Spitzenreiter Thalmässing
Einzigartig in Deutschland: Bürger im Landkreis Roth sammeln rund 35 Tonnen Altfett im ersten Jahr

16.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:16 Uhr

Das gebrauchte Fett aus der Fritteuse ist im 1,2 Liter fassenden Behältnis genauso richtig aufgehoben wie abgelaufene Butter oder Öle von eingelegten Speisen, egal ob Oliven, Sardinen oder Schafskäse. Letztlich wird Biokraftstoff daraus gemacht. Foto: „Jeder Tropfen zählt“

Seit ziemlich genau einem Jahr wird im gesamten Landkreis Roth altes Speisefett und Speiseöle in Privathaushalten gesammelt.



Und zwar mittels der grünen Sammelcontainer, die man im Landkreissüden schon ein paar Jahre länger kennt – die Kommunen der ILE Jura-Rothsee gehörten zum Pilotgebiet von „Jeder Tropfen zählt“, einer Initiative der Thalmässinger Altfett-Recyclingfirma Lesch. Dass der Kreis Roth vor einem Jahr zum bundesweit ersten – und noch immer einzigen – Sammel-Landkreis ausgerufen worden ist, hat vor allem eine Konsequenz: „Sie werden in ganz Deutschland keinen Landkreis mit einer ähnlichen Sammelmenge finden.“ Das schrieb Hubert Zenk, der Geschäftsführer der mittlerweile zur Firma gewordenen Initiative „Jeder Tropfen zählt“ den Mitgliedern des Umweltausschusses des Kreistags ins Stammbuch.

Seit dem 1. Januar dieses Jahres seien bereits 30 Tonnen Altfett zusammengekommen, „das ist eine stolze Menge“. Er rechne mit einer Jahresbilanz von 35 Tonnen. Umgerechnet bedeute dies: „Jeder dritte Landkreisbürger hat heuer schon einen vollen Behälter abgegeben.“ Wobei die Pilotkommunen im Süden die eifrigsten Sammler seien. „Wir haben Renner und Penner“, brachte Zenk das auf eine eingängige Formel. Mit 3000 getauschten Behältern liegt Thalmässing ihm zufolge ganz vorne, Schwanstetten trägt mit 400 dagegen die rote Laterne.

Klimaschädliches CO2 einsparen



Die Sammelaktion „Jeder Tropfen zählt“ trägt dazu bei, klimaschädliches CO2 einzusparen: Aus gebrauchtem Brat-
und Frittierfett, dem Öl von eingelegtem Käse oder Oliven sowie verdorbener Butter wird Biokraftstoff gemacht, dessen CO2-Bilanz um mehr als 90 Prozent besser ausfällt als bei herkömmlichem Diesel. „Unterm Strich sind wir mit dem ersten Jahr sehr zufrieden“, bilanzierte Hubert Zenk. Wenngleich die Sammelmenge ein bisschen unter der Erwartung geblieben sei. Schuld daran trage der russische Angriffskrieg in der Ukraine, in dessen Folge es auch hierzulande zu einer Verknappung des Angebots von Speiseölen gekommen sei. Eine spürbare Delle in der Sammlung habe es ab April gegeben, so Zenk.

Dass gerade in Thalmässing, dem Heimatort des Recyclingunternehmens, der Erfolg am größten ist, verwundert Landrat Herbert Eckstein (SPD) nicht: „Die Thalmässinger wissen die Firma zu schätzen“, sagte er in der Ausschusssitzung, „das spürt man.“ Laut Zenk gelte das aber auch in immer mehr Regionen: Der Hohenlohekreis in der Region Heilbronn in Baden-Württemberg werde der nächste Landkreis sein, der die Container flächendeckend einführt. Er bekomme aber auch immer wieder Anfragen von einzelnen Gemeinden – wobei für die Abfallwirtschaft der Kreis zuständig ist. Zuletzt habe Titting angefragt, so Zenk.

„Wir sind noch in der Investitionsphase“



Der Kreis Roth habe eine Anschubfinanzierung über drei Jahre hinweg bewilligt, erinnerte Helmut Neuweg (CSU). „Wie sieht es aus?“, wollte er angesichts der augenscheinlichen Erfolgsgeschichte wissen. Man schreibe noch immer rote Zahlen, erwiderte Zenk, „wir sind noch in der Investitionsphase“. Doch sei man auch ständig dabei, die Kosten zu senken, demnächst mit einer vollautomatischen Wäsche der Sammelbehälter. Er rechne damit, am Ende des nächsten Jahres „in den grünen Bereich“ zu kommen. Ein Grund dafür sei, dass das Altfett als Rohstoff in Zeiten des Klimawandels immer begehrter werde: „Wir werden bessere Verkaufserlöse erzielen.“

HK