Gewässerschutz großes Thema
Bund Naturschutz und die Grünen machen sich Sorgen um das Wasser

31.03.2024 | Stand 31.03.2024, 17:00 Uhr

Auenland-Idyll am Gänsbach in Hilpoltstein: Um Gewässerschutz ging es beim Parteiengespräch von BN und Grünen. Foto: Meyer

„Informationen der Wasserwirtschaftsämter zeigen, dass unsere Flüsse und Bäche in keinem guten Zustand sind – sowohl was Ökologie als auch die Gewässerstruktur angeht“, sagt der BN-Experte Richard Radle. Das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie, dass alle Gewässer bis 2027 in einem guten Zustand sein sollen, werde nicht erreicht.

Mit dem Thema „Wasser – Trinkwasser und Wasser in der Landschaft“ hat sich die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) zum Auftakt der diesjährigen Parteiengespräche beschäftigt. Dazu waren Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen gekommen.

Radle führte in das Thema ein: Durch den Klimawandel gebe es einerseits längere Trockenperioden mit Dürren, andererseits auch Starkregen mit Überflutungen.

Die Grundwasserneubildung war seit über 20 Jahren dauerhaft unterdurchschnittlich, das habe es seit Beginn der Erhebungen 1950 noch nie gegeben. Das Grundwasser sei außerdem mit Nitrat und Pestiziden belastet, zum Teil deutlich.

Die BN-Vorsitzende Beate Grüner fragte nach: „Wie ist die Situation in den Gemeinden, was kann man auf lokaler Ebene tun?“ Nach Ansicht von Tanja Josche, Sprecherin des Grünen-Kreisverbandes, fehlen für die Gemeinden Anreize, die Gewässer zu renaturieren, für die sie zuständig sind. Über viele Jahre habe es Fehlentwicklungen gegeben. Hier sei auch die Landesregierung in der Pflicht. „Wir sehen sogar noch gegenläufige Entwicklungen: Gewässern, die laut Gesetz eigentlich in einen naturnahen Zustand zu bringen wären, wird noch mehr Raum genommen – siehe Kleine Roth in Allersberg“, so Josche. „Warum gibt es hier kein Veto des Wasserwirtschaftsamts?“

Für Kreisrätin Birgit Fuchs von den Grünen war klar, dass mehr öffentlicher Druck notwendig ist. „Wenn die Leute merken, dass es sie selber betrifft, wenn etwa Badeseen gesperrt werden müssen oder das Trinkwasser gechlort wird, wird auch die Kommunalpolitik handeln.“ Beate Grüner ergänzte, dass den meisten Leuten gar nicht bewusst sei, dass unsere Gewässer in einem schlechten Zustand sind. Hier fehlten Transparenz und öffentliche Information von den zuständigen Stellen.

Klimawandel bringt höhere Verdunstung

Ein weiterer Schwerpunkt des Parteiengesprächs war das Grundwasser. Hier gab Manfred Kinzler vom BN aus Allersberg zu bedenken, dass die Grundwasserneubildung massiv abgenommen habe, hier fehle das Vorsorgedenken. „Durch die höheren Temperaturen infolge des Klimawandels haben wir eine größere Verdunstung, so dass fast kein Niederschlag mehr ins Grundwasser geht“, so Kinzler.

Durch den massiven Flächenverbrauch werde das Wasser nicht in der Landschaft gehalten, sondern fließe viel zu schnell ab, so Grüner. Josche stimmte zu: „Man muss den Flächenverbrauch stoppen und Flächen entsiegeln, um die Speicherfähigkeit des Bodens wieder zu erhöhen. Dort, wo gebaut wird, ist eine wassersensible Planung wichtig – Stichwort Schwammstadt.“

Auch mit Humusaufbau in den landwirtschaftlichen Flächen lasse sich viel Wasser in den Böden speichern. „Landwirte müssen einen gewissen Humusgehalt der Böden sicherstellen, zu wenig Humus muss mit Subventionskürzung einhergehen“ mahnte Kinzler.

Gute Beispiele in der Region

Stefan Pieger fragte, was die Politik auf Landkreis und Gemeindeebene tun könne? „Kommunen können bei Neubaugebieten zum Beispiel Versickerung und Gründächer vorschreiben“, so Birgit Fuchs. „Man kann auch mit gutem Beispiel vorangehen – wie in Spalt“, so Grünen-Vorstandsmitglied Ingeborg Jotz: In Spalt wurde der Schulhof mit hoher Förderung entsiegelt, in Wendelstein gibt es strikte Vorgaben bei Neubauten.

Wie sei das mit der Gewässerverschmutzung im Landkreis, fragte Grüner. Bislang gebe es keine vierte Klärstufe, ebenso fehlten Vorranggebiete für Trinkwasser im Landkreis. Laut Manfred Kinzler verlangt ein neues Gesetz, dass Grundwassereinzugsgebiete geschützt werden müssen. „Für einen besseren Trinkwasserschutz sehe ich vor allem die Staatsregierung in der Pflicht“, so Tanja Josche. Trinkwasserschutzgebiete in Bayern seien viel kleiner als in anderen Bundesländern: „Hier sind nur 7 Prozent der Landesfläche geschützt, in Baden-Württemberg dagegen 27 Prozent und in Hessen 38 Prozent.“ Der Gewässerzustand müsse verbessert, Trinkwasserschutzgebiete ausgeweitet und die Versiegelung bei neuen Projekten vermieden werden, so Beate Grüners Fazit.

HK