Schwerverletzte und Bolognese-Soße
Katastrophen- und Zivilschutzübung der Malteser Bayern in Münchsmünster

06.05.2024 | Stand 06.05.2024, 5:00 Uhr

Autsch, das tut weh. Aber nur, wenn die Verletzungen echt wären. Sind sie aber nicht. Bei der Malteser-Übung wurden Statisten nämlich „präpariert“. Fotos: Lamprecht

„Wir haben hier an diesem Wochenende rund 350 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus ganz Bayern – nicht nur Sanitäter, sondern alles, was es braucht, um die angenommene Lage bewältigen zu können“, sagt Christina Gold von den Maltesern Bayern.

Die besagte angenommene Lage, die auf dem Wasserübungsplatz der Bundeswehr in Münchsmünster trainiert wurde, war der komplette Ausfall der Infrastruktur und das Eintreffen von Patienten aus den Krankenhäusern auf den eilends errichteten Behandlungsplätzen.

Anwendung fanden in zwei Durchläufen das bayerische System „Behandlungsplatz 50“ und das System „medical taskforce“, wie es im Rest Deutschlands zum Einsatz kommt. Das Ziel: Stärken und Schwächen der beidem Methoden ausfindig zu machen, sie zu vergleichen und am Ende mit beiden Varianten schnell und zuverlässig arbeiten zu können. Denn: „Katastrophen passieren halt nicht nur in Bayern.“

„Die Patienten bekommen davon wenig mit“

Wie wichtig es ist, dass die Arbeit am Einsatzort zwischen den Hilfskräften aus unterschiedlichen Bundesländern und auch von unterschiedlichen Organisationen Hand in Hand läuft, hat unter anderem die Flut im Ahrtal gezeigt. Hier, so erzählen die Ehrenamtlichen, habe man die Unterschiede der beiden Systeme stark gemerkt. „Die Patienten bekommen davon wenig mit. Für die muss es einfach nur laufen“, sagt Wilhelm Horlemann von der Pressestelle der bayerischen Malteser.

Um genau das auch im Ernstfall sicherzustellen, sei es, so waren sich die zahlreichen Engagierten einig, wichtig, die beiden angewandten Systeme einmal unter möglichst realen Bedingungen – und doch ohne den Druck des Ernstfalls – unter die Lupe zu nehmen, sie zu vergleichen und vielleicht sogar Stärken des jeweils anderen Systems einzubinden. Damit das gelingen konnte, war in Münchsmünster ein großes Aufgebot an Statisten im Einsatz: Bis zu 50 Patienten können an den Behandlungsplätzen pro Stunde versorgt werden – 49 waren es bei der Übung. Aber nicht nur das. Im Ernstfall müssten sie über einen längeren Zeitraum betreut, versorgt und verpflegt werden. Eine logistische Meisterleistung, die in Münchsmünster nachgestellt wurde.

Hier entstehen fiktive Kopfplatzwunden

Während in den Feldküchen, die der Freistaat für den Katastrophenschutz angeschafft hat, deshalb fleißig Bolognese-Soße gekocht wird, werden einige hundert Meter weiter die „Verletzten“ auf ihren Einsatz vorbereitet. Unter den fachkundigen Händen der Abteilung „realistische Unfalldarstellung“ entstehen fiktive Kopfplatzwunden, Wespenstiche, Verbrennungen, schwere Quetschungen am Bauch einer jungen Frau, die niedergetrampelt wurde, und noch vieles andere mehr.

Beeindruckt von alledem wie auch von der Einsatzbereitschaft der Ehrenamtlichen zeigte sich auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der die Übung am Nachmittag besuchte und das große Engagement der Männer und Frauen der Malteser lobte. „Gemeinsame Übungen stärken die organisationsübergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure im Katastrophen- und Zivilschutz. Sie bieten die Möglichkeit zur konkreten Vorbereitung auf Einsatzlagen und das Trainieren von Abläufen. Zudem fördern sie den wichtigen Austausch un-ter den Einsatzkräften, was im Ernstfall der Schlüssel zum Erfolg ist“, betonte Herrmann.