Von Jochen Münch
Hilpoltstein – Wer in der vergangenen Woche den Rothsee besucht hat und in den vergangenen Tagen erneut, der dürfte bei der Rückkehr kaum seinen Augen getraut haben: Hatte der Stausee, der wegen der anhaltenden Trockenheit in diesem Sommer immer weiter abgelassen wurde, zuletzt einen beträchtlichen Teil seiner Wasserfläche verloren, so ist er plötzlich wieder randvoll.
„Wir haben tatsächlich schon wieder das Vollstau-Niveau am Rothsee erreicht“, sagte Helga Pfitzinger-Schiele vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Grund dafür sind die unwetterartigen Regenfälle, die am vergangenen Freitag vor allem über Schwaben und Oberbayern niedergegangen sind und dort hunderte Feuerwehreinsätze notwendig gemacht haben. Für das notorisch trockene Nordbayern, das seit dem Bau des Fränkischen Seenlands und des Main-Donau-Kanals mit Wasser aus dem regenreichen Südbayern versorgt wird, war diese Wetterlage dagegen ein Segen, wie die für die Main-Donau-Überleitung zuständige Abteilungsleiterin am Wasserwirtschaftsamt Ansbach erklärt.
So haben die heftigen Regenfälle am Freitag genau das Einzugsgebiet der Donau getroffen und die dortigen Pegel rasend schnell steigen lassen. Damit konnte ebenso schlagartig wieder Wasser in den Main-Donau-Kanal gepumpt werden, was in der Vorwoche noch eingestellt werden musste. Denn führt die Donau an der südlichen Mündung des Main-Donau-Kanals in Kelheimwinzer weniger als 130 Kubikmeter Wasser pro Sekunde mit sich, muss das Pumpsystem notgedrungen eingestellt werden. Nach dem Unwetter am Freitag schnellte die Wassermenge der Donau an der Messstelle jedoch auf bis zu 700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach oben. Und dank dieser großen Wassermenge wurde der Rothsee, der bekanntlich als Speicher für den Wassertransport von der Donau zum Main gebaut wurde, so schnell wie möglich wieder aufgefüllt.
War der Rothsee-Pegel bis zum Freitagvormittag auf 371,03 Meter über Normalnull abgesenkt worden, liegt die Wasserlinie seit der Nacht zum Montag wieder über der Marke von 374 Metern. In der Zwischenzeit wurden dank des vielen Donau-Wassers mehr als 20 Kubikmeter pro Sekunde über den Kanal in den Rothsee gepumpt. Pro Tag stieg so der Rothsee-Pegel laut Helga Pfitzinger-Schiele um 120 Zentimeter. Ist dann bei 374,20 Meter der „Vollstau“ erreicht, was am Montagmorgen der Fall war, wird aus dem Rothsee auch wieder ordentlich Wasser – derzeit fünf Kubikmeter pro Sekunde – über die Kleine Roth in Richtung Main abgegeben.
Eine weitaus kleinere Menge, nämlich nur die Mindestmenge von 260 Litern pro Sekunde fließt derzeit über den Brombachsee in Richtung Nordbayern. Denn auf den Pegel dieses Stausees, der normalerweise der Hauptlieferant für Nordbayern ist, hat sich das jüngste Unwetter nicht ausgewirkt. Speist sich der Brombachsee doch aus der Altmühl, über deren Einzugsgebiet es am Freitag deutlich weniger regnete. So lag der Pegel des Brombachsees am Montag auf dem diesjährigen Tiefstwert von 406,64 Metern über Normalnull. Der „Vollstau“, der im April dieses Jahres so gut wie erreicht war, liegt hingegen bei 410,50 Metern über Normalnull. Gestoppt werden muss der Abfluss in Richtung Nordbayern allerdings erst bei einem Pegel von 403,50 Metern.
HK
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