Burgfest Hilpoltstein
Nach der ewigen kommt die immergrüne Gräfin

Burgfesttrio lädt zu seinem ersten Kränzchen

17.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:08 Uhr

Bei herzlicher Umarmung überreicht Evelyn Pfeiffer die Insignien an die neue Pfalzgräfin Melanie Flierl. Fotos: Leykamm

Von Jürgen Leykamm

Hilpoltstein – Ein wirklich befreiender Klang: Als die Trommler beim heuer endlich wieder stattfindenden Burgfestkränzchen in die Hilpoltsteiner Stadthalle einmarschieren, markiert ihr treibender Rhythmus endgültig das Ende der diesmal so langen Festpause. Als der letzte Takt verklungen ist, beenden auch Festausschusschef Felix Erbe und Burgfestbürgermeister Josef Lerzer das Abschreiten der Tische und verkünden die neue Pfalzgräfin: Melanie Flierl!

Als sie das erste Mal als Majestät der Burgstadt die Arme zum Gruß erhebt, fliegen ihr die Hände aus dem Publikum umjubelnd entgegen: „Jetzt wollen wir gemeinsam unser geliebtes Burgfest mit Leben erfüllen“, ruft sie ihren „Untertanen“ zu. Aufregende und spannende Wochen liegen den Worten der Floristin zufolge hinter ihr – aber erst recht zugleich vor ihr.

Als sie gefragt wurde, ob sie die neue Dorothea Maria werden wolle, „lag ich gerade mit Corona flach“, erinnert sie sich in ihrer Antrittsrede. Ein Umstand, der ihr aber ermöglichte, das Ganze mit ihrem Ehemann Jürgen in gemeinsamer Quarantäne zu besprechen – um dann zuzusagen.

Die ersten Gräfin desneuen Burgfesttrios

Mit ihrem „Ja“ geht die Kreisbrandmeisterin in die Festgeschichte ein. „Sie ist die erste Gräfin unseres neuen Burgfesttrios“, erläutert Erbe. „Als Mutter der Stadtwache hat sie ja schon bewiesen, dass sie alles im Griff hat.“ Das Dreiergespann komplettieren Kleiderkammerchefin Christine Kronast-Sinabell und Burgfestpfarrer Michael Pfeiffer. Alle drei führen sie am Abend gemeinsam durchs Programm, das in der Präsentation der neuen Gräfin seinen Höhepunkt findet.

„Eine sehr gute Wahl“, lobt Lerzer sie und die drei Wählenden: „Eine würdige Vertreterin unserer Stadt“, ist er sich sicher. Nach der Jahrsdorferin Evelyn Pfeiffer wird mit Melanie Flierl aus Marquardsholz somit schon das zweite Mal in Folge die Bewohnerin eines Ortsteils zur Hoheit der gesamten Stadt gekürt: „Das passt wunderbar“, sagt dazu der Bürgermeister der heutigen Zeit, Markus Mahl.

Neben der neuen Gräfin ist vieles andere neu. Zum Beispiel die Aufstellung der Tischreihen beim Kränzchen, das mit einem echten Knaller beginnt – zum Glück handelt es sich nur um eine vom Servierwagen gestürzte Bierkiste, es gibt keine Scherben. Pfeiffer hofft auf „Welpenschutz“ bei dieser Triopremiere, während Kronast-Sinabell einfach froh ist „endlich wieder hier mit euch zusammen zu sein.“ Doch die Festpremiere der drei steht ja noch aus. „Werden bei Festspiel und Festzug alle ihren Platz und die Sänger und die Fanfaren ihre Töne finden?“, fragt sich Erbe.

Letztere beweisen ihr Können am Abend eindrucksvoll von der Empore, als sie musikalisch der neuen Majestät salutieren. Wie zur Erinnerung liest Erbe selbst das Festspiel im Schnelldurchlauf vor und ruft zum fröhlichen Zitateraten auf. Bevor er verrät, warum man mehr Platz zwischen Bühne und Gäste geschaffen hat. Der Gräfin soll nur noch der erste Walzer gebühren, tanzen möge man schon zuvor. Eine Rechnung, die leider nicht ganz aufgeht.

