Landkreis Roth
Die siebten Bio-Wochen im Landkreis Roth beginnen am kommenden Samstag

22.09.2022 | Stand 22.09.2022, 5:00 Uhr

Sie wecken den Appetit auf die Bio-Wochen im Landkreis Roth: Landrat Herbert Eckstein (links), Andrea Persson von der Wirtschaftsförderung (2. von links), das Biohof-Ehepaar Christian und Judith Scheuerlein (von rechts) und Mutter Walli (Mitte). Foto: Leykamm

Von Jürgen Leykamm

Hilpoltstein/Hagsbronn – Seit zehn Jahren bewirtschaftet die Familie Scheuerlein aus dem Spalter Ortsteil Hagsbronn ihren Hof nach den Prinzipien der biologischen Landwirtschaft. Damit gelten die Jubilare als Pioniere dieser Art der Bewirtschaftung im Landkreis Roth und lieferten diesem so gleich einen doppelten Grund, auf ihrem Anwesen auf die diesjährigen Bio-Wochen hinzuweisen, die am kommenden Samstag beginnen.

Bis zum Sonntag, 9. Oktober, wird bei verschiedenen Veranstaltungen auf einem ganzen Dutzend beteiligter Höfe die Lust auf Bio-Lebensmittel geweckt. Die gesamte Aktion geht im Landkreis Roth in ihre inzwischen siebte Runde und erfreut sich einer langsam, aber stetig steigenden Beliebtheit – auch bei den Teilnehmern, von denen es zuletzt erst zehn gab.

Fläche für Ökolandbau hat sich seit 2015 verdoppelt

Der positive Trend spiegelt sich auch in den anderen Zahlen wieder, die das Landratsamt jetzt vorgelegt hat. Noch 2015, also ein Jahr vor der Biowochen-Premiere, haben die Landwirte im Landkreis lediglich auf 1011 Hektar Ökolandbau betrieben, berichtete Andrea Persson von der Wirtschaftsförderung. 2021 waren es schon 2274, was mehr als eine Verdoppelung ist. Damit stieg der Gesamtanteil auf rund sieben Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche.

„Früher waren das noch Exoten“, erinnerte sich Landrat Herbert Eckstein (SPD) beim Pressetermin an die Anfänge der Bio-Landwirtschaft zurück. „Da haben wir Vorreiter wie euch gebraucht“, lobte er die Scheuerleins, die ihren eigenen Betrieb langsam, aber beharrlich auf die Bio-Schiene gesetzt und ihn entsprechend entwickelt haben. „Ihr habt Bio schon gelebt, als das noch gar nicht im Trend lag“, sagte der Landrat.

Den Weg geebnet hat die unter anderem Milchvieh haltende Familie schon 2009 mit dem Neubau des Laufstalls im Außenbereich des Spalter Ortsteils. 2012 folgte dann die dezidierte Umstellung auf Ökolandbau. Die Scheuerleins sind Mitglied im Biokreis-Verband, betreuen 125 Hektar Agrarfläche und kümmern sich um 95 Fleckvieh-Milchkühe.

2018 zog das erste Federvieh in ein Hühnermobil mit Weidehaltung. Mittlerweile gib es zwei dieser Mobile, derzeit toben sich auf den Flächen davor rund 400 Hühner aus. Im vergangenen Jahr startete dann Projekt Hofkäserei. Dazu schaffte man sich einen Reifeschrank für Camembert an – auch mit Fördermitteln für Öko-Kleinprojekte aus der Ökomodellregion Nürnberg, Nürnberger Land und Roth. „Gestern ist unser erster Bergkäse fertig geworden“, berichteten Christian und Judith Scheuerlein. Der muss allerdings noch drei Monate reifen.

Zum Tragen kommt hier das Konzept einer mobilen Lohnkäserei. Bei der Vermarktung der Produkte helfen dann ein SB-Häuschen am Hof mit Milchtankstelle und Warenautomaten, ein weiterer steht in der Kreisstadt. Das meiste Futter für die Tiere wird auf den eigenen Feldern selbst angebaut. Chemischer Pflanzenschutz ist ebenso tabu wie mineralische Stickstoffdüngung.

Wirtschaftlich ein schwieriges Jahr

„Ihr gehört zu den Mutigen, die anpacken und nicht jammern“, lobte Eckstein den Pioniergeist der Familie, die sich derzeit aber – wie viele Kollegen – einem starkem Ungemach gegenüber sehen. „Wirtschaftlich legen wir heuer eine Nullrunde ein“, so die Familie.

Und ganz ohne Kompromisse geht es auch bei der Produktion im Bio-Betrieb nicht ab: Ganz aufs Plastik lässt sich bei den Joghurtbechern nämlich nicht verzichten. Immerhin ist der Plastikanteil bei der verwendeten Verpackung minimiert. Zum Einsatz kommt hier bei den Scheuerleins eine Papierstabilisierung, die sich nach dem Joghurtverzehr entfernen lässt. Zum Vorschein kommt dann ein Bilderstreifen zum Ausmalen.

Langer Atem nötig für die Umstellung auf Bio

Wer auf Bio umstellen wolle, brauche jedenfalls einen langen Atem. „In der Praxis sollte man für eine Komplettumstellung fünf Jahre einkalkulieren“, raten die Scheuerleins. Und den Betrieb am Laufen halten nicht nur Christian und Judith, sondern auch Christians Eltern Walli und Franz sowie die Kinder Hanna-Lena (15 Jahre), Jonathan (14) und Katharina (11), die eigene Aufgaben übernehmen.

HK