Greding
Greding will an der Kultur sparen

Stadt plant weniger Engagements, da Zuspruch des Publikums mitunter zu wünschen übrig lässt

22.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:47 Uhr

Praktisch ein Selbstläufer ist mittlerweile das Sommerkonzert von schadd.net im Innenhof des Rathauses. Lokale Akteure haben es in Greding aber auch vergleichsweise leicht, Publikum anzusprechen. Künstler von auswärts ziehen nicht in gleichem Maße, weshalb das Kulturprogramm der Stadt 2023 ein wenig dünner ausfallen wird als gewohnt. Foto: Batz

Von Volker Luff

Greding – Die bayerische Volksschauspielerin Monika Baumgartner gastiert am Sonntag, 4. Dezember, gemeinsam mit den Wellküren. Der Auftritt ab 19.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche rundet – wie jedes Jahr – nicht nur den zweitägigen Weihnachtsmarkt ab, sondern ist auch ein abschließender Höhepunkt des Kulturprogramms, dass die Stadt im Jahresverlauf organisiert. Diese Kulturveranstaltungen jedoch „haben uns im Jahr 2022 zum Teil heftige Bauchschmerzen bereitet“. Diese Feststellung hat Bürgermeister Manfred Preischl (FW) in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses getroffen. Weshalb nun Konsequenzen folgen sollen.

Wie diese aussehen, das ist aber nicht ganz klargeworden in der Ausschusssitzung. Denn Preischl wollte Ideen von den Mitgliedern; jedoch traf sie dieser Appell überfallartig. Und so gab es nicht allzu viel zu hören abgesehen von der Beschreibung des Bürgermeisters der Ist-Situation: Das Gastspiel des bayerischen Komikerduo Luggi und Guggi, vorgesehen Mitte Oktober, ist kurzfristig abgesagt worden, denn:„Wir hätten am Ende 15 zahlende Besucher gehabt.“ Ein Draufzahlgeschäft also. Auch andere Veranstaltungen hätten deutlich mehr Zuspruch vertragen. Wieder andere Events hätten Interessierte fast gestürmt, etwa den Auftritt von De Hoggableiba jüngst im Rathausfoyer.

Der Preis spielt eine wichtigeRolle bei der Entscheidung

„Wie sollen wir mit dem Kulturprogramm umgehen?“, fragte Preischl in die Runde. Mangelnder Zuspruch sei nicht unbedingt an der Qualität oder dem Bekanntheitsgrad des einzelnen Künstlers festzumachen, „weniger Besuch ist ein Phänomen in ganz Bayern“, so Preischl. Nachdem in den Coronajahren die Kulturbranche am Boden gelegen habe, habe sie sich noch immer nicht erholt. Darauf müsse man irgendwie reagieren – nur wie? Denn die Gründe seien sicherlich vielfältig, er glaube aber einen Trend zu erkennen: „Je günstiger, desto besser besucht.“

Thomas Herrler (SPD) wollte erst einmal viele Jahre zurückgehen, um zu analysieren, welche Art der Veranstaltung viele Besucher angelockt habe. Ein Vorgehen, dass Manfred Preischl für sinnfrei hielt, schließlich sei der Einbruch erst mit der Pandemie erfolgt. Michael Schneider (FW) gab zu bedenken, dass heuer viele Vereine Feste nachgeholt hätten – es habe ein Überangebot an Veranstaltungen geherrscht. Dennoch wollte Preischl das Risiko eines neuerlichen Pleitejahrs in Sachen Kultur nicht unbedingt eingehen, zumindest nicht ohne ausdrückliche Aufforderung des Ausschusses.

Bekannte Namen garantierennicht unbedingt volles Haus

Einig war man sich im Gremium darüber, dass vor allem Veranstaltungen mit lokalen Akteuren beibehalten werden sollen, etwa wenn schadd.net oder die Stadtkapelle auftreten wollten. Denn heimische Künstler kämen immer gut an. Jürgen Metzner (CSU) vertrat die Ansicht, dass große Namen auch großes Interesse nach sich zögen. Das stimme zwar mitunter, sagte der Bürgermeister und führte Martina Schwarzmanns Gastspiel zum Jubiläums-Volksfest 2017 als Beispiel an. Helmut Schleich jedoch , zwei Jahre zuvor, kam als frischgebackener Bayerischer Kabarettpreisträger – und bescherte ein dickes Minus in der Kasse.

Überdies führten solche Überlegungen sowieso nicht zum Ziel, so der Bürgermeister. Denn Greding habe schlicht nicht die Veranstaltungshallen, die es brauche, um echte Größen zu verpflichten. Mit Ausnahme des Volksfestzelts. So fasste der Ausschuss ins Auge, das Volksfest 2024 wieder mit einem Kabarett einzuläuten – für nächstes Jahr seien mögliche Kandidaten bereits ausgebucht.

Metzner brachte eine Art Talentwettbewerb ins Spiel, Greding könne dem künstlerischen Nachwuchs aus dem Landkreis ein Forum bieten. Der Eintritt hierfür wäre sicherlich nicht hoch, „niedrigpreisig finde ich wichtig“. Die Idee kam bei den Kollegen im Ausschuss an. Blieb aber allein auf weiter Flur. Konsequenz der Überlegungen wird nun aller Voraussicht nach sein, dass das Gredinger Kulturprogramm 2023 ausgedünnt wird. „Das kann aber bedeuten, dass wir nicht alles vier bis sechs Wochen etwas haben“, so Preischl. Darüber solle man sich im Klaren sein.

HK