Breiten Raum nimmt die Verabschiedung der ausgeschiedenen Festausschussmitglieder ein. Allen voran jene von „Mister Burgfest“ Dieter Popp, der das Festgeschehen „über Jahrzehnte entscheidend geprägt hat“, so Mahl: ob als Hofnarr, Wunderdoktor über zwei Jahrzehnte oder vor allem als Burgfestausschuss-Vorsitzender von 1978 bis 1990. Die Aufrüstung der Kleiderkammer mit authentischen Kostümen, die große Palette der Kutschen und vieles mehr kann sich der Ehrenbürger der Stadt auf seine Fahne schreiben. „Zu viel der Ehre, Bürgermeister“, klaut Popp sich nach der Laudatio selbst eine Gräfinnenzeile aus dem Festspiel, „für mich war das alles selbstverständlich.“ Auch der Wunderdoktor Johann Schneck zieht beim Kränzchen nach über 40 Jahren endgültig seinen Hut. Das Trio attestiert ihm aber noch den „Charme des Scharlatans“, zugleich aber Vermittlungskompetenz und Humor. „Es war eine wunderbare Zeit – den Text kann ich im Schlaf noch“, so Schneck selbst.

Nicht mehr im Ausschuss ist auch Franz Stadler, der erst als geschäftsleitender Beamte der Stadt Festverantwortung innehatte, als solcher die Burgfesttage zu Feiertagen erklärte und nach seinem Ruhestand 2012 in die Rolle des „Edelmanns“ schlüpfte. Sein Nachfolger vor zehn Jahren heißt Herbert Walter, der nun ebenso aus Amt und Ausschuss ausgeschieden ist. Er hat sich unter anderem einmal als behebende Kraft eines Getränkenotstandes beim Fest verdient gemacht.

Auf gar keinen Fall zuletzt gilt es beim Kränzchen noch einmal der scheidenden Dorothea Maria zu huldigen, die nun keine Angst mehr haben braucht, als „ewige Gräfin“ in die Annalen einzugehen. Allerdings als jene, die „einen Schreckmoment zu Pferd“ meisterte, das beim Einreiten sich zu einem Ausfallschritt hinreißen ließ. Beim Gedanken an das anschließende „Bad in der Menge bekomme ich immer noch Gänsehaut“, gesteht Evelyn Pfeiffer.

Neuer Wunderdoktor hat sein Elixier schon parat

Nicht nur sie hat eine würdige Nachfolgerin, auch der Wunderdoktorposten bleibt nicht verwaist. Ihn nimmt nun Bernd Buchmüller ein, der ihn auch mit Neuerungen füllt. „Ich werde kein Pferd haben und der Text wird ein bisschen anders“, verrät er. Zum Einstand hat er ein Lebenselixier dabei, dass er gegen eine Spende für die Feuerwehr Solar-Grauwinkl verteilt, die seit 30 Jahren die Bewirtung am Kreuzwirtskeller übernimmt. Seinen Einstand feiert am Kränzchen zudem der neue Pferdeführer Karl-Heinz Walter, der kleine Geschenke für Tier und Mensch nach Hause nehmen darf.

Als Kleiderkammerchefin appelliert Kronast-Sinabell an die, die Nutzungsrechte auf Kostüme haben, bei der Ausleihe am Dienstag FFP2-Masken aufzusetzen. Für die allgemeine Ausleihe „gibt es noch Nachmeldebögen.“ Abholung ist hier an den ersten beiden Augusttagen. Ihren Mundschutz setzt Flierl schließlich beim Gratulationsreigen auf. Denn sie soll am Fest auf jeden Fall gesund sein – Vivat!

HK