Neue Zukunftsträger des ländlichen Raums
Staatlich geprüfte Wirtschafter für Landbau und Fachkräfte für Ernährung und Haushaltsführung in Roth verabschiedet

28.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:21 Uhr

Sie kommen aus zehn Landkreisen, doch haben die nun in Roth verabschiedeten Absolventen eines gemeinsam: den Besuch in der dortigen Landwirtschaftsschule. 16 von ihnen verließen sie nun mit dem Titel „Staatlich geprüfter Wirtschafter für Landbau“ beziehungsweise „Bachelor Professional in Agrarwirtschaft“, elf weitere als „Fachkräfte für Ernährung und Haushaltsführung“. Sie alle erhielten unter Beifall ihre Zeugnisse in der Aula.

Bei der Abschlussfeier zeigte sich nicht nur Schulchefin Ingrid Bär deutlich erleichtert darüber, dass die Veranstaltung erstmals seit 2019 wieder wie in Zeiten vor der Pandemie begangen werden konnte – in Präsenzform und „ohne Maskenball“. Für die musikalische Umrahmung sorgte erstmals eine Bläsergruppe aus den eigenen Reihen, die unter anderem mit konzertanten Klängen aufhorchen ließ. Gerade in den derzeit stürmischen Zeiten gelte es sich einen „realistischen Optimismus“ zu bewahren, forderte Bär auf: „Agieren Sie mit Herz, Verstand und Zuversicht!“

Jonas Dorner mit Note 1,1als Jahrgangsbester

So erhoffte es sich auch Landratsvize Walter Schnell (FW), der an die teils „brachiale Veränderung“ innerhalb gar nicht so vieler Jahrzehnte erinnerte. Sei vor gut 100 Jahren das Saatgut noch per Hand ausgebracht worden, übernähmen das heute teilweise schon Drohnen. Gerade deshalb seien ausgebildete Fachkräfte auch von besonderer Bedeutung: „Wir brauchen euch, ihr seid die Zukunftsträger des ländlichen Raums.“

Für die Bewältigung der Herausforderungen hätten die Absolventen in ihrer Ausbildungszeit aber die richtigen Werkzeuge an die Hand bekommen, unterstrich Roths dritte Bürgermeisterin Claudia Lux. Die sorgten aber für keinen Automatismus, sondern nun heiße es auch die richtigen Entscheidungen zu treffen.

So gut die fachliche und technische Weiterentwicklung des Berufsstandes auch geglückt sei, so sehr habe man sich aber im Gegenzug leider von der branchenfremden Bevölkerung entfernt, bedauerte in seinem Grußwort Manfred Dorner, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Er forderte deswegen die Absolventen auf, sich in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Selbst ist er auf diesem Weg mit Feuereifer dabei und hat diesen nun auch schon an die nächste Generation weitergegeben: Sohn Jonas Dorner trat nämlich nicht nur als Sprecher des Abschlussjahrgangs der Landbewirtschafter ans Mikrofon, sondern auch als Jahrgangsbester. Der Eysöldener hat eine 1,1 als Endnote im Zeugnis stehen.

Auf dem zweiten Podestplatz wurde es dann richtig eng. Auf ihm drängten sich drei Herren mit der gleichen Note von 1,4: Peter Hartmann (Möhrendorf-Kleinseebach), Thomas Schmidt (Greding-Schutzendorf) und Michael Sommerer (Spardorf). Rang drei sicherte sich Sebastian Eichenseer (Velburg-St.Wolfgang) mit einer Note von 1,6.

Semesterleiter Michael Riebel attestierte allen seinen Schützlingen, eine „tolle Klassengemeinschaft gebildet“ zu haben. Beim Einschlagen ihres weiteren Weges sollten sie sich nun an den eigenen wie auch betrieblichen Stärken orientieren und dabei die Weiterbildung nicht vergessen: „Denn die Zukunft kommt, ob wir das wollen oder nicht.“ Wie er ließ auch Jonas Dorner die Landwirtschaftsschulzeit noch einmal Revue passieren, erinnerte an den Besuch der Grünen Woche und des Bundestags in Berlin – natürlich auch an den Schulalltag: „Wir diskutierten recht gerne.“

Im fachlichen Bereich sei es dabei oft um die Bodenbearbeitung gegangen. Pionierarbeit hätten indes die Absolventinnen der Hauswirtschaft geleistet, wie Bär unterstrich. Sie seien der erste Jahrgang gewesen, bei dem das System der Wahlpflichtmodule in einem Schulversuch gegriffen habe. Wie beim Challenge-Triathlon hätten die Studierenden mit einem „Sprung ins kalte Wasser“ ihre Bildungsmaßnahme begonnen, so Semesterleiterin Ute Mahl. Auf der Strecke dann „habt ihr viel Fachwissen mitgenommen, aber auch vieles hinterfragt.“ Nun dürften sie als „Finisher“ die Schule verlassen, sollten aber nun als Multiplikatoren auftreten, seien sie doch Experten praktizierter Nachhaltigkeit.

Auch in diesem Bildungsbereich stand schließlich mit Miriam Winter eine Person aus dem Markt Thalmässing ganz oben auf dem Treppchen. Die Ruppmannsburgerin ist – auch hier eine Analogie zu den Landbewirtschaftern – zugleich Semestersprecherin. In einem Punkt übertrumpft sie Jonas Dorner aber hauchdünn: Winters Endnote ist eine 1,1. Den Platz zwei teilen sich hier Nadine Kilian (Roth) und Simone Schmidmeier (Hilpoltstein) mit je einer 1,2. Auf Rang drei landete Karin Heinrich (Hilpoltstein) mit einer 1,3. Nicht nur in ihrem Jahrgang habe man von der bunten Palette der Herkunftsberufe profitieren können. Die Themen hätten sich von der Lebensmittelverwertung bis zur Optimierung der Arbeitsabläufe erstreckt. Die Schulzeit sei „von Anfang bis Ende spannend und interessant“ gewesen. Einen kurzen Einblick in die ihrige gab auch das erste Semester der Landwirtschaft, das die Schule noch weiter besuchen darf.

Mit Abschluss wichtigenGrundstein gelegt

Die Absolventen hingegen hätten mit dem Abschluss „einen wichtigen Grundstein gelegt“, so Elisabeth Forster. Sie ist sowohl Bezirksvorsitzende des Verbands landwirtschaftlicher Meister und Ausbilder (VlM) als auch im Vorstand des bayerischen Landesausschusses für Hauswirtschaft vertreten. „Sie sind die Botschafter des Berufsstandes“, konnte sie in Doppelfunktion somit beiden Absolventengruppen zurufen.

Den krönenden Abschluss der Feier bildete die Aufnahme in die Kreisverbände der landwirtschaftlichen Fachbildung (VlF). Der Rother Kreischef Markus Hölzel ermahnte die Fachkräfte dazu, sich „nicht auseinander dividieren zu lassen!“ Auch nicht nach Geschlechtern – unter die Hauswirtschaftsabsolventinnen hatte sich übrigens auch ein Mann gemischt. Im Gegenzug war bei den Agrarabsolventen auch eine Frau vertreten.

HK