Programm ohne Tamtam
Martina Schwarzmann mit geballter Bühnenpräsenz

Kabarettistin tritt in Dietfurt mit Mathias Kellner als Praktikant auf

25.02.2024 | Stand 26.02.2024, 14:56 Uhr

An den Kleinigkeiten des Alltags arbeitete sich die Kabarettistin Martina Schwarzmann bei ihrem Auftritt in Dietfurt ab. Unterstützt wurde sie von Mathias Kellner. Fotos: Hradetzky

Sie ist ein Garant für volle Säle. Am Freitagabend hat die Kabarettistin Martina Schwarzmann erneut Zuschauer aus der ganzen Region in die Dietfurter Sieben-Täler-Halle gelockt, die ihr neues Programm „Ganz einfach“ kennenlernen wollten. Als kleine Überraschung hatte Schwarzmann den Musiker und Kabarettisten Mathias Kellner mitgebracht.

Die Bühne ziert gewohnt ein einfacher Tisch und ein Stuhl, denn mehr Hilfsmittel braucht die Kabarettistin nicht, da sie mit purer Wortgewalt besticht und Jung und Alt zum Lachen bringt. „Ganz einfach“ heißt ihr Programm, weil es ganz ohne Tamtam auskomme, erklärt sie.

Gleich mit dem Lied „Danke, dass ihr da seid“ begrüßt die Oberbayerin auf vergnügliche Weise ihr Publikum. Seit zwei Jahren spiele sie das Programm nun schon, das sie nach eigenen Worten schon viel früher habe machen wollen. Aber dann sei die Corona-Pandemie gekommen und sie habe überlegt, ob es sich überhaupt rentiere, ein neues Programm zu schreiben, „wenn doch alle wegsterben“. Zudem habe sie dann auch „überhaupt keine Zeit“ gehabt, versichert sie, denn sie sei auf einen Schlag Lehrerin gewesen und habe ihre Kinder mit Homeschooling „bespaßen“ müssen, so die vierfache Mutter.

Bericht von den Leideneiner jungen Mutter

Von den Leiden einer jungen Mutter berichtet sie ausführlich – wie sie selbst Lehrplankorrekturen vorgenommen habe, damit die Kinder keinen Blödsinn lernen. „Selbst ist die Frau“, denkt sie sich und bietet ihren Kindern Sportunterricht an, läuft mit ihnen an Halloween mit einer Teleskopstange durch die Nachbarschaft, da man sich in Bayern ja schließlich an der frischen Luft mit dem Corona-Virus hätte infizieren können. Festgestellt habe sie an der Frage: „Wem gehörts na es?“, dass die „Alten“ noch gendern. So werden Schubladendenken und Diskriminierungsdebatten bei Schwarzmann, die einen Dialektpreis erhalten hat, gewitzt und gekonnt abgehandelt, etwa wenn sie ihr Lied „Jetzt wird’s Zeit, dass es wieder bunt wird“ trällert.

Schwarzmann plaudert aus dem Nähkästchen und erzählt über ihre Leidenschaft für Leserbriefe. Brandaktuelle Überlegungen über vegane Schützenkönige, die mit Tofuketten bestückt werden, anstelle mit Wurst- oder Radieschenketten, begeistern die Kabarettistin und sie stellt fest, dass der erste Lockdown ihr Lieblingslockdown gewesen sei. Da habe sie endlich Zeit gefunden, rotbeinige Baumwanzen bei der Fortpflanzung zu beobachten.

Es sind die Kleinigkeiten des Alltags, die ulkigen Kuriositäten, die Schwarzmann aufs Tableau und damit ihr Publikum zum Lachen und auf andere Gedanken bringt, sie den Sorgen des Alltags entfliehen lässt. Was genau Schnecken fressen fasziniert sie ebenso wie Glühwürmchen, die „Roßbremer“, Silberfischfrauen- und männer und auch die Spinnweben mit über 15 Metern Länge, so dass Schwarzmann der Insektenwelt sogar ein Liedchen widmet. „Beim Artensterben braucht man ein bisschen mehr Gefühl füreinander“, stellt sie fest.

Schwarzmann nimmt Dinge wahr, die sonst kaum eine Lobby haben. Sie bemerkt, dass so mancher Mitbürger aus der Stadt den Unterschied zwischen Tomaten- und Kartoffelpflanzen nicht kennt, reflektiert über Spitzfindigkeiten des Anbaus ebenso wie über H- und Heumilch, kurzum über die Entfremdung des Menschen von der Natur. Für ihr Publikum hat sie mit dem Lied „Nur so“ die tiefgründige Botschaft im Gepäck, dass man im Leben einfach nur dankbar und zufrieden sein sollte und sie ruft dazu auf, über die Unstimmigkeiten des Lebens nachzudenken.

Ein Keks wie die Dreingabe zum Capuccino

Mitgebracht als Praktikanten hat sie Mathias Kellner. Er sei sozusagen wie der Keks, den es überraschenderweise manchmal als Dreingabe beim Cappuccino gibt. Der bayerische Liedermacher und Kabarettist Kellner erntet ebenso übergroßen Beifall für sein bluesiges Lied „Arschloch“ und bringt das Publikum dazu mitzusingen. Wer mehr hören möchte, solle am 12. Oktober zu seinem Auftritt nach Wettstetten kommen.

Dann übernimmt wieder Schwarzmann. Und es jagt ein Höhepunkt den nächsten. Sie referiert über ihre „floddereske“ Familie und berichtet über ihren ausgeprägten Sinn für praktische Lösungen bei Alltagsproblemen, die sie oft mit dem Einsatz des Kompressors lösen kann, wenn zum Beispiel Winterweizen aus den Kinderwinterstiefeln wächst. Auch porträtiert sie professionell die Mitglieder eines eingefleischten Männerstammtisches wie den Karl und den Flex, bei dem sie vorbeigehendes Mitglied ist. Schwarzmann unterhält mit ihrer geballten Bühnenpräsenz den ganzen Abend lang ihr Publikum, dass danach fröhlich gelaunt heimgeht.

DK