Meckenhausen
Mit 87 Jahren zurück nach Uganda: Afrika lässt Pater Josef Gerner nicht los

21.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:51 Uhr

In einem Gottesdienst in Meckenhausen ist Pater Josef Gerner verabschiedet worden. Von den Verantwortlichen des Frauenbundes erhielt er dabei noch eine Spende für die Missionsarbeit aus dem Palmbüschelverkauf im Frühjahr. Foto: Stritzke

Von Andrea Stritzke

Meckenhausen – Der Heimaturlaub ist vorbei: Der Comboni-Missionar Pater Josef Gerner, der seit Juni in Meckenhausen war, um wichtige Arzttermine und eine Operation zu erledigen, ist in der vergangenen Woche wieder an seine Wirkungsstätte in Uganda zurückgekehrt. In dem afrikanischen Missionsgebiet wirkt der inzwischen 87-jährige Geistliche schon seit 40 Jahren.

Nach nunmehr 20 Jahren Krieg ist die Not in dem armen afrikanischen Land äußerst groß. Wie aus Gerners Erzählungen deutlich hervorgeht, ist Unterstützung von außen ganz wichtig. Das ostafrikanische Land Uganda verfügt über keinen Meerzugang, deshalb fallen für Nahrungsmittel und andere Güter sehr hohe Transportkosten an. Die Auswirkungen des Krieges und die Pandemie ließen die Kosten um mehr als das Doppelte steigen. „Viele Menschen bitten verzweifelt um Hilfe, vor allem bei Krankheiten“, berichtet Gerner. Operationen müssen in Uganda teuer bezahlt werden. Hilfe zu verweigern, bedeute nichts anderes, als dem Menschen zu sagen: „Geh heim und stirb!“

Verlassen kann sich Pater Gerner auf seine tüchtigen Mitbrüder. Mittlerweile konnten viele Gemeinden an afrikanische Geistliche übergeben werden – die Hilfe zur Selbsthilfe greift. „Ich bin aber nach wie vor Missionar mit Leib und Seele“, sagt der 87-jährige Josef Gerner über sich selbst. Für den Ruhestand fühlt er sich noch lange nicht bereit.

Seine ernsten, aber auch mit viel Humor gespickten Erzählungen fesseln seine Gesprächspartner. Vor der Abreise aus Meckenhausen plauderte er auch über seine Erfahrungen in Kenia, wo er ebenfalls eine Zeitlang wirkte. Sein Einsatzgebiet waren dort die Slums von Nairobi. Mit Entsetzen habe er erlebt, wie Jugendliche auf den Müllbergen nach etwas Essbarem wühlten.

Als Aufgabe habe er es angesehen, kleine christliche Gemeinschaften zu bilden. Zunächst sei man ihm zwar mit Misstrauen begegnet, so Gerner. Als er aber den Menschen versichern konnte, dass er ihnen keine Kinder und Ziegen stehlen werde, hätten sie Vertrauen gefasst und er durfte die Jugend unterrichten.

Die Anfangszeiten in seiner Missionsarbeit seien dennoch hart gewesen. Denn er sei da zunächst ins kalte Wasser hineingeworfen worden und habe sehen müssen, wie er im Busch ohne Verpflegung zurechtkomme. Ein Pater, mit dem er sich angefreundet hatte, habe ihm damals Mut gemacht. Gerner lernte auch bald die Sprache der Einheimischen und hatte erkannt, dass man auf die Leute zugehen muss. Die Kraft des Glaubens habe ihm geholfen, bekräftigte er.

Eine wunderbare Erfahrung ist es für ihn, jetzt zu sehen, dass diejenigen, denen er einst geholfen hatte, nun den anderen Landsleuten helfen. „Was da gelaufen ist, hat mich überwältigt“, sagte Gerner. Die Menschen hätten gut zugehört und seine Worte in ihre Verhältnisse umgesetzt. Viele Aktivitäten, auch auf politischer Ebene, hätten sich entwickelt. Und die Mission erbaute – unter anderem mit zahlreichen Spenden aus Deutschland – in den vergangenen Jahren eine Sekundarschule mit Schülerheim und Berufsfachschulen.

„Afrika war für mich immer unbändig interessant“, sagte Gerner, der trotz seines hohen Alters unbedingt wieder zurück nach Afrika wollte. Er liebt die Menschen dort und die Menschen lieben ihn, sagte er und fügte schmunzelnd hinzu: „Sie haben keine Probleme mit alten Leuten.“ Feierlich verabschiedet wurde er nun in einem Gottesdienst in Meckenhausen. Von den Verantwortlichen des Meckenhausener Frauenbundes erhielt er eine Spende für die Missionsarbeit aus dem Palmbüschelverkauf im Frühjahr.

Nun reiste Pater Gerner zurück nach Gulu im Norden Ugandas. Auch mit 87 Jahren ist er noch voller Tatendrang und freut sich auf seine Aufgaben und die Menschen.

HK