstagabend luden drei Wirtshäuser rund um den Marktplatz ein. Im rund 20-minütigen Wechsel zogen die Musikanten von einer Wirtschaft zur anderen, so dass die Besucher, die den Abend gemütlich in der Gemeinschaft ausklingen lassen wollten, ihre Plätze nicht aufgeben mussten, um alle Gruppen zu hören. Es gab mitreißende Volksmusik und beste Unterhaltung von den Alfelder Musikanten aus Mittelfranken, den Tanngrindler Musikanten aus der Oberpfalz und den Fränkischen Straßenmusikanten aus Nürnberg.

Großes Interesse fanden auch die „lebenden Werkstätten“, in denen Handwerkskunst rund um die Tracht gezeigt wurde. Gezeigt wurden unter anderem die Weiß- und Federkielstickerei, das Perlenstricken, verschiedene Sticktechniken, das Plissieren, das Klöppeln und die Technik des Stoffdrucks sowie die Fertigung von Goldhauben, Borten und Hohlspitzen. Wer nicht nur zuschauen, sondern selbst eine textile Handwerkskunst erlernen wollte, war eingeladen, an den Kursen zur Weiß- und Goldstickerei, zum Sticken von Hosenträgern oder zum Perlbeutel-Stricken teilzunehmen. Vorträge, Kurse, eine Stadtführung und nicht zuletzt eine Spitzen-Analyse rundeten das umfangreiche Programm ab.

HK