Kunst im Landkreis Roth
Kunstverein Spectrum zeigt Jahresschau zu Kommunikation

24 Kunstschaffende stellen noch bis kommenden Sonntag aus

11.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:34 Uhr

Der Mondkalender von „Maler Jonathan“ findet reißenden Absatz. Der Künstler (2. v. r.) signiert die Exemplare vor Ort, während die Künstler-Kollegen für Nachschub sorgen. Fotos: Unterburger

Die 39. Jahresausstellung des Kunstvereins Spectrum steht unter dem Thema „Kommunikation“. 24 Künstlerinnen und Künstler haben sich mit viel Enthusiasmus Gedanken gemacht und Werke zu diesem Thema angefertigt.

Über 150 Besucherinnen und Besucher kamen in den großen Saal der Kulturfabrik Roth, um die Laudatio des emeritierten Kunstprofessors Günther Köppel von der Universität Eichstätt zu hören, die einen weiten Bogen vom Begriff „Kommunikation“ bis hin zu den Künstlerinnen und Künstlern und ihren ausgestellten Werken spannte.

Dass zur Eröffnung einer Kunstausstellung in Roth 150 Besucher kommen, darf man als außergewöhnlich bezeichnen. Es ist ein eindrucksvoller Beleg für die Bedeutung des Kunstverein Spectrum in der Kunst- und Kulturszene über den Landkreis Roth hinaus. Das Team um Heinz-Peter Lehmann hat in den vergangenen Jahren dem Kunstverein Spectrum zu neuer Blüte verholfen.

Kommunikation im Zeitalter des Internets noch wichtiger

„Im Zeitalter des Internets hat Kommunikation größere Bedeutung erlangt als je zuvor“, sagte der Spectrum-Vorsitzende Lehmann. „Heute ist es möglich, sich mit nahezu jedem der rund acht Milliarden Menschen auf der Erde auszutauschen und Meinungen zu bilden.“ Damit würden sich ungeahnte Möglichkeiten auftun, „sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne.“

Kommunikation sei Segen und Fluch zugleich, es hänge davon ab, was wir daraus machen. Uns bleibe nur der ziemlich banale Ansatz, Kommunikation sinnvoll zu nutzen, kritisch zu hinterfragen und immer den gesunden Menschenverstand eingeschaltet zu lassen, konstatierte Lehmann.

„Die Jahresausstellung will versuchen, sich wieder auf die Urform der Kommunikation zurück zu besinnen: den unmittelbaren Dialog von Mensch zu Mensch“, hob der Spectrum-Vorsitzende hervor.
„Der Kunstverein Spectrum bietet tolle Veranstaltungen und Angebote“, lobte Roths stellvertretende Bürgermeisterin Claudia Lux (CSU), „Kommunikation gibt es auch ohne Worte.“ Jedes Kunstwerk habe einen anderen Ausdruck. „Mit ihren Werken geben die Künstler ihr Inneres preis.“

„Die 39. Jahresausstellung des Kunstvereins Spectrum ist ein guter Grund für den Landkreis, ein herzliches Wort des Dankes zu sagen“, würdigte der stellvertretende Landrat Walter Schnell. „Für uns ist die Kunst wichtig und wesentlich. Deshalb unterstützt der Landkreis die Ausstellung mit 1500 Euro.“ Schnell erinnerte daran, dass gerade in der Zeit der Pandemie die Kunst- und Kulturschaffenden die Leidtragenden gewesen waren. Im ehemaligen Reitstadel des Historischen Eisenhammers in Eckersmühlen entstehe eine Einrichtung, die der Kunst im Landkreis diene. „Macht euch Gedanken über die Räume, die ihr künftig nutzen könnt!“, riet er den Mitgliedern des Kunstvereins. Was das Thema Kommunikation betrifft, müssten die Gespräche ideologiefrei, transparent und offen sein.

Im Mittelpunkt der Vernissage stand die Laudatio von Professor Günther Köppel, die auf viel Anerkennung und Zuspruch stieß. „Kommunikation ist ein Begriff, der inflationär verwendet wird“, sagte er, „hier wird oft etwas ganz Normales aufgeladen.“ Jeder Mensch sei ein Kommunikationsträger, sogar unsere Organe und die allermeisten Tiere kommunizierten miteinander.

