Ein Beitrag zur Bewahrung der Wälder
Förster kartieren, wo besonders viele Bäumchen von Rehen angefressen werden

Bestandsaufnahme in ganz Bayern

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 17:00 Uhr

An genau definierten Punkten begutachten Förster Christoph Zanklmeier (links) und sein Praktikant Philipp Vetter, welchen Einfluss der Wildbestand auf den Bestand an jungen Bäumen hat. Foto: Straßer

Bergahorn, Stufe eins, Verbiss im oberen Drittel; Fichte Stufe eins; Buche Stufe eins, Verbiss im oberen Drittel; sonstiges Laubholz Stufe eins: Revierförster Christoph Zanklmeier markiert in einem Waldstück bei Ellenbach zwischen Hohenwart und Pfaffenhofen an systematisch ausgewählten Punkten kleine Bäumchen, überprüft, ob Rehe die Triebe der Bäumchen abgefressen haben.



Die Bayerische Forstverwaltung erstellt alle drei Jahre für die rund 750 bayerischen Hegegemeinschaften Gutachten zur Situation der Waldverjüngung. Im Landkreis Pfaffenhofen befinden sich sechs Hegegemeinschaften mit etwa 140 Jagdrevieren. Grundeigentümer, Jagdpächter und Jagdbehörden erhalten durch die sogenannte Verjüngungsinventur ein Instrument an die Hand, um den Einfluss des Schalenwilds auf die Waldverjüngung zu quantifizieren. Die Auswahl der Aufnahmeflächen erfolgt daher nach einem systematisch angelegten Gitternetz. Auf jeder Fläche werden entlang einer Geraden an fünf Stichprobenpunkten jeweils 15 Einzelbäumchen zwischen 20 Zentimetern und 1,3 Metern Höhe erfasst. „Kein Förster kann willkürlich eine Fläche festlegen“, sagt Zanklmeier.

Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen



Auch größere und kleinere Bäume schaut der Fachmann an. Daraus kann abgeleitet werden, ob ein hoher Wildbestand die kommenden Waldgenerationen entmischt oder ob alle aufkommenden Baumarten auch später die Chance haben zum großen Baum zu werden. Die Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen.

„Es dient dazu zu verstehen, wie sich die Wildbestände auf die Natur auswirken“, sagt Peter Birkholz, Bereichsleiter Forsten beim AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen. „Damit verschiedene Baumarten unbeeinträchtigt wachsen können.“ Kommen Reh-, Rot- oder Damwild in zu großer Zahl vor, werden vor allem junge Tannen, Eichen oder Ahorne durch übermäßigen Verbiss der Knospen am Aufwachsen gehindert. So bleiben sie dann gegenüber weniger schmackhaften Baumarten wie Fichten und Kiefern in ihrer Entwicklung zurück.

Herausforderungen durch Klimawandel



Auch im Bereich der Jagdgenossenschaft Strobenried in der Gemeinde Gerolsbach ist die Aufnahme mittlerweile abgeschlossen. „Schalenwildverbiss ist die größte Gefahr für die Jungpflanzen und damit für die Waldverjüngung“, sagt der zuständige Förster Dominik Reil. Das Waldsterben durch klimatische Extremereignisse und dem Borkenkäferbefall seien aus seiner Sicht unverändert die übergeordneten Themen mit diesem Ziel: „Durch aktiven Waldumbau und Waldnaturschutz den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und der Abwärtsspirale entgegenzuwirken. Den Wald zu erhalten, das ist eine Mammutaufgabe, die uns alle angeht.“

Neue Klimawälder schaffen



In den Forstrevieren der gesamten Region 10 geht es darum, neue Klimawälder zu begründen. Momentan gebe es immer wieder neue Temperaturrekorde, sagt Peter Birkholz. Der Bereichsleiter Forsten beim AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen ist sich sicher, dass der Borkenkäfer der Fichte den Garaus machen wird. „Das geht rasant“, sagt er. Jetzt, in der eigentlich kalten Jahreszeit, würden sich hohe Temperaturen ja noch angenehm anfühlen. „Anders ist das im Hochsommer.“

Durch die Temperaturrekorde seien die Pflanzen im Wald rund vier Wochen weiter als sie eigentlich um diese Zeit sein sollten. „Normalerweise sollte noch keine Knospe grün, noch kein Blatt draußen sein“, sagt Birkholz. Gebe es in einer solchen Situation auch noch einen zu hohen Wildbestand, sei der Wald in Gefahr. „Wir wollen die Jäger mitnehmen, den Wald der Zukunft zu schützen“, sagt Birkholz. Nach der Auswertung der Verjüngungsinventur gibt das Forstamt eine Empfehlung für den Abschussplan ab.

Walter Ulrich, der Vorsitzende der Pfaffenhofener Hegegemeinschaft, räumt ein, dass in manchen Revieren der Wildbestand zu hoch ist. Genauso hätten aber manche Wälder auch einen großen Pflegerückstand. „Das ist genauso dramatisch wie ein zu hoher Wildbestand.“ Der Wald sei ein komplexes Ökosystem. „Der Wald muss selbst zurecht kommen. Der Mensch kann ihm dabei helfen.“ Jäger und Förster müssten daher zusammenarbeiten.

PK