Hilpoltstein
Krachendes Live-Erlebnis bei „Rock hinter der Burg“

Festival mit fünf Bands so groß wie noch nie – Lautstarker Abschluss

04.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:04 Uhr

Ganz in Blau: Die Illumination der Bühne entspricht dem kreativen Fantasienamen der Blaucrowd Surfer aus dem Taubertal. Foto: Tschapka

Von Tobias Tschapka

Hilpoltstein – „Rock hinter der Burg“ meldet sich zurück – und das mit Nachdruck! Die vergangenen zwei Jahre waren nicht gerade leicht: Einmal ist das Hilpoltsteiner Festival coronabedingt ganz ausgefallen, das andere Mal gab es eine abgespeckte Version mit Sitzplätzen, Anmeldung und den damals üblichen Auflagen. Aber am Samstagabend war wieder alles beim Alten.

Obwohl – nicht ganz: Statt vier Bands standen heuer erstmals fünf Formationen im Schatten der Burg, weshalb das Festival bereits um 18 Uhr startete. „Wir wollten nach der Coronazeit den Kulturbetrieb wieder ankurbeln und möglichst vielen Bands die Möglichkeit zum Auftreten geben“, erklärte der Hauptorganisator Daniel Fürnkäß. Wobei er und sein Team jedoch feststellen mussten, dass viele Gruppen die Pandemie nicht überlebt haben. „Wir haben zu rund 300 Bands Kontakt, jedoch hat sich gut ein Drittel davon in den letzten zwei Jahren entweder aufgelöst oder die Mitglieder haben schon seit langem nicht mehr geprobt.“

Informationen über Bandsgibt es schnell aufs Handy

Für die fünf Gruppen, die die Stadt Hilpoltstein für ihr Festival verpflichtet hatte, galt das aber natürlich nicht. Voller Spielfreude machten diese sich ans Werk, und es war für jeden was dabei. Wie gewohnt präsentierte sich das Line-Up bunt gemischt. „Querbeet und einmal diagonal durch die Musikkiste“, so nannten das die Veranstalter, die für ihr Konzept 2017 sogar den Jugendkulturpreis des Landkreises erhalten haben. Dazu gehört auch ein freier Eintritt und die Hutsammlung zugunsten der Künstler. Erstmals konnten die Besucherinnen und Besucher auch eine App herunterladen, die neben dem Zeitplan auch alle möglichen Informationen über die auftretenden Bands des Festivals – und viele anderen in ganz Bayern – beinhaltet.

Los ging es hinter der Burg mit der sechsköpfigen Gruppe Wasted Soul, die die Aufgabe hatte, das Festival zu eröffnen. Das ist immer ein wenig undankbar, denn beim ersten Act hält sich der Besucheransturm erfahrungsgemäß in Grenzen. So auch diesmal. Aber die Mischung aus Pop, Rock und Funk ließ die bereits anwesenden Gäste schnell in Festivalstimmung kommen.

Eine Stunde später, kurz vor Beginn der zweiten Band, ertönte erst ein lauter Donner über der Burg, und dann fing es an zu regnen. Aber von einem richtigen Gewitter blieb „Rock hinter der Burg“ verschont, auch der Regen hörte eine Stunde später wieder auf. Die Yellowcakes ließen sich vom Wetter ebenso wenig beeindrucken wie ihr Publikum. Elegant gekleidet in Hemd, Weste und Krawatte verpassten die vier Musiker den Genres Punk, Grunge und Pop einen neuen, sehr individuellen Anstrich, wobei ihr musikalisches Rückgrat der Rock der 60er- und 70er-Jahre bildete.

Die Blaucrowd Surfer aus dem Taubertal präsentierten anschließend eingängige Melodien, die sich regelrecht im Ohr festsetzten. „Bläser-Punk-Rock“ nennen sie ihre Stilrichtung, was diese wohl am treffendsten beschreiben dürfte. Mit drei Blechbläsern, zwei Gitarren sowie Bass und Schlagzeug wurde es auf der Bühne ganz schön voll. Auch vor der Bühne tanzten mittlerweile viele Besucher und sangen ausgelassen mit. Auch wenn sich wegen des Regens der Zeitplan ein bisschen verschoben hatte, kamen die Blaucrowd Surfer den vielen Zugabewünschen des Publikums nach und präsentierten ihre Version des A-ha-Hits „Take on me“.

Metal ganz zünftig:Frontmann in der Lederhose

Danach waren die Fishcreek Cowboys an der Reihe. Vier energiegeladene junge Musiker aus Nürnberg, deren Power-Rock geprägt war von Bands wie AC/DC, Monster Magnet oder Judas Priest. Aus all diesen unterschiedlichen Genres formten sie ihren ganz eigenen, ziemlich lauten Sound. Der Sänger und Frontman sauste in seinem zünftigen Trachtenoutfit hin und her, feuerte das Publikum unermüdlich an und gab den ganzen Auftritt über Vollgas. Dementsprechend wurde auch die Stimmung vor der Bühne immer ausgelassener und das Publikum drängte immer näher zur Bühne hin. „Wir reißen jetzt die Burg ab“ mit diesen Worten verabschiedeten sich die Fishcreek Cowboys. Natürlich war es eine leere Drohung, es sollte schließlich noch eine Band kommen.

Diese drehte dann noch einmal richtig auf und hatte als letzte Band das richtige Potenzial zum Headliner. Die ebenfalls aus Nürnberg stammende Gruppe Needle bot mit Abstand die härteste Musik des Abends: laut, aggressiv, und mit einem Sänger, der ständig irre Grimassen zog und irgendwie an eine Punk-Version von Klaus Kinski erinnerte. Dass Needle in den vergangenen drei Jahren regelmäßig auf dem Krach Open Air gespielt hat, einem Underground-Metalfestival in Fürth, sprach für sich. Immerhin bot die Band echte Eskalationsgarantie, denn das Publikum ging noch einmal voll aus sich heraus.

Gegen Mitternacht – nach sechs Stunden volle Dröhnung – ging die Neuauflage des Rockspektakels zu Ende. Im nächsten Jahr wird Geburtstag gefeiert, 20 Jahre „Rock hinter der Burg“. Dann soll das Festival gleich zwei Tage dauern. Und dann übrigens wieder im August.

HK