Thalmässing
Neue Fördermöglichkeit bringt Thalmässinger Nahwärmenetz-Projekt wieder in Schwung

09.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:10 Uhr

Wider Erwarten nimmt das Thema Nahwärmeverbund Thalmässing wieder Fahrt auf. Den Löwenanteil im Energiemix des Verbundes sollen Hackschnitzel – wie auf diesem Symbolbild – übernehmen. Foto: Weigel, dpa

Von Richard Auer

Thalmässing – Anfang August hatte es gar nicht gut ausgesehen für den lange geplanten Nahwärmeverbund im Kernort von Thalmässing. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Förderungsmöglichkeiten hatten sich damals so sehr verschlechtert, dass allenfalls noch eine kleine Lösung machbar schien. Ein mögliche Partnerfirma, mit der die Verhandlungen schon sehr weit gediehen waren, hatte sich damals in letzter Minute zurückgezogen. Aber jetzt hat sich der Wind gedreht: Es gibt eine neue 40-Prozent-Förderung des Bundes, die wie für Thalmässing geschaffen scheint. Der Marktgemeinderat packt die Sache jetzt erneut mit Hochdruck an. Man sucht ganz konkret nach einem neuen Partner.

In der Sitzung unter Leitung von stellvertretendem Bürgermeister Michael Kreichauf (CSU) stellte Professor Markus Brautsch vom Institut für Energietechnik (IfE) die neuen Möglichkeiten vor. Das Programm namens Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) hat das Ziel, den Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen von erneuerbaren Energien zu unterstützen. Auf Investitionen gibt es 40 Prozent Förderung. „Das BEW ist wirklich ein großer Wurf“, sagte Brautsch. Es ersetze jetzt Programme, die für Thalmässing nicht in Frage gekommen wären – also ein großer Glücksfall. Bedingung für die Förderung ist, dass beim Energiemix des Nahwärmenetzes 75 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Das erreicht Thalmässing locker, denn geplant ist, das Netz zu einem Großteil mit Hackschnitzeln aus den heimischen Wäldern zu beheizen. Dazu kommen dann noch in kleinem Umfang Flüssiggas und Solarthermie.

Angesichts dieser neuen Möglichkeit hat Brautsch – und auch die Marktverwaltung – keinen Zweifel, dass sich ein Generalunternehmer oder Betreiber für das Nahwärmenetz finden lässt. Weil die Planungen schon so weit gediehen sind, lassen sich Kosten und Bauaufwand recht genau überblicken. Brautsch, der die Investitionskosten noch einmal durchgerechnet hat und auch die neuesten Preissteigerungen berücksichtigt, rechnet mit Investitionskosten von 440 Euro pro Meter Wärmetrasse. Auch die Kosten, die die angeschlossenen Bürger für die Energie aus dem Netz zahlen müssten, hat er schon überschlagen: Das wären 11,7 Cent je Kilowattstunden. „Da sind wir sehr attraktiv“, meinte der Professor. Heizöl, dezentral im normalen Wohnhaus verbrannt, komme auf 17 Cent für dieselbe Energieleistung. „Da sind wir attraktiver“, sagte Brautsch selbstbewusst. Und fügte hinzu: „Noch mehr als vorher halten wir diesen Wärmeverbund für wirtschaftlich interessant – ökologisch sowieso.“ Die Begeisterung, so Brautsch, sei bei den Bürgern in Thalmässing in der Vergangenheit groß gewesen. „Sie dürfte nach wir vor groß sein.“

Eine Liste von möglichen Netzbetreibern, „die passen würden“, alle direkt aus der Region, liege vor, es sei nun am Marktgemeinderat, über diese Liste abzustimmen und entsprechende Angebote einzuholen – und zwar genau nach der Projektbeschreibung vom Sommer. „Wir geben die ganze Vorplanung mit: Was wir wollen, wo wir’s wollen.“ Das beschloss das Gremium dann auch wenig später in nicht öffentlicher Sitzung. Stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf hatte sich zuvor sehr zuversichtlich gezeigt, was eine baldige Umsetzung betrifft: „Es ist sehr positiv, dass das noch wirtschaftlicher geworden ist. Und die Bewerber sind jetzt sicher auch nicht weniger geworden.“

HK