Roth
Marktplatz bleibt für Autos offen

Bürgermeister Andreas Buckreus scheitert im Stadtrat mit seinem Änderungsplan am Widerstand der CSU

30.06.2022 | Stand 30.06.2022, 19:00 Uhr

Die Sanierungsarbeiten am Haus Nummer 30 erfordern einen Kran. Für Fußgänger plus Autoverkehr könnte es gefährlich eng werden, befürchtet vor allem Bürgermeister Andreas Buckreus. Die CSU will die Autos an dieser Stelle aber nicht ausbremsen. Foto: Schmitt

Von Robert Schmitt

Roth – Nach ausführlicher und teils heftiger Diskussion hat der Rother Stadtrat beschlossen, dass in Sachen Autoverkehr auf dem Marktplatz der Kreisstadt erst einmal alles so bleiben soll, wie es seit gut einem Jahr läuft. Bürgermeister Andreas Buckreus (SPD) hatte den Probebetrieb mit Einbahnregelung für den Autoverkehr über den Marktplatz in Richtung Willy-Supf-Platz und der Parkplätze auf der Westseite des Brunnens beenden wollen.

Als Grund dafür hatte er die Instandsetzung des Hauses Hauptstraße 30 angegeben, in dem sich die „Spielstube“ befindet. Dafür braucht der Bauherr 17 Monate lang einen Kran. Mit vier mal vier Metern ist dessen Grundfläche so groß, dass für Fußgänger zwischen Brunnen und Baustelle kaum mehr eine gefahrlose Passage vom Nordteil des Markplatzes Richtung Buchhandlung und Post möglich wäre. „Im Osten der Kran, im Westen die Parkplätze – Fußgänger würden also gewiss verstärkt die Fahrbahn betreten“, hieß es in der Beschlussvorlage, die Buckreus den Ratsmitgliedern vorlegte. „Dadurch wäre die Sicherheit im Verkehr nicht mehr gewährleistet.“

Aber auch die Marktleute hatten sich beklagt. Die Blumenhändlerin hätte dann nämlich überhaupt keinen Platz mehr, ihre Waren angemessen zu präsentieren, beschwerte sie sich, sie müsste also in den Norden des Marktplatzes umziehen. Dann aber sei sie zu weit vom restlichen Marktgeschehen entfernt, hieß es.

Im Stadtrat wurde die Vorlage des Bürgermeisters insbesondere von der CSU von Anfang an gänzlich anders aufgenommen. „Ich fühle mich hinters Licht geführt und verscheißert“, erklärte beispielsweise Christian Modi. Er sah im Vorgehen des Bürgermeisters ausschließlich einen Angriff auf die Öffnung für die Autos. „Ihre Gründe sind fadenscheinig“, warf er Buckreus vor. „Es gibt keinen Grund, den Probebetrieb zu beenden, bevor wir ihn bewertet haben“, so Modi.

Der Angesprochene widersprach: „Wir wollen niemandem schaden“, begegnete Andreas Buckreus dieser Attacke, „uns geht es ausschließlich um die Sicherheit für Fußgänger.“ Zur Wirksamkeit der Öffnung des Marktplatzes führte das Stadtoberhaupt eine Umfrage unter elf Gewerbetreibenden rund um den Marktplatz an. „Drei davon lehnen eine Beendigung ab, denn sie hätten dem Verkehr mehr Umsatz zu verdanken“, so Buckreus. „Zwei erklärten, es habe sich in Sachen ‚Frequenz‘ nichts geändert – und der Rest hat angegeben, ihm sei es egal.“

Doch CSU-Vertreter Modi fühlte sich auch hier verschaukelt, er glaubte Buckreus nicht: „Da würde ich lieber mal den Marketingbeauftragten hören“, entgegnete er und erhielt Unterstützung von seiner Fraktionskollegin Daniela von Schlenk. „Es sind vorgeschobene Argumente, die nicht nachvollziehbar sind“, sagte die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende. Ihren Gesprächen zufolge haben sich sowohl Frequenz als auch Umsatz am Marktplatz durchaus erhöht. Durch die Baustelle ergäben sich ihrer Meinung nach keine lebensbedrohlichen Situationen für Fußgänger. Ähnlich argumentierten Markus Würth und Gero von Randow von den Freien Wählern.

Unterstützung erhielt Andreas Buckreus dagegen von seiner eigenen Partei, der SPD. Sven Ehrhardt und Petra Hoefer warfen der CSU „gespielte Empörung“ vor. „Es handelt sich hier nicht um eine Weltverschwörung“, sagte Ehrhardt. Denn es sei von Anfang an ausschließlich um einen befristeten Probebetrieb gegangen. „Außerdem sind nach wie vor Aufenthaltsqualität und Sicherheit wichtig“, beharrte Ehrhardt. „Ich prophezeie ein Chaos“, so der SPD-Fraktionschef, „wenn der Kran kommt und der Autoverkehr auch über den Markt darf.“ Joachim Holz von den Grünen wollte vor allem dem Sicherheitsgedanken Rechnung tragen. „Das sollte oberste Priorität haben“, so Holz.

Die Fronten waren also geklärt vor der Abstimmung. Die SPD werde den Bürgern dann sagen, „wem wir das zu verdanken haben“, lautete Ehrhardts drastische Warnung in Richtung CSU, die sich davon allerdings nicht beeindrucken ließ. Sie beantragte sogar „namentliche Abstimmung“, bei der schließlich 16 Stadtratsmitglieder den Beschlussvorschlag des ablehnten. 13 stützten Buckreus’ Vorhaben.

Der Bürgermeister Andreas Buckreus war schon mit einem Plan B in die Sitzung gekommen. „Wir werden als Verwaltung zwei oder drei Parkplätze beseitigen, um die Sicherheit zu gewährleisten“, kündigte er noch vor der Abstimmung an.

HK