Die ersten UTN-Studenten starten
Interaktiver Konferenzraum statt Hörsaal – An Nürnbergs neuer Hochschule ist vieles anders

12.10.2023 | Stand 12.10.2023, 17:00 Uhr

Irene aus Spanien und Luca aus Fürth (von links) freuen sich auf ihr Studium an der neuen Universität in Nürnberg. Foto: Pelke

Alles ist anders in der neuen Nürnberger Universität – nicht nur die Sprache. „Meine Tür steht Ihnen immer offen“, ruft Gründungspräsident Professor Hans Jürgen Prömel den allerersten Studenten der neuen Technischen Universität Nürnberg auf Englisch zu.

Nicht nur bei der Amtssprache geht die Hochschule neue Wege. Auch beim Lernen will die „UTN“ – selbst die Abkürzung wird selbstverständlich fast so wie in Amerika stolz wie Oskar ausgesprochen – die alten Zöpfe abschneiden. Statt den klassischen Hörsälen gibt es zum Beispiel interaktive Konferenzräume. Statt unbequemen Holzmöbeln hockt das allererste Semester auf futuristischen Drehstühlen, die mit ihren Rollgestellen unter den Füßen fast an Roboter erinnern.

„Ich bin schon ein bisschen aufgeregt und nervös“, gibt die 22-jährige Irene von der spanischen Ferieninsel Gran Canaria unumwunden zu und spricht von einem echten Abenteuer an der nagelneuen Uni.

Die 25-jährige Luca schaut dagegen schon ziemlich unerschrocken und zuversichtlich drein. „Ich bin aus Fürth und habe in München meinen Bachelor gemacht“, erzählt Luca und schwärmt von den fast unbegrenzten Möglichkeiten, an der neuen Uni in Nürnberg in absolute Zukunftsfelder wie Robotik & Co. eintauchen zu können, freut sich die Studentin mit der Matrikelnummer 1.

Klausuren sind gestrichen

In den kommenden vier Semestern stehen statt dem bekannten Frontalunterricht aktivierende Lernmethoden im Vordergrund. Selbst die mehr oder weniger beliebten Klausuren sind in der neuen Uni in Nürnberg radikal gestrichen worden. Individuelles Feedback und kompetenzorientierte Prüfungen stünden laut Vize-Präsidentin Isa Jahnke im Fokus. „Wir wollen von Ihnen lernen“, bringt die Professorin den revolutionären Plan auf die neu-deutsche Formel: „This is a very big day!“

Den neuen Kommilitonen dürfte unterdessen langsam schwanen, auf welches Experiment sich die Studenten wirklich eingelassen haben. „Sie haben keinen Fehler begangen, sondern wirklich Mut bewiesen“, ruft Oberbürgermeister Marcus König den Neu-Nürnbergern fast beruhigend zu und freut sich, dass sich die frischgebackenen Master-Studenten für die beste Uni in der besten Stadt der Welt entschieden hätten. „In Nürnberg können Sie auch Party machen“, schwärmt König und freut sich, dass die fränkische Erfinderstadt als letzte Metropole in Deutschland nun endlich ebenfalls über eine wirklich eigene Universität verfügt.

Derweil genießt Wolfram Burgard die Aufbruchstimmung. „Das fühlt sich wie in einem echten Start-up an“, freut sich der bekannte Robotik-Professor, der extra aus dem schönen Freiburg nach Nürnberg gekommen ist, über die „coole“ Stimmung zum Beginn des kleinen, aber feinen Premieren-Studienjahrgangs.

Apropos: Die ersten Studenten hat die neue Universität praktisch handverlesen. Von 100 Bewerbern aus über 30Ländern hocken zum Start nur knapp zehn Erstsemester auf den beweglichen Büromöbeln – zwei aus Deutschland und die anderen aus Ländern wie Indien und Taiwan. Bis zum Ende der Einschreibungszeit rechnet die Hochschule mit insgesamt rund 20 Studenten. Im Hinblick auf den nicht minder exklusiven Lehrkörper – sechs Professoren und fünfzehn Wissenschaftliche Mitarbeiter hat die gerade einmal fast genau drei Jahre alte Uni bereits angestellt - können Irene, Luca & Co. fast wie im Paradies von einem Betreuungsverhältnis zwischen Dozent und Student von Eins zu eins profitieren.

Platz für 6000 Studenten

Noch finden die Kurse in einem loftartigen Interimsgebäude in der pulsierenden Südstadt zwischen Geschäften, Firmen und Unternehmen statt. Schon im nächsten Jahr sollen die ersten Lehrveranstaltungen auf dem neuen Campus in Lichtenreuth stattfinden. Dort hat der Freistaat knapp 40 Hektar erworben, um Platz für rund 6000 Studenten zu schaffen, die den Erstsemestern an der UTN folgen und Nürnberg in rasanten Tempo zum Innovationsmotor für Künstliche Intelligenz, Robotik & Co. machen soll.

HK