Nürnberg
Angekündigter Rauswurf von N-Ergie- und VGN-Chef Hasler lässt Fragen offen

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König will mächtigen Stadtwerkechef loswerden

18.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:43 Uhr

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Völlig überraschend hat Oberbürgermeister Marcus König (CSU) kürzlich angekündigt, mit Josef Hasler den mächtigen Vorstandschef der weitverzweigten Nürnberger Stadtwerke entlassen zu wollen. Das überraschende Ende von Stadtwerke-Chef Josef Hasler schlägt in Nürnberg noch immer hohe Wellen.

Warum will König als Aufsichtschef seinen wichtigsten Energie-Manager ausgerechnet jetzt mitten in der Gaskrise in die Wüste schicken? Diese Frage stellen sich nicht nur viele Beobachter. Auch im Stadtrat dürften viele gespannt auf eine ausführliche Erklärung zu den Hintergründen hoffen.

Diesen Gefallen hat König der Öffentlichkeit bislang allerdings noch nicht getan. „Zu den Gründen äußere ich mich öffentlich nicht“, teilte der Oberbürgermeister auf Anfrage lediglich mit. Stattdessen verwies König darauf, dass der kommunale Energieversorger auch ohne Hasler an der Spitze durch die weiteren Vorstandsmitglieder Magdalena Weigel und Maik Render „sehr gut“ aufgestellt sei. Die Stadtwerke selbst lehnen derzeit Stellungnahmen zum aktuellen Wirbel rund um die Konzernspitze ohnehin kategorisch ab. Beide Parteien wollen offensichtlich eine einvernehmliche Trennung nicht gefährden.

Auch die restliche Stadtspitze schweigt sich aus. Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) verweist beispielsweise auf den Oberbürgermeister. Umweltreferentin Britta Walthelm (Grüne) zieht es sogar vor, auf entsprechende Anfragen überhaupt nicht zu reagieren. Immerhin reden zahlreiche Mitglieder des Aufsichtsrates zumindest hinter vorgehaltener Hand über die Hintergründe zu den Vorkommnissen. Die Städtischen Werke Nürnberg mit den kommunalen Tochterunternehmen für Energie (N-Ergie) und Verkehr (VAG) verfügen jeweils über eigene Aufsichtsgremien. Das Problem: Viele Aufsichtsräte gehören gleichzeitig dem Stadtrat an und fühlen sich auch als Ratsmitglieder zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Rauswurfpläne zu früh publik geworden?

Immer noch wundern sich viele Mitglieder des Kontrollgremiums schon über die Tatsache, dass die Information über den avisierten Rauswurf derart zeitnah an die Öffentlichkeit geraten sei. Offensichtlich war es nicht Königs Absicht, dass die Pläne pünktlich zum Start in die Sommerpause publik werden. Ein Mitglied aus dem Aufsichtsrat des Energieversorgers fordert nun eine gemeinsame Pressekonferenz von König und Hasler. Darin sollte der Aufsichtsratschef die Gründe für die geplante Entlassung des langjährigen Vorstandschef erklären.

Doch zunächst müssten sich wohl König und Hasler über die Modalitäten einig werden. Laut Informationen aus dem Aufsichtsrat der Städtischen Werke läuft der Vertrag von Josef Hasler noch etwa drei Jahre. Vor zwei Jahren sei der letzte Kontrakt für fünf weitere Jahre unterzeichnet worden.

Vertreter aus den eigenen Reihen geben dem CSU-Rathauschef derweil Rückendeckung und sprechen vom richtigen Zeitpunkt für eine schwierige Entscheidung. Andere hinterfragen durchaus die eigene Kontrollfunktion. Viermal pro Jahr hätte sich der Aufsichtsrat getroffen und dabei in „angenehmer Atmosphäre nachvollziehbare Zahlen“ präsentiert bekommen. Dem Aufsichtsrat ist laut eines Stadtratsmitglieds nicht viel mehr übrig geblieben, als sich auf die bunten Zwischenberichte zu verlassen.

Als Ursache des plötzlichen Risses im Vertrauensverhältnis zwischen König auf dem Chefsessel im Rathaus und Hasler auf dem Chefsessel bei den Stadtwerken werden zumeist mehrere Gründe genannt. Die einen wundern sich, dass Hasler nicht persönlich zur jüngsten Sitzung des Stadtrates erschienen ist, sondern mit Maik Render einen Vorstandskollegen zur Präsentation der aktuellen Lage geschickt hatte. Andere vermuten, dass König mit den Vorbereitungen für eine drohende Gas-Krise unzufrieden gewesen sei. Immerhin würden in Nürnberg aktuell noch rund 70 Prozent des Stromes mit Gas hergestellt. Dagegen halten viele Beobachter die in Medienberichten angedeuteten Vorwürfe des schlechten Führungsstils eher für vorgeschoben.

Nachbesetzung bishernoch kein großes Thema

Interessant ist, dass die anstehende Suche nach einem Hasler-Nachfolger derzeit offensichtlich nicht ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Einige Aufseher scheinen darauf zu hoffen, dass Nürnberg die Gaskrise trotz der großen Abhängigkeit mit einem blauen Auge überstehen kann. Lediglich aus der Opposition – beispielsweise von Jürgen Dörfler (Freie Allianz Nürnberg) – sind Rufe nach einem Nachfolger laut geworden, der erstens deutlich geringere Gehaltsansprüche und zweitens deutlich mehr Technikwissen als Hasler mitbringen müsse.

Hasler ist gelernter Diplom-Betriebswirt und hatte sich vor seinem Aufstieg an die Spitze der Stadtwerke einerseits besonders im Finanzcontrolling des Konzerns einen guten Namen gemacht. Andererseits hatte Hasler immer wieder als Top-Verdiener unter den bayerischen Stadtwerke-Chefs für Schlagzeilen gesorgt.

HK