Feldversuch in Hausen
Bäume auf dem Acker bieten gleich mehrere Vorteile

26.03.2024 | Stand 26.03.2024, 15:00 Uhr
Norbert Herler

Vor einem blühenden Apfelsinenbäumchen auf einer zum Agroforst umgestalteten Wiese bei Hausen erklärt Matthias Maile (links) den Nutzen von Bäumen auf Äckern. Rechts die Organisatorin des Informationsnachmittags, Franziska Distler. Foto: Herler

Vielleicht geht es eines Tages gar nicht mehr anders. In Brandenburg beispielsweise gibt es erste viel versprechende Versuche, mit Hilfe von in Reihe gepflanzten Bäumen und Sträuchern Äckerflächen auch mit fortschreitendem Klimawandel ertragreich zu halten. Dass dieser sogenannte Agroforst auch positive Auswirkungen auf die Natur hat, war Grund genug für Franziska Distler von der Öko-Modellregion Nürnberg, Nürnberger Land und Roth, eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema in Hausen zu organisieren. Dort lud die Familie Maile, Pioniere in Sachen Agroforst im Landkreis Roth, dazu ein, mehr über das Thema zu erfahren.

Zu Beginn verteilte Franziska Distler eine Postkarte, auf der ein schön anzusehender Blühstreifen abgebildet war. „Aber irgendetwas fehlt“, wandte sie ein. „So weit das Auge reicht, ist kein Baum und kein Strauch zu sehen.“ Auch für das Wohlbefinden des menschlichen Auges könne also Agrokultur Gutes bewirken.

Ernteerträge bleiben trotz Trockenheit relativ stabil

Dass es aber um weit mehr geht, das erklärte Michaela Primbs vom Verein Treesolutions in ihrem Vortrag „Agroforst – Klimaschutz auf dem Acker“. Bei Agroforst gehe es um einen ganzheitlichen Ansatz: „Zum einen wirkt man damit dem Verlust der Biodiversität entgegen, zum anderen – und das ist entscheidend – können wir die Erträge auf den Ackerflächen trotz Klimawandel hoch halten.“

Steigende Temperaturen, mehr Hitzetage, längere Trockenperioden gepaart mit häufigeren Starkregenereignissen und starken Winden würden in Zukunft regelmäßig gute Ernten immer unwahrscheinlicher werden lassen. „Dagegen haben wir mit Agroforsten bei gleichen Erträgen wie heute ein ausgeglicheneres Mikroklima, einen Schutz vor Bodenerosion bei Regen und dem Abtragen von guter Erde bei Wind.“

Forschungen hätten ergeben, dass die hier angebauten Pflanzkulturen einen bis zu 36 Prozent geringeren Wasserstress und 29 Prozent bessere Wachstumsbedingungen haben. Zudem könne es einen Zusatzgewinn bei Agroforsten geben – durch eine Wertholzgewinnung, Obst- und Nussernte, Brennmaterialertrag und beschattete Weideflächen. Erwin Schnitzlein vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ergänzte, dass es für das Anlegen von Agroforsten bis zu 75 Prozent Investitions-Förderungen gebe.

Matthias Maile hat bereits rund 500 Bäume gepflanzt

Danach schilderte Matthias Maile seine Erfahrungen mit den Bäumen auf dem Acker. Sein landwirtschaftlicher Betrieb sei zu klein, um ihn im Vollerwerb betreiben zu können. Deshalb habe er sich 2015 erstmals mit dem Thema beschäftigt. Als großer Baumliebhaber habe er seitdem auf sechs Flächen auf rund zwölf Hektar Agroforstanlagen angelegt. „Es sind mittlerweile rund 500 Bäume, die wir gepflanzt haben, davon sind die meisten Walnussbäume. Die Walnussernte und -verarbeitung soll in 20 Jahren unsere Haupterwerbseinnahme werden“, erläuterte der Betriebsleiter. Neben den Walnussbäumen seien noch etliche Esskastanien, Kern- und Steinobstbäume sowie weitere Exoten wie Haselbäume gesetzt worden. „Aber alle brauchen Schutz vor dem Verfegen von Rehböcken.“ Unumgänglich sei auch die Abwehr von Wühl- und Feldmäusen, die die Baumwurzeln allzu lecker finden. Die Exkursion zu zwei angelegten Flächen rundete die rundum gelungene Nachmittagsveranstaltung ab.

HK