Freizeit im Landkreis Roth
Familien-Erlebnispfad „Den Hilpoltsteinern auf der Spur“ eröffnet

Gelebte Stadtgeschichte als Wanderweg

12.10.2023 | Stand 12.10.2023, 19:00 Uhr

Zum Erleben und Staunen: Das Band zum „Abenteuerwald“ dürfen die Kinder durchschneiden (oben), am Spielplatz können sie sich gleich tummeln (links) und der hölzerne Drache am Fledermauskeller begeistert auch die Erwachsenen (rechts). Fotos: Tschapka

Eine tanzende Pfalzgräfin, ein Nachtwächter aus Stahl, der traditionelle Flecklasmo, ein überdimensionaler Bilderrahmen und sogar ein mächtiger Drache, auf dem man reiten kann, sind Teil der neuesten Attraktionen in Hilpoltstein. Der am Dienstag eröffnete Familien-Erlebnispfad „Den Hilpoltsteinern auf der Spur“ bietet an insgesamt 18 Stationen und praktisch an jeder Ecke spannende Begegnungen.

Bevor die speziell für Familien konzipierte Route am neuen Waldspielplatz hinter der Mittelschule offiziell eingeweiht wurde, führte die Altdorfer Landschaftsarchitektin Bettina Danninger, die maßgeblich für die rund zwei Jahre dauernde Konzeption des Erlebnispfads verantwortlich ist, alle Interessierten auf den Rundweg mit. Dabei konnten zwar nicht alle Highlights erlebt werden − eine detaillierte Karte und eine Vorstellung aller Stationen sind auf der Homepage der Stadt zu finden –, aber die ausgewählten Stationen stießen auf viel Begeisterung. Zum Beispiel die Figur des Nachtwächters am Döderleinsturm, bei dem einer Teilnehmerin „Schau, der Gottfried!“ entfuhr. Tatsächlich erinnert der aus Stahl gefertigte Geselle frappierend an den langjährigen (Tourismus-)Nachtwächter Gottfried Gruber, „aber diese Statue ist allen Nachtwächtern der langen Hilpoltsteiner Stadtgeschichte gewidmet“, betonte Danninger.

Eine andere Station auf der Försterwiese wurde vor ein paar Wochen bereits eingeweiht: Der „Planetenhopser“, bei dem eine Klasse der Grundschule die Planeten unseres Sonnensystems als buntes Mosaik nachgebaut hatte. Dies soll an Johann Christoph Sturm, den Astronomen, Mathematiker und vor allem berühmten Sohn der Stadt, erinnern. Zwei alte Bekannte traf die Gruppe dann am Stadtweiher wieder: Die hölzernen Figuren von Pfalzgraf Johann Friedrich und seiner Gattin Sophie Agnes saßen auf dem neuen Landschaftsbilderrahmen, in dem sich nun auch die Spaziergänger vor idyllischer Kulisse ablichten lassen können. Ebenfalls am Stadtweiher befindet sich die geschnitzte Holzfigur von Pfalzgräfin Dorothea-Maria, die auf einer Drehscheibe steht und mit der man sogar ein Tänzchen wagen kann. Einige fanden, dass die Figur an die frühere Burgfestausschussvorsitzende Barbara Billmaier erinnert, aber Danninger meinte, das sei Zufall. Passen würde es trotzdem, schließlich gehört Billmaier auch zur Riege der ehemaligen Gräfinnen.

Es ging weiter zur Burg, wo man von einem hölzernen Thron einen wunderbaren Blick auf Hilpoltsteins Wahrzeichen genießen konnte. Am sogenannten Fledermauskeller wartete ein mächtiger Holzdrache und an der Trommelstation gab es einen geschnitzten Burgfesttrommler.

Leibhaftige Vorbilder geben sich die Ehre

Zwei „echte“ Trommler in Gestalt von Bernhard Luft und Klaus Pfaller warteten kurz darauf am Abenteuerwald, wo die Eröffnung gefeiert wurde. Auch die bereits besuchten historischen Gestalten gaben sich hier leibhaftig die Ehre: Die aktuelle Pfalzgräfin (Christine Fürnkäß), Pfalzgraf Johann Friedrich (Willi Baier) mit Sophie Agnes (Christine Kronast) und auch der Flecklasmo (Josef Brunner). Auch die beiden stellvertretenden Landrätinnen Edeltraud Stadler und Ursula Klobe, die den neuen Pfad als „neues Puzzleteil für die Familienfreundlichkeit im Landkreis“ bezeichnete, waren anwesend. Bevor die beiden Diakone Bärbel Prager und Bernd Grünauer dem neuen Familien-Erlebnispfad ihren ökumenischen Segen erteilten, begrüßte Bürgermeister Markus Mahl alle kleinen und großen Gäste und stellte das Projekt, das „kein Märchenpfad, sondern gelebte Stadtgeschichte“ sei, noch einmal kurz vor: Das Projekt wurde 2021 im Stadtrat beschlossen und hat zum Ziel, Kindern und Familien ein weiteres kulturelles und naturbezogenes Freizeiterlebnis zu bieten. Mahl ist überzeugt, dass der Erlebnispfad nicht nur einen Mehrwert für die Stadt schaffen wird, sondern auch zur Steigerung des Bekanntheitsgrads in der Region beiträgt. Die Kernroute erstreckt sich über eine Strecke von etwa 2,6 Kilometern und ist durchgehend auch für Kinderwägen geeignet. Entlang der Route befinden sich zudem neue und bestehende Spielplätze, wie zum Beispiel auf der Försterwiese. Der Start- und Zielpunkt des Wegs ist das Brunnenmännlein in der Altstadt, wo sich zum Abschluss des Erlebnisses auch eine Einkehr in der örtlichen Gastronomie anbietet. „Für all diejenigen, die noch mehr Wanderfreude erleben möchten, bietet sich die Möglichkeit, die Strecke zum Erlebnisbauernhof des Auhofs und zum neuen Pumptrack beim Jugendplatz zu erweitern.“

Kräftige Unterstützung durch LEADER-Förderung

Auch auf die Finanzierung des rund 160000 Euro teuren Projekts kam Mahl zu sprechen. Die Hälfte der Kosten wird durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, der LEADER-Stelle „Erlebenswelt Roth e. V.“ gefördert. Dafür dankte er allen Beteiligten, unter anderem auch den beiden anwesenden Nadine Menchen und Anja Müller aus der Geschäftsstelle des Vereins am Landratsamt, und speziell Mareike Ibinger, der Leiterin des städtischen Kulturamts und Impulsgeberin des gesamten Projekts.

Auch der Kreiswanderwegewart Hans Luft war in die Planung mit einbezogen. Nicht unerwähnt ließ er auch die Firma „Massiv-Holz GmbH“ aus Rattelsdorf bei Bamberg, die für sämtliche Holzarbeiten auf dem Erlebnispfad verantwortlich war. Alexander Herz hat die Skulpturen geschnitzt, Geschäftsführer Udo Kümmelmann diese anschließend bemalt.

Nach diesem offiziellen Teil gab es bei den Kindern kein Halten mehr, und so stürzten sie sich auf die Spielgeräte ihres neuen „Abenteuerwald“-Spielplatzes, auf dem unter anderem eine Wippe, eine Hängematte und eine Seilbahn auf sie warteten.

HK