Reichertshausen – Angelika Bauer – dieser Name ist untrennbar mit dem TSV Reichertshausen verbunden. Nun zieht sie sich als Übungsleiterin zurück.
Vor fast 45 Jahren begann Bauer mit einer kleinen Damengymnastikgruppe, im Laufe der Zeit kamen immer mehr Angebote hinzu; zwischenzeitlich stand sie auch – als erste Frau – an der Spitze des Reichertshausener Sportvereins. Inzwischen hat sie als Übungsleiterin aufgehört. „Fast 45 Jahre – länger als jedes andere Mitglied im TSV – hat Angelika ihrem Verein gedient und in jeder Hinsicht unterstützt“, bedankt sich der frühere TSV-Chef Rudi Schamm. „So sehr ihr Abgang auch schmerzt – der Verein darf sich glücklich schätzen, dass er Angelika so lange in seinen Reihen hatte.“
Kurz nach dem Start der Gymnastikgruppe übernahm Angelika Bauer das damals neu eingeführte Eltern-Kind-Turnen, das Kleinkinderturnen und zusätzlich noch das Geräteturnen für die schon etwas größeren Kinder. Erweitert hat sie das Angebot durch Tanz- und Rhythmikgruppen sowie einer Aerobic-Gruppe. Später kamen noch der Sport für „Ältere“ und Gesundheitssport hinzu.
Die Kinder, die mit Angelika Bauer trainierten, waren aufgrund ihrer Erfolge regelmäßig bei der gemeindlichen Sportlerehrung vertreten. Krönender Abschluss ihrer Trainertätigkeit im Kinderturnbereich war der gemeinsame Auftritt aller von ihr betreuten Gruppen bei der Musicalaufführung „Die Reise um die Welt“, die von rund 170 Zuschauern großen Beifall erntete.
Besonderen Anklang fanden die rund 35 Wanderausflüge in die Münchener Hausberge und acht mehrtägige Busreisen mit Wander- und Yoga-Programm – auch hier übernahm Angelika Bauer die Federführung.
Zwischenzeitlich übernahm sie auch die Spitze des TSV. Denn als sich im Jahr 2000 bei den ersten beiden Mitgliederversammlungen kein Vorsitzender finden wollte, sprang wiederum Angelika Bauer ein. Erstmals in der Vereinsgeschichte führte eine Frau den TSV Reichertshausen. Nahezu einstimmig wurde ihr von den anwesenden Mitgliedern – darunter überwiegend Fußballer – das Vertrauen ausgesprochen. Auch ihre Wiederwahl im Jahr 2002 war eine einstimmige Sache.
In ihre vierjährigen Amtszeit fielen zahlreiche Projekte wie der Wiederaufbau der abgebrannten Trainingshütte, die Renovierung der Sportplatzumzäunung, Verbesserungen im Sanitärbereich und die Erweiterung der Küche im Vereinsheim. All diese Aufgaben waren bei Angelika Bauer in guten Händen, so das Fazit der Vereinskollegen, und so war es nur verständlich, dass sie von ihren Vereinsmitgliedern nach Kräften unterstützt wurde.
Im Jahr 2003 fand auf ihre Initiative ein Benefiz-Fußballturnier der A-Jugend statt, dessen Erlös einer Behinderteneinrichtung im Landkreis zukam. Auch ihr Projekt „Fit wie ’n Turnschuh“ – auf behinderte Jugendliche abgestimmt – fand an der Adolf-Rebl-Schule großen Anklang. Beide Aktionen waren bei der Bayerischen Staatsregierung angemeldet und von dort ausdrücklich begrüßt worden.
Im Juli 2014 wurde Angelika im Rahmen der 50-Jahr-Feier des TSV Reichertshausen zum Ehrenmitglied ernannt.
Als Gaufachwartin Donau/Ilm und als Kreisreferentin des BLSV vertrat sie die Interessen der umliegenden Vereine. 2017 organisierte sie in der neuen Ilmtalhalle in Reichertshausen eine Großveranstaltung mit dem Thema „Aus den Sesseln – fertig – los!“ Diese Aktion erfolgte in Zusammenarbeit mit der AOK. Als Referentin konnte Angelika Bauer die aus dem Fernsehen bekannte Gabi Fastner verpflichten. Mehr als 200 Teilnehmer – darunter sehr viele Sportleiter – waren von der Veranstaltung begeistert.
In den letzten Jahren stand Angelika Bauer jeden Freitagabend mit ihrer „Wirbelsäulengruppe“ in der Halle. Sogar in der schwierigen Corona-Zeit, als die Hallen gesperrt waren – sportelte Angelika Bauer mit ihrer Gruppe in der freien Natur.
Daher ist für Rudi Schamm als langjährigem Vorsitzenden klar: „Mit Angelika Bauer verliert der TSV Reichertshausen eine seiner der wichtigsten Stützen“, lautet sein Fazit. „Sie verkörperte alles, war einen ,Sportmann/frau‘ ausmacht: Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit und die Bereitschaft, sich um seine Mitmenschen und Sportkameraden zu kümmern.“
PK
