Thalmässing
Das Ende der „Beulenpest“ naht: Kompromiss im Streit um Fahrbahnschäden

02.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:23 Uhr

Jedes Frühjahr verwandelt sich die Straßezwischen Thalmässing und Stetten in eine Buckelpiste und wird immer wieder repariert. Jetzt wird das Problem endgültig behoben. Foto: Auer

Von Richard Auer

Thalmässing – Neun Jahre lagen der Landkreis und die Baufirma Hirschmann wegen der Kreisstraße zwischen Thalmässing und Stetten im Clinch. Jetzt einigte man sich auf eine salomonische Lösung: Die Baufirma repariert die mit mysteriösen Beulen gespickte Fahrbahn, der Landkreis beteiligt sich mit einem Fixpreis von 55000 Euro.

Das teilte Michael Stark, der Leiter der Tiefbauverwaltung des Landkreises, in er Sitzung des Tiefbauausschusses mit. Die Kreisstraße war 2013 fertiggestellt worden – und dann geschah Jahr für Jahr Seltsames: Immer wieder bildeten sich neue kleine Buckel im Straßenbelag. Unsere Zeitung fand dafür die griffige Formulierung „Beulenpest“. Thalmässings stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf, selbst Mitglied im Tiefbauauschuss, erklärte gegenüber unserer Zeitung, es seien, verteilt über die gesamt, etwa zwei Kilometer lange Strecke „Hunderte von Blasen“, jede etwa zehn Zentimeter breit und etwa einen Zentimeter hoch, also etwa im Format eines umgedrehten Kaffeetassen-Untertellers. „Wie eine kleine Buckelpiste.“

Anscheinend war zwischen die beiden Asphaltschichten, die den Straßenbelag bilden und mit einem Haftkleber verbunden werden, Feuchtigkeit geraten. Sobald sich die Straße im Frühjahr erwärmt, verschafft sich das Wasser in Blasenform Raum.

Fünf Jahre lang währte die Gewährleistungsfrist, in der die Baufirma also verpflichtend nachbessern musste. Das geschah dann auch in schöner Regelmäßigkeit. Bauarbeiter markierten die Erhebungen im Asphalt, bohrten sie an, womit die Feuchtigkeit entwich und glätteten sie mit einer Straßenwalze. Wenn man so will: Es wurde buchstäblich versucht, den Makel „auszubügeln“.

Der Landkreis ließ nach fünf Jahren die Gewährleistungsfrist verlängern, weil die Wurzel des Problems offensichtlich immer noch nicht beseitigt war. Doch lange konnten sich Kreis und Baufirma nicht einigen, wer für den Schaden aufkommen müsse und in welchem Umfang überhaupt saniert werden solle. Der Landkreis reichte Klage ein, man landete vor Gericht. Das wiederum bestellte einen Gutachter, setzte den Streitwert auf 125000 Euro fest – und jetzt endlich kam es zu einem Vergleich.

Die Sanierung der Straße übernimmt demnach die Firma Hirschmann selbst, der Landkreis beteiligt sich mit einer festgelegten Summe, schließlich ist die Straße ja schon neun Jahre in Benutzung – und entsprechend „gebraucht“. In der letzten Augustwoche soll es losgehen, die Sanierung soll bis Ende September erfolgen. Die Straße wird dabei komplett abgefräst und erhält eine neue Deckschicht.

Stellvertretender Bürgermeister Kreichauf zeigte sich erleichtert über die Lösung für diese fast unendliche Geschichte: „Ich glaube, das ist eine gute Lösung. Sonst kommen die Blasen immer wieder.“

Ungeklärt ist derweil noch die Behebung eines weiteren Straßenbauproblems im Thalmässinger Gemeindegebiet: In der noch nicht einmal zwei Jahre alten, neu gebauten Staatsstraße zwischen Eysölden und Stauf, hat sich nach dem ersten Winter eine tückische Bodenwelle gebildet. Auch hier war ein Gutachter eingeschaltet, der davon ausgeht, dass im Untergrund durch die Winterfeuchtigkeit eine Lehmschicht aufgequollen ist und den Straßenbelag anhob. Die ausführende Firma könne also nichts dafür. Die Hoffnung, dass sich das Problem bei Trockenheit von allein lösen könnte, hat sich allerdings nicht erfüllt. Andererseits ist die Bewegung im Untergrund offenbar zum Abschluss gekommen. Nach wie vor gilt rund um die Bodenwelle aus gutem Grund Tempo 50. Und der findige Volksmund spricht von der „Sprungschanze“. Der Landkreis will jetzt die Kosten für die Reparatur einholen. Nach Kreichaufs Einschätzung muss die Welle bald beseitigt werden: „Man kann eine neue Straße nicht so lassen, auch wenn niemand schuld ist.“

HK