Dietfurt
Moritatensänger nehmen die Missgeschicke der Dietfurter aufs Korn

07.02.2024 | Stand 07.02.2024, 16:58 Uhr

Die vier Bänkelsängerhaben die Wirtshäuser in und um Dietfurt erneut gefüllt. Fotos: Palm

Auch bei ihrer zweiten Tournee durch die Dietfurter Wirtshäuser haben die Moritatensänger die Gaststuben bis zum letzten Platz gefüllt. Seit 1969 gibt es diesen Faschingsbrauch in der Sieben-Täler-Stadt.

Bei ihren zweiten Auftritten läuteten sie die Faschingswoche im wahrsten Sinne des Wortes ein. Laut bimmelnd zogen sie ein. Sofort verstummten die Gespräche an den Tischen, gespannte Stille machte sich breit. Der Beginn ist immer der gleiche, die vier Männer stellten sich dem Publikum vor. Langjährige Besucher kennen dieses Ritual schon und rufen ihre Namen: Martin Neger, Martin Huber, Stephan Graf und Stefan Röll.

In der ersten Moritat ging es um einen Hausbesitzer, der eine PV-Anlage rein für den Eigengebrauch haben wollte. Gegen den Rat der Fachleute installierte er eine leistungsstärkere Anlage, da auf dem Dach genug Platz war. Doch da die Sonne im Sommer des vergangenen Jahres quasi täglich reichlich Solarstrom lieferte, war der Akku am Mittag schon voll. „Jetzt ist es endlich wieder Sommer, ein Sommer wie er früher niemals war. Mit Sonnenschein vom Frühjahr bis Oktober“, sangen die Moritatisten. Der Hausbesitzer konnte den Strom vom Dach nicht mehr verbrauchen, doch fehlte es ihm nicht an Ideen. Unter anderem wurde „der Außenpool kräftig aufgeheizt, bei Tag und auch bei Nacht, statt abgetrocknet wird jetzt nur noch geföhnt“, hieß es. „Wann wird’s mal wieder richtig Winter, ein Winter, wie er früher einmal war. Mit Dunkelheit von Oktober bis April, der Hausbesitzer keinen Strom mehr will“, sangen die Vier mit geändertem Refrain. Die Moral von der Geschichte: „Der Stromerzeuger ist ein patenter Mann. Schließt auch noch die Zisterne an. Damit sich der Zähler nicht rückwärts drehen kann, heizt er auch noch das Klospülwasser dann.“

Die zweite Moritat handelte von der veganen Tochter einer Dietfurter Metzgerdynastie! Der Vater säte einen neuen Rasen. Der wurde gehegt und gepflegt, gedüngt, gegossen und wöchentlich mit der Hand gemäht. Braune Stellen wurden nachgesät. Da die Mauer sehr hoch ist, kann kein Unkraut von außen rein, so meinte er zumindest. Doch im Herbst war der ganze Rasen voller Löwenzahn, in Bayern wie in Dietfurt „Muichscheckl“ genannt. Der wurde von Hand ausgestochen, damit im nächsten Frühjahr kein Unkraut mehr wachsen könne. Doch im Frühling war wieder alles voller Löwenzahn.

Das Publikum bog sich vor Lachen, als die vier Männer den weihnachtlichen Gesang: „Vom Himmel hoch da komm ich her“ anstimmten. Dem Hobbygärtner dämmerte, dass der Löwenzahn vom Balkon seiner Tochter stammte.

Das Fahrzeug vom Bauhof im Hühnerstall

In der dritten Moritat ging es um ein älteres Modell des städtischen Bauhofs. Dieses hatte des Öfteren gezickt. Mit diesem war ein Bauhofmitarbeiter an einem heißen Julitag unterwegs. Da er ein Rezept bei einer Ärztin abholen musste, parkte er das Fahrzeug kurzerhand vor der Praxis. Davor unterhielten sich zwei „junge Moila“ – zwei Seniorinnen, die anwesend waren, erkannten sofort, dass sie gemeint waren.

„Die Frauen ratschen dort in aller Ruh und gehen Richtung Sportheim zu, plötzlich rollt vom Parkplatz her ein oranger Straßenkehrer. Die Böschung rollt der Kehrer runter, in der Praxis wird der Bauhofmitarbeiter munter, herausgestürmt in vollem Lauf, nimmt er die Verfolgung auf“, spätestens bei diesen Ausführungen blieb kein Auge mehr trocken.

Das Fahrzeug sauste an einem Hühnerstall vorbei und krachte schließlich in einen Gartenzaun. Der Bauhofmitarbeiter wollte das Fahrzeug schnell reparieren, damit es keiner mitbekommt. Doch: „Die Moral von der Geschicht, vertuschen hilft dir bei uns nicht“, schlussfolgerten die Bänkelsänger.

Brennholz versehentlich zweimal verkauft

Auch bei der letzten Moritat des Abends gab es viel zu lachen. Die Moritatisten verlasen einen Auszug aus dem Bürgermagazin. Darin stand unter anderem, dass die Stadt mehrere Arten von Brennholz anbietet, die bei der Forstdienststelle bestellt werden können. Daraufhin bestellte ein Dietfurter im Sommer 20 Ster Holz und zahlte auch gleich. Um es wieder zu erkennen, markierte er das Holz und fotografierte es, wussten die Bänkelsänger zu berichten. Hier schlüpfte Martin Neger in die Rolle des Försters. Der Holzbesteller fuhr mit seinem Sohn zum Wolfsberg und wollte ihm das gekaufte Holz zeigen. Doch das war nicht mehr da. „Im Wald da sind die Räuber“, sangen die Männer.

Der Geschädigte wollte den Diebstahl der Polizei melden. Doch seine Frau meinte, dass er erst einmal beim Förster anrufen sollte. Dieser vertröstete die Familie, er werde der Sache nach seinem Urlaub auf den Grund gehen. Schließlich rief er an, um sich zu entschuldigen. Er hatte das Holz wegen der Gleichheit beider Nachnamen wohl zweimal verkauft. „Ein Holz zweimal zu verkaufen tut sich für mich als Förster rentiern, egal ob dann oana oder zwoa einschiern,“ witzelte Neger.

Ganz am Ende erklärten die Bänkelsänger, dass sich ab Anfang Mai auf www.moritatisten-dietfurt.de alle Texte und Bilder zum Nachlesen finden. Dort ist auch eine Anweisung, was man tun muss, um auch mal dranzukommen. Der lange Applaus zeigte den Akteuren, dass auch der zweite Teil ihrer Tour ein voller Erfolg war und wieder super beim Publikum ankam.

pmd