Schon immer hätten die Menschen die Welt visuell wahrgenommen, hob Köppel hervor. Ein Künstler markiere den Übergang von der Natur zur Kultur. „Wir als Künstler wollen Spuren erzeugen, wollen Spuren hinterlassen und wollen nicht spurlos bleiben“, betonte der Laudator, „Spuren charakterisieren unsere Kunst.“

Der Künstler erlerne unterschiedlichste Formen und Spuren und habe Lust, sie zu begleiten und zu öffnen. Schon Kinder hinterließen mit dem Stift ihre ersten Spuren, wenn sie sogenannte Kopffüßler zeichnen.

Das Wesen der visuellen Kommunikation führe in die Jahresausstellung des Kunstvereins Spectrum, so Köppel weiter. Die Freude und die Lust am Schaffen, am Zeichnen und Malen halte im Idealfall ein ganzes Leben lang. Doch oft sei es so, dass die Freude am Zeichnen meist mit dem Ende der Pubertät ende und oft behaupteten die Menschen: „Ich kann nicht malen.“

„Kunstwerk ist das Ereignis einer Begegnung“

„Es geht nicht darum, dass wir als Künstler dem Fotoapparat Konkurrenz machen“, schränkte der Laudator ein. Ein Kunstwerk sei „das Ereignis einer Begegnung“ und rufe zu einer Deutung auf. Digitalisierung und künstliche Intelligenz seien eine Herausforderung für die Arbeit eines Künstlers und böten vielfältige neue Möglichkeiten, Kunstwerke zu schaffen. „Wir dürfen in der Kunst Visionen haben“, ermunterte Köppel die anwesenden Künstlerinnen und Künstler, „wir gestalten uns die Welt nach unserer Fantasie, wir dürfen das Schauen genießen, die Lust am Leben gipfelt in der Empfindung von Schönheit.“ Künstler trügen zur Schönheit einer Welt bei, die Kunst werde zu einem Resonanzraum.

Joseph Beuys habe gesagt, jeder Mensch sei ein Künstler. Dieser Behauptung könne er nicht zustimmen, denn manchmal würden Dinge geschaffen, die mit Kunst nichts zu tun haben. „Wir müssen aber die Toleranz haben, auch solche Dinge anzuerkennen“, sagte der Laudator. In der NS-Zeit, in der DDR oder in China definiere der Staat, was als Kunst zu gelten habe. Jede Staatskunst sei ein Ausdruck einer staatlichen Ideologie. „Wer unsere Kunst toleriert, zeigt eine geistige Freiheit und eine Freiheit des Herzens“, schloss Günther Köppel.

Anschließend stellte er die Werke aller 24 ausstellenden Künstlerinnen und Künstler vor und interpretierte ihre Botschaften. Das sind Werke von Reinhold Bimüller, Steffi Bloß, Gabriele Breuer, Barbara Dahms, Reinhard Dellert, Anja Erb, „Maler Jonathan“, Reiner U. Kämpfe, Kerstin Knappe, Norbert Köster, Norbert Mager, Angelika Neff-Lehmann, Justine Netter, Franz Netter, Annette Rehm, Gunther W. Remark, Heinz Ripka, Günther Römling, Ina Schilling, Ralf Schmackig, Regina Stoll, Rudolf Stowasser, Johann Tischinger und Sabine Weigand.

Installation mit dem roten Faden der Kommunikation

Wer das Foyer der Kulturfabrik betritt, stößt auf eine Installation von Angelika Neff-Lehmann aus Roth und Barbara Dahms aus Ellingen. Sie besteht aus einem Gewebe von 800 Metern roter Fäden, in dem mehr als 20 Köpfe hängen, die versuchen, miteinander oder auch mit dem Betrachter zu kommunizieren.

„Maler Jonathan“, das Ehrenmitglied des Kunstvereins hat einen Mondkalender mit einem Gemälde von ihm als Kunstwerk aufgelegt. Er signierte ihn persönlich. Der Kalender fand bei den Gästen reißenden Absatz.

Die Jahresausstellung des Kunstvereins ist bis 17. September in der Kulturfabrik zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag je von 14 bis 17.30 Uhr.

HK