Landkreis Kelheim
Das weltweit größte Hopfenverarbeitungswerk steht im niederbayerischen Dorf Sankt Johann

Anlage läuft seit zwei Jahren und ist jetzt auch offiziell eröffnet – Auch Söder und Aiwanger waren bei der Feier dabei

02.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:51 Uhr

Einblicke in die Hopfenveredlung gaben der technische Werksleiter Friedrich Loipeldinger (links), Regine Barth von BarthHaas (2.v.l.) und Geschäftsführer Johann Pichlmaier (rechts) dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (Mitte) und seinem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (3.v.r.). Fotos: Hopfenveredlung St. Johann GmbH

Von Jan-Lennart Loeffler

Wolnzach/Sankt Johann – Eine kleine Rechnung zeigt schnell die Dimensionen des Projekts: Sieben Millionen Maß Bier werden auf der Münchner Wiesn im Schnitt getrunken. Das sind 70 000 Hektoliter. Die Menge an Hopfen, mit dem so viel Bier gebraut wird, verarbeitet diese neue Hopfenextraktionsanlage in gerade einmal einer halben Stunde.



Johann Pichlmaier steht auf dem Hof der weltweit größten Hopfenverarbeitungsanlage, als er diese Rechnung durchspielt. Hier – im kleinen Dörfchen Sankt Johann bei Train im Landkreis Kelheim – wird auf umgerechnet 16 Fußballfeldern Hopfen verarbeitet.

Am vergangenen Montag konnte sich der Vorstandsvorsitzende der HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft über die Eröffnung des neuen Werks der Hopfenveredlung St. Johann freuen. Pichlmaier ist auch Co-Geschäftsführer dieser Hopfenveredlung, einem Gemeinschaftsunternehmen der Hopfenverwertungsgenossenschaft mit der Nürnberger Hopfenverarbeitungsfirma BarthHaas.

Fast 30 Prozent der weltweiten Hopfenernte

„60 bis 70 Prozent des bayerischen Hopfens werden hier verarbeitet“, so Pichlmaier über das neue Werk. Da nirgendwo so viel Hopfen angebaut werde, wie im Freistaat – mit der Hallertau als dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt –, entspreche das fast 30 Prozent der weltweiten Ernte.

Im neuen Werk wird der Rohhopfen zu Pellets und konzentriertem Hopfenextrakt verarbeitet. Dadurch wird der Hopfen haltbarer und lässt sich leichter transportieren und weiterverarbeiten.

Eigentlich sollte das Werk, das bereits im Herbst 2020 seinen Betrieb aufgenommen hat, schon früher offiziell eröffnet werden. Doch da machte die Corona-Pandemie einen Strich durch die Pläne. Von diesen und anderen Unwägbarkeiten ließ sich Pichlmaier nicht abschrecken: „Wer keinen Optimismus hat, der baut keinen Hopfen an, und verarbeitet ihn auch nicht.“ Dass die Hopfenverwertungsgenossenschaft und BarthHaas sehr optimistisch sind, zeigen die Investitionen, welche die beiden Partner in das neue Werk haben fließen lassen: rund 65 Millionen Euro. „Das entspricht ungefähr dem Umsatz von zwei Jahren“, erklärt Pichlmaier. „Wir glauben an den Standort.“

Riesige Lagerkapazitäten

Neben der neuen Extraktionsanlage finden sich auf dem Werksgelände auch Lagerkapazitäten für bis zu 11000 Tonnen Rohhopfen und 23500 Tonnen Fertigprodukt. Daneben gibt es Kühllagerhallen sowie ein modernes Labor und sogar eine eigene Forschungsbrauerei. Welche Bedeutung der Hopfenanbau für Bayern hat, das machte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Eröffnungsfeier mit dem Dreiklang „Hightech, Heimat, Hopfen“ deutlich: „Ihr seid prägend für unser Land.“ Söder lobte den unternehmerischen Mut der Investition. „Märkte ändern sich“, sagt der Ministerpräsident. „Aber unser bayerisches Bier wird immer erfolgreich sein.“

Auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte die wichtige Rolle des Hopfenanbaus: „Hopfen und Bier haben Bayern nicht nur erfolgreich, sondern auch sympathisch gemacht.“

Brauereien in 100 Ländern werden beliefert

Weltweit beliefert das Extraktionswerk Brauereien in 100 Ländern. Einen wichtigen Anteil hat das Werk auf jeden Fall an der Wertschöpfung für die Hopfenpflanzer, denn durch deren Beteiligung an der Hopfenverwertungsgenossenschaft profitieren sie – nach dem Anbau – auch vom nächsten Schritt in der Wertschöpfungskette. Doch der Hopfenanbau und die Weiterverarbeitung sind kein Selbstläufer. Die Extraktionstechnik ist energieintensiv. Zwar ist die neue Anlage sehr effizient. Aber die Energiegewinnung durch das werkseigene Blockheizkraftwerk soll bald durch Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern ergänzt werden.

Ein weiterer Standort für Solaranlagen könnten laut Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Hopfengärten selbst sein. Er warb bei dem Termin in St. Johann für „Hopfen-PV“, also dafür auf den Hopfengärten selbst die Photovoltaik-Anlagen zu installieren.

WZ