Hilpoltstein
Neue Kunstausstellung in der Residenz: „Die Komplexität und Ästhetik des Alltäglichen“

16.01.2023 | Stand 16.01.2023, 12:41 Uhr

Sie gestalten die Ausstellung „Leben und Linien“ in der Residenz: Achim Weinberg und Beate Baberske. Foto: Unterburger

Von Robert Unterburger

Hilpoltstein – „Leben in Linien“ lautet das Motto der neuen Kunstausstellung in der Hilpoltsteiner Residenz. Das Künstlerehepaar Achim Weinberg und Beate Baberske aus Nürnberg stellt erstmalig im Rahmen der „Residenz-Kultur“ in der Burgstadt aus.

Der Andrang der Ausstellungsbesucher war bei der Eröffnung am Freitagabend so groß, dass die Sitzplätze nicht ausreichten und zusätzliche Stühle aufgestellt werden mussten. Das freute nicht nur Bürgermeister Markus Mahl, sondern auch Karin Köstler vom Amt für Kultur und Tourismus, die diese erste Ausstellung im neuen Jahr organisiert hat. Stellvertretender Landrat Walter Schnell, der ehemalige VHS-Leiter Cornelius Schlehlein und Ruth Kiefer, die ehemalige Leiterin der Rother Kulturfabrik – sie war eigens aus Brandenburg angereist und ist eine Wegbegleiterin von Achim Weinberg – zählten zu den illustren Gästen der Vernissage.

Maja Taube aus Nürnberg verzauberte die Zuhörerinnen und Zuhörer mit filigranen und meditativen Eigenkompositionen auf der Konzertharfe. Und die Kunsthistorikerin Christiane Lischka-Seitz führte in ihrer Laudatio in das Werk der beiden Künstler ein.

Der 1969 in Roth geborene und im Nürnberger Stadtteil Reichelsdorf lebende Künstler Achim Weinberg zeigt fotografische Werke aus den vergangenen zehn Jahren. Dabei begann sein künstlerischer Weg mit der Malerei. Es ist deshalb kein Zufall, dass die aktuellen Fotografien sehr malerisch anmuten.

Weinberg vergrößert seine Aufnahmen mehrfach. Er fotografiert farbig und platziert seine Objekte, beispielsweise Pflanzen, vor und unter einer Lichtquelle. Damit gibt er Einblicke in eine Welt, die zart und fragil ist. „Wir entdecken eine verborgene, faszinierende Welt“, sagte die Laudatorin. „Der Künstler hat einen forschenden Blick und setzt Materialien wie Honig, Milch, Wattestäbchen oder Öl ein.“ Die Galeristin Sylvia Peter vom „Forum Botanische Kunst“ hat das Werk einmal so ausgedrückt: „Staunend nähert sich Achim Weinberg der Natur, Spiritualität kann man in allem finden, sagt er. Die Pflanzen dienen ihm als Medium, um das Wunder des Lebens zu erforschen.“

Die 1973 in Görlitz geborene Künstlerin Beate Baberske, Achim Weinbergs Ehefrau, gestaltet seit 25 Jahren Textilkunst In ihren Werken in der Hilpoltsteiner Residenz entführen Textilcollagen in den Mikrokosmos Stoff. Wicklungen untersuchen den spannungsreichen Dialog zwischen Farbe und Fäden.

Die Künstlerin baut dabei Alltagsgegenstände in ihr Werk ein. Möbelstücke und andere Dinge werden bei ihr nicht einfach entsorgt, sondern in Kunst transformiert. Beispielsweise gruppiert sie alte Einladungskarten neu. „Die Farben schaffen neue Strukturen und neue Linien, die den Objekten weitere Qualitäten verleiht“, unterstrich die Laudatorin.

„In ihren Werken erkunden Beate Baberske und Achim Weinberg die Komplexität und Ästhetik des Alltäglichen“, zog Christiane Lischka-Seitz ein Fazit. „Sie legen Unsichtbares, miteinander Verflochtenes und Verwobenes frei. Nach dem Besuch der Ausstellung sehen Sie manches anders als zuvor“, wandte sich die Laudatorin abschließend an die Ausstellungsbesucher.

Wer sich davon überzeugen möchte, hat Gelegenheit dazu bei Sonntagsführungen am 23. Januar, 5. Februar und 5. März mit den beiden Künstlern. Geöffnet ist an den genannten Sonntagen von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

HK