Parteiengespräch
Lage heimischer Gewässer: Freie Wähler und Bund Naturschutz tauschen sich aus

08.04.2024 | Stand 08.04.2024, 16:16 Uhr

Ein Entenpaar watschelt am Gänsbach entlang: Wie geht es den heimischen Flüssen und Bächen?, fragte der Bund Naturschutz bei einem Parteiengespräch mit den Freien Wählern. Foto: Meyer

„Wasser – Trinkwasser und Wasser in der Landschaft“ – das waren die Themen des zweiten lokalen Parteiengesprächs, zu dem die Bund Naturschutz (BN)-Kreisgruppe Roth um Vorsitzende Beate Grüner die Freien Wähler eingeladen hatte.

Gerade was Bäche und Flüsse angeht, zeigen Informationen der Wasserwirtschaftsämter, dass diese heimischen Gewässer leider nicht im besten Zustand sind, sowohl was Ökologie als auch Gewässerstruktur angeht. Ein Problem ist dabei die geringe Grundwasserneubildung und die Belastung des Grundwassers mit Nitrat und Pestiziden. Auch gibt es kaum Fortschritte beim Rückbau und der Renaturierung der Gewässer, obwohl die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, zum Ziel hat, dass alle Gewässer bis 2027 in einem guten Zustand sein sollen – ein Ziel, das wohl nicht erreicht wird.

Zum Einstieg in das Gespräch stellte Beate Grüner daher zur Debatte, warum der Gewässerzustand so schlecht sei? Bürgermeister Thomas Schneider aus Röttenbach stellte dazu klar: „Der Gewässerzustand ist überall vergleichbar und nicht nur bei uns verbesserungswürdig.“ Dies liege an geologischen Gegebenheiten und niedrigeren Niederschlägen. Bei der Schwäbischen Rezat zum Beispiel gebe es Probleme mit der Durchgängigkeit durch Wehre für Bewässerungseinrichtungen, die aber nötig seien.

Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch (parteilos) erklärte, dass in Allersberg wegen der Verschmutzungsprobleme an den Flüssen und Bächen, die das geklärte Abwasser aufnehmen, nahezu alle kleinen Kläranlagen aufgelöst worden seien: „Das ganze Abwasser geht jetzt in die große Kläranlage nach Roth, weil dort die Reinigung besser ist.“

Zu viele Maisfelder neben Gewässern

Sonja Möller, Kreisrätin und Stadtratsmitglied der Freien Wähler aus Roth sah die Einflussmöglichkeiten der Kommunen als zu gering an. Sandabbau werde direkt neben Trinkwasserschutzgebieten genehmigt, wie bei Roth-Hofstetten, in den Flussauen sehe man jetzt oft Maisfelder statt Wiesen und die Uferzonen seien nicht intakt.

„Wichtig wären aber auch Renaturierungsmaßnahmen vor allem an Bächen. Ist da etwas geplant?“, fragte Beate Grüner in die Runde. In Heideck gebe es schon lange Gewässerentwicklungspläne, so Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer. Aber die Verfügbarkeit der Grundstücke bremse die Umsetzung. Auch seien viele Gräben in der Flur begradigt und Äcker drainiert, so dass das Wasser bei Starkregen schnell abfließe.

Thomas Schneider erwähnte, dass viele kleine Projekte am Laufen seien. So werden nahezu in jeder Gemeinde Bachläufe renaturiert und verbessert. Allerdings werde darüber kein großes Aufheben gemacht.

Beate Grüner lenkte den Fokus auf die Grabenpflege. „Wäre hier nicht weniger mehr?“, fragte sie auch mit Blick auf Entwässerungsgräben in Wäldern. Insgesamt müsse das Wasser viel mehr in der Fläche gehalten werden. Dafür brauche es weniger Versiegelung und insbesondere weniger Flächenverbrauch. Thomas Schneider verwies darauf, dass Versickerung bei Bauvorhaben heute Standard sei. Landwirtschaftliche Flächen aber müssten drainiert werden, damit sie bearbeitet werden können.

Flachenverbrauch im Blick: Kleinere Bauplätze als früher

Für Stefanie Schmauser, Kreisvorsitzende der Freien Wähler und Stadträtin in Hilpoltstein, hat man den Flächenverbrauch bereits im Blick: „Die Bauparzellen sind kleiner als früher, man hat mehr Geschosswohnungsbau und saniert mehr alte Gebäude.“

Beate Grüner leitete zum Thema Trinkwasser über und wollte wissen, warum es im Landkreis keine Vorbehaltsflächen für Trinkwasserschutzgebiete gebe. Bürgermeister Thomas Schneider erklärte, diese Vorbehaltsgebiete seien vor allem für überörtliche Versorger geplant. Diese gebe es vor Ort kaum, weil die potenziellen Wasserförderbereiche im Regelfall von den örtlichen Versorgern genutzt würden. Die Grundwasserneubildung geschehe vor allem im Winter, im Sommer sei die Verdunstung zu hoch. In den vergangenen Jahren habe es an Niederschlägen im Winter gefehlt. Dieses Jahr sei es besser und die Schichten gesättigt.

Weitere Themen waren die Nitrat- und Pestizidbelastung sowie das Wassersparen. Laut Bürgermeister Thomas Schneider müssten die Landwirte Kompromisse eingehen. Viele Tiere auf wenig Fläche zu halten, gehe nicht, dann habe man zu viel Nitrat. Biogas sei gut, aber den Mais dafür von weither zu holen, sei nicht akzeptabel.

Die Landwirtschaft müsse in bestimmten Bereichen, wie bei der Trinkwasserversorgung, zurückstehen. Wenn Landwirte aber korrekt wirtschaften und durch die Einschränkung der Düngergabe auf Erträge verzichten müssten, müsse das von der Gesellschaft ausgeglichen werden.

Beim Wassersparen sei man auf einem guten Weg. In seinem Wasserzweckverband gehe der Verbrauch kontinuierlich zurück. „Wir haben weniger Wasserverbrauch als vor 30 Jahren, aber mit 30 Prozent mehr Einwohnern“.

HK