Polizei Roth
Polizei erfreut über hohe Aufklärungsquote 2022 - Sorge über mehr häusliche Gewalt

Deliktdichte im Landkreis eher gering – Anstieg bei Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung

28.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:21 Uhr

Auch ein Tötungsdelikt gab es in der Statistik der Rother Polizei zu verzeichnen. Ein Mann hatte in Birkach Anfang August seine Schwiegermutter getötet. Foto: Münch/Archiv

Die Polizei in Roth hat kürzlich ihre Kriminalstatistik veröffentlicht. Corona prägte die Vorjahre 2020 und 2021 stark, 2022 trat die „Rückkehr zur Normalität“ wieder ein. Um die Statistik zu interpretieren, greift die Polizei daher auf die Vor-Corona-Zeit zurück, der Vergleich mit dem Jahr 2019 sei aussagekräftiger.



„Die Anzahl der erfassten Straftaten befindet sich wieder annähernd auf dem Vor-Corona-Niveau“, erklärt Dienststellenleiter Martin Junglas. Im Vergleich zum Vorjahr seien sie zwar angestiegen, verglichen mit 2019 aber um 36 Delikte gesunken. Mehr als zwei Drittel der Straftaten konnten dabei aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote beträgt für den Zuständigkeitsbereich der Inspektion Roth 69,8 Prozent und liegt damit deutlich über dem bayernweiten Wert von 64,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert im Bereich der Inspektion Roth um 2,2 Prozent.

Was die Häufigkeit von Delikten bezogen auf die Einwohner angeht, steht der Bereich der Polizei Roth sehr gut da. Pro 100 000 Einwohner gab es nur 2607 Delikte. Im Vergleich zu Mittelfranken (4404) und Bayern (4260) liegt sie also deutlich niedriger.

Mit Blick auf die Tatverdächtigen konnte die Polizei Roth insgesamt 948 Personen ermitteln. Die Anzahl der nichtdeutschen Täter lag mit 241 Personen um fünf Verdächtige unter der Zahl aus 2019 und stellt einen Anteil von 25,4 Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen dar. Bei Delikten durch Kinder und Jugendliche ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Zwei Straftaten gegen das Leben verübt

2022 wurden auch zwei Straftaten gegen das Leben im Zuständigkeitsbereich der Polizei Roth verübt. Im Vorjahr war keine Straftat in diesem Deliktsbereich verzeichnet. Bei den Straftaten handelte es sich um ein vollendetes Tötungsdelikt in Birkach und ein versuchtes Tötungsdelikt in Roth.

Wenig erfreulich ist für Dienststellenleiter Martin Junglas, dass im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ein Anstieg von 56 Straftaten im Jahr 2021 auf 64 Delikte im Jahr 2022 zu verzeichnen ist. Die Aufklärungsquote sank in diesem Deliktsbereich um 3,6 Prozent auf 87,5 Prozent, bleibt damit aber immer noch auf recht hohem Niveau. Der Zuwachs der Rother Fallzahlen lässt sich ausschließlich mit einer Steigerung bei der Verbreitung von pornographischen Schriften erklären. Wurden im Jahr 2021 noch 32 Fälle angezeigt, so wurden 2022 42 Fälle bearbeitet.

Unter den Begriff der Rohheitsdelikte fallen unter anderem Körperverletzung und Raub sowie Freiheitsberaubung, Nötigung und Bedrohung. In diesem Feld ist im Vergleich zu 2019 ein deutlicher Anstieg um 67 Straftaten zu verzeichnen. Mit 379 Fällen ist damit der höchste Stand im Zehnjahresvergleich erreicht.

Gleichzeitig wurde im Bereich der Straßenkriminalität ein massiver Rückgang der Fallzahlen registriert. Darunter fallen unter anderem Köperverletzungsdelikte, Sachbeschädigungen, Diebstahls- und Raubdelikte sowie Sexualdelikte, die sich im öffentlichen Raum zugetragen haben. Wurden im Jahr 2019 noch 369 Straftaten angezeigt, so mussten im Jahr 2022 nur 276 Fälle bearbeitet werden.

Anzahl der Körperverletzungsdelikte gestiegen

Die Anzahl der begangenen Körperverletzungsdelikte stieg im Vergleich zum Jahr 2019 hingegen von 240 auf 276 Fälle. Diese Zahlen zeigen, dass sich die Taten überwiegend innerhalb des eigenen sozialen Umfelds abspielen. „Insbesondere der Bereich der häuslichen Gewalt wird durch die Polizei Roth engmaschig betreut. Nach jedem Einsatz wird die oder der Geschädigte am nächsten Tag durch einen Polizeibeamten kontaktiert. Durch diese Betreuung ist es möglich, das traditionell hohe Dunkelfeld in diesem Bereich aufzuhellen“, erläutert der Sachbearbeiter Einsatz, Polizeioberkommissar Andreas Netter.

Bei den Raubstraftaten wird das niedrige Niveau aus dem Jahr 2019 (fünf Delikte) mit sieben Fällen im Jahr 2022 leicht überboten. Mit einer sehr guten Aufklärungsquote von 85,7 Prozent konnte jedoch ein Großteil aufgeklärt werden.

„Weiterhin bedauerlich sind die Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte“, erklärt Junglas. Nach einem Rückgang im Jahr 2020 auf acht Fälle wurden im Jahr 2021 elf Straftaten und im Berichtszeitraum zwölf Taten im Dienstbereich der Rother Polizei registriert. Glücklicherweise wurden bei den Angriffen die betroffenen Beamten meist nicht oder zumindest nur leicht verletzt. Lediglich ein Beamter erlitt durch ein Gewaltdelikt so schwere Verletzungen, dass er längere Zeit nicht dienstfähig war. Mit Sorge betrachtet die Polizei die langfristige Entwicklung der zunehmenden Gewaltbereitschaft gegen Einsatzkräfte. Mit zwölf Fällen ist die Anzahl der Delikte deutlich höher als der Zehnjahresdurchschnitt von sieben Fällen.

Eigentumskriminalität gegenüber 2019 stark gefallen

Die Eigentumskriminalität ist mit 419 Delikten im Vergleich zum Jahr 2019 stark gefallen und befindet sich im Zehnjahresvergleich (526 Fälle) damit auf dem zweitniedrigsten Stand. Eine Ursache dafür lässt sich nicht ausmachen.

„Insgesamt lässt sich eine sehr positive Entwicklung des vergangenen Jahres im Dienstbereich feststellen. Besonders die hohe Aufklärungsquote ist für die Polizeiinspektion Roth sehr erfreulich. Wir arbeiten mit der großen Motivation unserer Kolleginnen und Kollegen für die Sicherheit unserer Bevölkerung und wollen auch in Zukunft alles Mögliche tun, die zunehmend anspruchsvolleren und komplexeren Aufgaben erfolgreich zu erfüllen“, erläutert Martin Junglas die Kriminalstatistik.

HK