Wolnzach
Geldverschwendung oder ein Gewinn: Eine Baustelle, verschiedene Ansichten

Neugestaltung des Wolnzacher Zentrums polarisiert – Marktverwaltung gibt Antworten auf drängende Fragen

11.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:42 Uhr

Die Pflasterarbeiten am Marktplatz laufen. Foto: Trouboukis

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – Der erste Teil des zweiten Bauabschnitts ist abgeschlossen: Seit Ende April hat Wolnzach einen neuen Kirchenvorplatz, nach wochenlanger Sperrung war die Durchfahrt wieder möglich. Aber nicht sehr lange, denn seit dem 23. August geht zwischen Preysing- und Klosterstraße nichts mehr und die Umgestaltung am Marktplatz läuft. Diese Baustelle ist das Thema in Wolnzach – und es wird kontrovers diskutiert, nicht selten auch laut geschimpft. Bürgermeister Jens Machold (CSU) und Michaela Eisenmann vom Marktservice geben Antworten.

Ist es wirklich nötig gewesen, hier alles aufzureißen oder ist das nicht reine Geldverschwendung, wie manche meinen?
„Während des laufenden Isek-Prozesses hat es zahlreiche Bürgerbefragungen gegeben und auch da wurde ganz klar mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer und weniger Raum für den motorisierten Verkehr gefordert“, so Machold. „Ein großer Kritikpunkt von allen Seiten sind auch immer wieder zu schmale Gehsteige, auf denen man nur ,im Entengang’, wie man sagt, gehen kann. Alle dem wird hier Rechnung getragen.“

Dafür sind Parkplätze geopfert worden, vor allem die jetzt fehlende Parkbucht vor der Kirche ist ein großer Aufreger. Wir da noch mal etwas geändert?
„Es stimmt, dass es da viel Kritik gibt“, so der Bürgermeister. Aber die Verbindung des Kirchenvorplatzes als Platz mit dem gegenüberliegenden Rathausvorplatz sollte nicht – eine klare Vorgabe der Städteplaner und Fördergrundlage – durch eine Parkbucht unterbrochen werden. Diese Parkbucht an der Kirche sei ohnehin wegen des alten Hochbords und der Biegung problematisch und überhaupt nicht behindertengerecht gewesen.

Darf man vor der Kirche jetzt parken oder nicht?
Es würden hier keine Parkflächen ausgewiesen, heißt es dazu aus dem Rathaus. Aber – ähnlich wie bei Hochzeiten auf dem Rathausplatz – so würde ein Parken im Bedarfsfall zu Gottesdiensten ausdrücklich geduldet.

Manchen ist der Kirchenvorplatz jetzt aber viel zu kahl. Wird da noch etwas gepflanzt?
Auch das sei mehrfach kommuniziert worden, sagt der Bürgermeister. Das alles sei Thema in der nächsten Gemeinderatssitzung, auch werde demnächst ein Baum gepflanzt. Dafür habe man halt einfach die rechte Pflanzzeit abwarten müssen.

Parkplätze sind ja ohnehin ein großes Thema, manche Geschäftsleute sagen, da gäbe es viel zu wenige im Zentrum. Stimmt das denn wirklich?
„Wir hören das auch immer wieder“, erklärt Michaela Eisenmann. Deshalb habe man einmal alle öffentlichen Parkflächen erfasst und komme dabei auf 480 Stellplätze im Wolnzacher Zentrum. Dabei seien viele zeitlich uneingeschränkt nutzbar, beispielsweise rund 100 am Volksfestplatz oder 40 am alten Bahnhof, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Und wie viele Parkplätze fallen jetzt durch die Platz-Neugestaltung weg?
Laut Machold sind das die Parkbucht an der Kirche mit vier Stellplätzen und die drei Längsparker am Gasthof Zur Post. Längsparkplätze am Marktplatz zwischen Rathaus und griechischem Lokal werde es aber weiter geben.

Das Zentrum soll attraktiver werden, was aber ist mit Laden-Leerständen?
Im Moment stechen zwei leerstehende Gebäude direkt neben der Kirche ins Auge, allerdings ist laut Machold eines davon bereits wieder vermietet. Gleiches gelte für den ehemaligen NKD-Markt, wobei sich dieses Unternehmen übrigens an anderer Stelle in Wolnzach wieder ansiedeln werde. In das einstige Café Häußler ziehe vorübergehend die VR-Bank ein, für das Schreibwaren-Bäck-Gebäude plane der Eigentümer auch bereits konkret eine neue Nutzung im gastronomischen Bereich. Grundsätzlich, so der Bürgermeister, rede man hier allerdings von Läden im Privatbesitz – und da habe man als Gemeinde wenig Einfluss auf deren Nutzung.

Es kommen immer nur Büros oder Versicherungen nach Wolnzach, sagen die Leute. Wie sieht es denn tatsächlich aus?
„Wir haben einen riesigen Branchenmix“, entgegnet Michaela Eisenmann und verweist auf 1278 Unternehmen, darunter Global Player, aber auch sieben Direktvermarkter, 18 Anbieter von Hopfenprodukten, etliche Gastro-Betriebe, Einzelhändler, Handwerksunternehmen, Metzgerei-, Feinkost-, Unverpackt- und Geschenkeläden, Bäckereien oder – andere hätten da gar nichts mehr zu bieten – gleich drei Gärtnereien und Floristen.

Die Baustelle im Zentrum nervt vor allem die Anlieger doch ziemlich. Wie lange müssen sie sich denn noch gedulden?
Man habe den zweiten Bauabschnitt der Innerortsgestaltung – der Rathausplatz war Abschnitt I – extra in zwei Teile geteilt, um die Belastung für die Bevölkerung so erträglich wie möglich zu gestalten, sagt der Bürgermeister. Spätestens bis zum Christkindlmarkt soll alles fertig sein.

WZ