Roth/Eckersmühlen
Hermann Lorenz warnt vor der „Klimasünde“

Energiebündelsprecher sieht Pelletzentralheizung für Baugebiet an der Zwillach als einen Irrweg

01.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:10 Uhr

Zweifel an Pellets: Für den Pressesprecher des Energiebündels, Hermann Lorenz, ist klar: „Im Baugebiet an der Zwillach darf keine Pelletzentralheizung für 90 Häuser entstehen. Foto: dpa

Von Robert Schmitt

Eckersmühlen – Es gibt neue Argumente für die Kritiker eines Holzhackschnitzelkraftwerks in Eckersmühlen: Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat eine Empfehlung beschlossen, wonach primäre Holzbiomasse nicht mehr subventioniert und weitgehend von der Anrechnung auf die EU-Ziele für erneuerbare Energien ausgenommen werden soll.

Für Hermann Lorenz ist deshalb klar: „Im Baugebiet an der Zwillach darf keine Pelletzentralheizung für 90 Häuser entstehen“, sagt der Eckersmühlener, der auch Pressesprecher des Energiebündels im Landkreis Roth ist. Lorenz betont allerdings, er gebe ausschließlich seine Privatmeinung wieder. „Das Energiebündel arbeitet derzeit an einer Stellungnahme“, sagt Vorsitzender Joachim Holz.

Nicht nur für Lorenz hat der EU-Ausschuss eine absolut richtige Entscheidung getroffen. „Die Verbrennung von Pellets heizt den Klimawandel durch hohen Kohlendioxid- und Feinstaubausstoß an“, sagt mit Peter Wohlleben Deutschlands bekanntester Förster. Wolfgang Lucht vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung bestätigt ihn. „Holz erzeugt bei der Verbrennung drei Mal soviel Kohlendioxid wie Gas, doppelt soviel wie Öl und anderthalb Mal so viel wie Kohle“ erklärt Lucht. Darüberhinaus gefährde man den Wald in Deutschland. „Der Holzeinschlag hier ist vier Mal höher als im Weltdurchschnitt und immer noch doppelt so hoch wie im Schnitt der EU“, rechnet Lucht vor.

Wohlleben warnt, noch mehr Holznutzung zur Energieerzeuung. „Pellets heizen den Klimawandel an“, sagt er und betont die bedeutenden Funktionen des Waldes für den Menschen. „Der Wald darf nicht zu einem Rohstofflager werden.“ Schließlich wird bereits heute die Hälfte des deutschen Holzverbrauchs verbrannt. „Wir beobachten, dass die Holzernte extrem in die Höhe gegangen ist und der Haupttreiber des Anstiegs beim Holzeinschlag ist der Brennholzverbrauch“, sagt Peter Thies, Waldexperte bei Greenpeace. „Der Wald erzeugt aber Kühlung, sorgt für Regen und stellt Artenvielfalt sicher“, zählt Wohlleben auf und spricht vom „Märchen der kohlendioxidfreien Heizung“, das die Pelletindustrie verbreite.

Hermann Lorenz erneuert deshalb seine von Beginn an vorgetragene Kritik. „Ein Pelletsheizkraftwerk wäre kein Klimaschutz, sondern teuer, klimaschädlich und sozial ungerecht“, sagt Lorenz und verweist auf die erst jüngst enorm gestiegenen Preise für Pellets. Außerdem sei es ein Monopol, auf das die Nutzer keinen Einfluß hätten. „Sie verpflichten sich auf Jahrzehnte und zahlen in dieser Zeit hohe Preise plus den Gewinn des Betreibers.“

Als Alternative schlägt Lorenz vor allem bessere Dämmung vor. „Man kann Häuser heutzutage mit wenig Mehraufwand so bauen, dass sie kaum mehr Energie fürs Heizen brauchen“, weiß der Diplom-Ingenieur. „Eine kleine Wärmepumpe reicht dann.“ In Oberfranken habe er kürzlich ein Nahwärmenetz gesehen, dass gänzlich mit in Sonnenkollektoren erwärmtem Wasser betrieben worden sei. Ähnliche Planungen an der Zwillach zu verwirklichen, das hält Hermann Lorenz für richtungsweisend. „Statt eine Klimasünde zu begehen, hätten wir dann ein Musterprojekt mit Strahlkraft für ganz Bayern.“ Der bereits rechtskräftige Bebauungsplan würde dem nicht entgegenstehen, hieß es aus dem Rother Bauamt.

Ganz anders bewertet EU-Abgeordnete Marlene Mortler den Beschluss des Umweltausschusses. Die CSU-Parlamentarierin hofft, dass ihn das Plenum im Herbst kassieren wird. „Wenn wir über Verbrennung reden, meinen wir Wärmeerzeugung mit minderwertigem Holz, das nicht für den Bau geeignet ist“, so Mortler auf Anfrage. Es spreche grundsätzlich nichts gegen ein Pelletskraftwerk, „wenn die Pellets eine Zertifizierung haben und entsprechend verfügbar sind“.

HK