Pfaffenhofen
Pfaffenhofen weist Vorwürfe zur fehlender Fahrradfreundlichkeit zurück

Stadt verweist auf diverse Konzepte und Pläne, um Radlern das Leben zu erleichtern

02.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:21 Uhr

Leicht haben sie’s nicht, die Radler in Pfaffenhofen. Aber vielleicht wird ja jetzt alles besser – oder es ist sogar schon dabei besser zu werden, wie die Stadt zumindest behauptet. Foto: Straßer

Zum Artikel „Kein Herz für Fahrradfahrer“ von vergangener Woche haben die Redaktion mehrere Zuschriften von Lesern erreicht. Diese bedanken sich entweder ausdrücklich für den Meinungsbeitrag, hoffen durch den öffentlichen Anstoß auf Verbesserungen oder schildern selbst ihre Negativerfahrungen in Pfaffenhofen.



Völlig anders sieht das die Stadt Pfaffenhofen selbst, die sich gegen die Vorwürfe zur Wehr setzt und auf die unternommenen Schritte der Stadt hin zu mehr Fahrradfreundlichkeit verweist.

Der Meinungsartikel im PK schicke zwar voraus, bewusst einseitig zu argumentieren und die Interessen der Autofahrer nicht zu Wort kommen zu lassen, räumt die städtische Gegenrede eingangs ein. Weil die schon unternommenen Schritte unerwähnt blieben, werde allerdings „keine sinnvoll pointierende Zuspitzung“ erreicht, sondern eine Verzerrung der Rahmenbedingungen. So stelle der Verfasser des Artikels fest, dass das Radeln boomt, Fahrradfahrer das Klima nicht belasten und mehr, aber eben auch, dass all dies „im Rathaus nicht angekommen zu sein scheint“. Dass der Radlverkehr mit dazugehöre, wolle man im Rathaus nicht wissen.

Strategie für aktive Mobilität



Was laut Stadt beim Verfasser offenbar nicht angekommen sei – oder dieser offenkundig nicht wissen wolle, obwohl er es auch in der Heimatzeitung hätte nachlesen können – sei unter anderem Folgendes: „Die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs ist momentan eines der großen Ziele der Stadt Pfaffenhofen.“ Und zwar seit zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes 2018 auch ein umfassender Verkehrsentwicklungsplan erarbeitet und seither schrittweise umgesetzt wurde. Darauf aufbauend enthält das im Februar 2022 einstimmig verabschiedete städtische Klimaschutzkonzept im Block „Mobilität“ als wesentlich die Erstellung und Umsetzung einer Strategie für aktive Mobilität. Im Vorgriff darauf hatte der Ferienausschuss im Januar 2021 einstimmig die Beauftragung eines umfassenden Nahmobilitätskonzeptes beschlossen.

Die übergeordneten Ziele sind bei alledem insbesondere der sogenannte Modal Shift, teilt die Stadt dazu weiterhin mit: also die Verhaltensänderung in der Mobilitätskultur, die Priorisierung des Umweltverbundes (Fuß/Rad/Öffentliche) und die Förderung des Radverkehrs wie darüber hinaus die Reduzierung von nicht notwendigem motorisiertem Individualverkehr in der Innenstadt. All das inklusive der Betreuung der späteren Umsetzung durch einen Fuß- und Radverkehrsmanager. „Was aber für den Verfasser in Pfaffenhofen undenkbar scheint“, heißt es weiter.

Unter Einbindung der Öffentlichkeit und von Experten sind als Ziel des etwa zweijährigen Planungsprozesses abgestimmte Maßnahmen für die problemlose Erreichbarkeit der Innenstadt, des Bahnhofs und der Schulen sowie eine verbesserte Radwege-Anbindung der Ortsteile vorgesehen. Begonnen wurde die Untersuchung des Fußgänger- und Radverkehrs mit einer Beteiligung der Pfaffenhofener Schüler. In der zweiten Jahreshälfte traf sich die Arbeitsgruppe Mobilität mit Teilnehmern unter anderem der Polizei, der Verkehrswacht, des ADFC, des Staatlichen Bauamts, des Bund Naturschutz sowie der Stadt- und Kreisverwaltung zu mehreren Sitzungen. Eine größere Bürgerbeteiligung sei für das anstehende Frühjahr bereits in Planung.

Experte lobte Pfaffenhofen



Mit Verweis auf frühere PK-Artikel versucht die Stadt ihren Standpunkt zu untermauern. So hatte die Stadt Ende 2020 den Verkehrsexperten Heiner Monheim zu einer Fahrradexkursion durch Pfaffenhofen geladen, um Ansätze für weitere Verbesserungen zu finden. „Schutzstreifen, Velorouten, Leihstationen: Heiner Monheim lobt Pfaffenhofen, es gibt aber noch viel zu tun“ war der entsprechende PK-Bericht überschrieben. Zwei Jahre später erfolgte die Besichtigung der Stadt durch die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommune in Bayern, der die Stadt inzwischen beigetreten ist. Deren fachliche Bewertung attestiert Pfaffenhofen vielfachen Verbesserungsbedarf bis zur Zertifizierung als „Fahrradfreundliche Kommune“. Dennoch haben sowohl die „AGFK“ wie das ADFC-Monitoring Pfaffenhofen „einen eher durchschnittlichen Stand attestiert („Note 3,6“), so die Stadt weiter. Auch die Unfallzahlen dürften eher unterdurchschnittlich sein, heißt es in der Darstellung weiter. So lautet das städtische Fazit zur Wutrede im PK: „Mit der Einschätzung des Verfassers, Pfaffenhofen sei die fahrradunfreundlichste Stadt zwischen Flensburg und Freilassing, möglicherweise sogar die gefährlichste, decken sich diese Bewertungen jedenfalls nicht.“

PK



Radler als Leidensgemeinde

Als „perfekt abgebildet“ sieht eine Leserin ihre „Kümmernisse“ bezüglich der Situation für Radfahrer in Pfaffenhofen. Sie ergänzt lediglich, dass sich an der Hohenwarter Straße nach wie vor kaum ein Autofahrer per Blick nach links und rechts absichere, ehe er den Radweg quert. „Radler werden (noch) nicht mitgedacht“, ergänzt sie – und bedankt sich für den Meinungsartikel.

Damit ist sie nicht die einzige. Der Frau sei gleich beim ersten Lesen klar gewesen, dass sich rasche eine große „Leidensgemeinde“ bilden werden – und so ist es auch gekommen. Eine Seniorin berichtet, dass sie vor zehn Jahren ihr Auto aus Vernunftgründen aufgegeben habe. „Dafür begebe ich mich seither auf dem Radl jeden Tag in Lebensgefahr“, schreibt sie. Man könne nur neidvoll in andere Städte oder Länder blicken, wo Rücksicht auf Radler genommen werde.

Ein anderer Leser aus Pfaffenhofen freut sich, dass „endlich der von mir seit Langem erwartete öffentliche Anstoß“ erfolgt sei. „Ich teile jede Zeile Ihres Artikels Danke dafür“, steht in seiner E-Mail an die Redaktion. Eigentlich habe die Stadt ein Konzept zur Nahmobilität im Spätherbst 2022 zur Verbesserung der Situation vorstellen wollen, fährt er fort – und ergänzt: „Aber still ruht der See…“ Jetzt hofft er, dass endlich Bewegung in dieses wichtige Thema kommen werde. Denn: „Wie sollen Kinder zum Radeln angeregt werden, wenn zum Beispiel der Schulweg von Pfaffelleiten stadteinwärts mitten in der Unterführung abrupt endet?“

PK