Landkreis Roth
Ein Ende des Baubooms zeichnet sich ab

Landratsamt verzeichnet weniger Anträge als in vergangenen zwei Jahren – Grundstückspreise auf Höchstniveau

10.01.2023 | Stand 10.01.2023, 13:04 Uhr

Grundstücke in bevorzugten Lagen wie hier auf der Dorotheenhöhe in Hilpoltstein sind rar und sehr teuer. So geht die Baunachfrage im Landkreis Roth aktuell zurück. Foto: Münch, Archiv

Von Volker Luff

Hilpoltstein/Roth – Nur gut jeder vierte Käufer eines Hauses (44 Prozent) oder einer Eigentumswohnung (43 Prozent) im Landkreis Roth kommt aus dem hiesigen Kreis. Der Rest der Käufer stammt überwiegend aus ganz Mittelfranken – und damit wohl vor allem aus dem Großraum Nürnberg. Nur ein gutes Zehntel der Investoren kommt aus einer anderen Region. Insgesamt aber lässt sich feststellen: „Die Nachfrage von auswärts befeuert die Bodenrichtwerte bei uns.“ Das war die Feststellung des Kreisbaumeisters Ralph Möllenkamp in der jüngsten Sitzung des Kreistags-Ausschusses für Regionalentwicklung.

Der Bodenrichtwert – ein Durchschnittswert, der aus Grundstücksverkäufen abgeleitet wird – betrug im Kreis Roth im Jahr 2021 satte 290 Euro je Quadratmeter Wohnbaufläche. Daran sieht man, wie der Bauboom in der jüngeren Vergangenheit auch auf die Grundstückspreise durchgeschlagen hat. Fünf Jahre zuvor waren es mit 194 Euro je Quadratmeter fast 100 Euro weniger. Wobei die Preise sehr unterschiedlich ausfallen: Im nördlichen Wendelstein an der Grenze zu Nürnberg werden im Schnitt bereits 550 Euro fällig, in Greding, das sich schon in Richtung Ingolstadt orientiert, ist es mit 275 Euro erst die Hälfte. Und im ländlichen Thalmässing musste ein Häuslebauer im vergangenen Jahr lediglich 170 Euro im Schnitt investieren, das ist der günstigste Preis im gesamten Landkreis. Hilpoltstein liegt mit 310 Euro im Mittelfeld, während die Marktgemeinde Allersberg mit 365 Euro schon fast an die Kreisstadt Roth (375 Euro) heranreicht.

Anzunehmen ist, dass sich diese Bodenpreise ein Stück weit auch in der Bautätigkeit niederschlagen. Denn bei den Bauplatzverkäufen im Zeitraum 2018 bis 2021 liegt das günstige Thalmässing mit 77 Parzellen auf dem zweiten Platz im Landkreis Roth, geschlagen lediglich vom boomenden Hilpoltstein (111). Im teuren Norden wechseln tendenziell weniger Grundstücke den Besitzer, Wendelstein beispielsweise kommt mit 32 bei Weitem nicht an die Zahlen des Südens heran. Eine Ausnahme von diesen Trends bildet einzig Heideck: 180 Euro pro Quadratmeter ist ziemlich günstig. Dennoch rangiert die Stadt bei den verkauften Plätzen mit lediglich 38 im hinteren Drittel im Vergleich der Landkreiskommunen.

Der steile Weg nach oben kennzeichnet auch die Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen. Bestandswohnungen waren schon vor drei Jahren nicht mehr ganz billig, 2018 ist laut Kreisbaumeister Möllenkamp erstmals die Grenze von 2000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche überschritten worden – mit 2202 Euro sogar ein gutes Stück. Bis 2021 aber zogen die Preise Jahr für Jahr weiter an, mit 2942 Euro kratzt man schon an der nächsten Tausender-Grenze.

Nicht anders verhält es sich bei Neubauten: Hier werden im Durchschnitt im Landkreis noch einmal rund 1000 Euro mehr je Quadratmeter fällig, der Richtwert liegt mittlerweile bei 3978 Euro.

Immer teurer: Dieser Trend hat eine Kehrseite, die laut Ralph Möllenkamp allmählich zum Tragen kommt. Der Bauboom der vergangenen Jahre scheint nämlich erst einmal abgebremst. Die im Landratsamt eingegangenen Bauanträge für Wohnbauvorhaben hatten zuletzt die Marke von 500 deutlich überschritten (2020: 501; 2021: 527). Das Jahr 2022 ist zwar noch nicht vollständig bilanziert, doch zeichnet sich ab, dass weit weniger Bauanträge eingereicht wurden. Möllenkamp rechnet mit 472.

HK