333.000 Euro teurer
Radweg-Beschluss trotz Kosten-Hammer in Hilpoltstein

Weg von Hilpoltstein nach Heuberg wird

16.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:38 Uhr

Teures Verkehrs-Atoll: 50000 Euro fließen in die Verlängerung und Verbreiterung der Querungshilfe in der Allersberger Straße. F.: Münch

Von Viola De Geare

Kosten-Hammer in der Sitzung des Hilpoltsteiner Stadtrats: Die erste Kostenschätzung aus dem Jahr 2021 für die Erneuerung des Radwegs entlang der Staatsstraße zwischen Hilpoltstein und Heuberg ist um 333.350 Euro gestiegen.



Der Radweg in Richtung Rothsee soll, auch im Zuge des Radverkehrskonzepts der Stadt Hilpoltstein, erneuert und ausgebaut werden. Unter anderem soll er breiter werden, so dass eine beidseitige Nutzung möglich wird. Bislang ist der Abschnitt von der Einfahrt in Richtung Kanal-Lände bis nach Heuberg nur als Einbahnstraße in Richtung Rothsee erlaubt. Radfahrer die vom Rothsee nach Hilpoltstein zurück wollen, müssen bislang auf der gegenüber liegenden Seite fahren. Dort wird der Radweg aber erst einmal bergab geleitet, um dann auf der Flurbereinigungsstraße wieder bergan in Richtung Hilpoltstein zu führen. Eine schweißtreibende Übung, die sich viele Radler gern sparen, was im Begegnungsverkehr gegenüber dann zu so manch gefährlicher Situation geführt hatte.

Die Kostensteigerung ist zwar happig, hat aber auch gute Gründe. Bei der ersten Schätzung, Stand 15. August 2021, war man noch von 541300 Euro ausgegangen, der aktuelle Stand der Kostenschätzung beläuft sich nun auf rund 874650 Euro. Bürgermeister Markus Mahl (SPD) gab zu, dass man auch in der Verwaltung erst einmal „sprachlos“ gewesen sei, wenngleich einige der Zusatzkosten „auf unserem Mist gewachsen“ seien.

Radverkehrskonzept steigert Kostenvolumen

Bauingenieur Peter Stauffer-Abraham vom gleichnamigen Büro aus Wendelstein konnte die Kostensteigerungen dann recht plausibel erklären. Die Stadt Hilpoltstein hatte im Zuge des Radverkehrskonzepts zum Beispiel beschlossen, den Fahrbahnteiler mit Querungshilfe am Ortsausgang der Allersberger Straße umzubauen. Die Insel wird in Richtung Ortsausgang um vier Meter verlängert und etwas verbreitert, so dass Rad- und Fußgängerverkehr sich beim Queren der Straße nicht mehr ins Gehege kommen. Hierfür müssen auch die Bordsteine zu beiden Seiten versetzt und abgeflacht werden. Dieser Umbau kostet rund 50000 Euro. „Das haben wir nur gemacht, weil dieser Radweg einer unserer meistgenutzten im Stadtgebiet ist“, erklärt Markus Mahl.

Ein weiterer Kostenpunkt ist der barrierefreie Umbau der Bushaltestellen an der Staatsstraße bei Heuberg mit den Kasseler Sonderborden, einem speziellen Bordstein, der barrierefreies Einsteigen ermöglicht. „Das haben wir innerorts schon an vielen anderen Bushaltestellen gemacht“, erklärt Mahl. Wenn bei einer Straßenbaumaßnahme eine Bushaltestelle dabei sei, sei man überein gekommen, dass diese gleich mit umgebaut werden solle. Es gebe zwar Zuschüsse von 65 bis 70 Prozent im Rahmen der Sonderbaulast, dennoch bleibe noch ein Batzen bei der Stadt hängen. Dieser Umbau schlage mit 37500 Euro zu Buche.

Durch die Verbreiterung des Radwegs müsse zudem in die Hangsicherung investiert (42000 Euro) und ein Geländer angebracht werden (56450 Euro), das auf Anregung der Regierung von Mittelfranken nun nicht mit nur einem Querholm sondern zweien (plus 17500 Euro) ausgeführt werden müsse. Auch bei der Entwässerung muss aufgrund der Wegbreite nachgebessert werden, hier soll ein Betonmuldenstein zum Einsatz kommen, der für die volle Länge des Radwegs von fast einem Kilometer noch einmal rund 75000 Euro kostet.

Scharfe Kritik aus Reihen der SPD-Fraktion

Zu guter letzt kommen noch einmal rund 55000 Euro für die Kostensteigerungen bei Material und Energiekosten oben drauf.

Kritik kam aus Reihen der SPD-Fraktion. Sprecher Benni Beringer kritisierte, man habe hier eine „120 Prozent-Lösung“, wegen derer man sich andere Sachen nicht mehr leisten könne.

Ulla Dietzel (CSU) hingegen lobte das Projekt: „Ich bin froh, dass der Radweg endlich ausgebaut wird. Ich glaube, das ist eine Investition in die Zukunft.“ Auch im Sinne der Verkehrswende sei es sinnvoll, Radwege und Bushaltestellen zu verbessern, so dass sie mit Kinderwagen und Rollstühlen gut genutzt werden könnten. Zustimmung auch von Bündnis 90/Die Grünen: „Den Ausbau von Querung und Bushaltestelle hatten wir vorher nicht auf dem Schirm. Es ist aber wichtig, als Zubringer für den Rothsee. Da ist ein Bushäuschen, wenn es schifft, nicht schlecht“, bekräftigte Christoph Leikam. Man habe das Geld zwar nicht dicke und müsse sparen, dennoch müsse man die Verkehrswende als Teil der Energiewende sehen und an dieser Stelle investieren.

Mit einer Gegenstimme aus der SPD wurde die Kostensteigerung gebilligt. Die Maßnahme soll im Frühjahr beginnen und spätestens vor dem Challenge 2023 beendet sein.

HK