Sehr gut besucht gewesen ist der Vortrag „Altwege rund um Dietfurt“, den die Dolina Gesellschaft für Landeskunde in Dietfurt veranstaltet hat. Heimatpfleger Anton Zacherl hieß viele Zuhörer im Kulturhaus der Stadt willkommen.
Als Referenten begrüßte der Dietfurter Archivpfleger den Heimatforscher Hans Auer aus Dünzling, das zum Markt Bad Abbach gehört.
Auer bezeichnet sich als Hobby-Forscher und an Geschichte Interessierten und, ein wenig verschmitzt, als Austrägler oder Austragsbauer. „Von der Scholle in den Gelehrten-Olymp“ titelte eine Zeitung. Seit 1976 erforscht er Altwege zwischen Donau, Altmühl, Ilm und Isar. Seit zehn Jahren macht er seine Spaziergänge im Köschinger Forst, um Riedenburg und jetzt auch in der Dietfurter Gegend. Bei dem schnellen Rutsch durch die Geschichte erwähnte Auer unter anderem, dass 1034 der Hirschberger Graf Gebhard VII. Dietfurt als „Markt“ bezeichnet hat.
Zunächst gab es eine Begriffsklärung und mit Kartenbildern, Fotos und Laufaufnahmen zeigte der Referent viele Altstraßen. Es handelt sich um Fern- oder auch Regionalverbindungen aus alten Epochen. Viele dieser Wege verödeten, manche sind bis heute erhalten geblieben. Altwege findet man im freien Gelände und im Wald als Hohlwege, vielfach laufen viele Wege nebeneinander. War einer ausgefahren, suchte sich der Fuhrmann einen neuen. Luftaufnahmen eines Geländes mit Laserscanning zeigen oft Bündel von Fahrspuren nebeneinander. Altwege passen sich der Flur an etwa einem Waldrand und heißen dann auf alten Karten zum Beispiel „Am langen Weg“. Der „Mitterweg“ ist der zentrale Weg einer Gemarkung, auf dem „Rennweg“ kommen Fuhrwerke es schnell voran, der „Malefizweg“ bei Oening ist dagegen schwer zu befahren, ein „Lustweg“ dagegen verheißt gute Bedingungen. Auer hat herausgefunden, dass manche Wege bis zu 60 Meter breit ausgefahren waren. Wegbegleiter wie Kreuze oder Marterl stehen oft an Kreuzungen und dienten den Fuhrleuten zur Orientierung. Die Kreuzbalken und die ausgestreckten Arme der Christus-Darstellung zeigten den Hauptweg an. Seit etwa 750 nach Christus finden sich diese Begleiter, die immer wieder erneuert wurden. Kapellen, kleine Kirchen, Burgen, Keltenschanzen finden sich am Wegrand. Ortsnamen wie „Wegscheid“ geben Hinweise auf den Verlauf der Wege.
Im weiten Teil des Referats stellte Auer Altwege mit Ausgangspunkt Dietfurt vor. Einer führte durch das Ottmaringer Tal nach Beilngries, von dort nach Hirschberg und durch den Forst weiter nach Greding. Nach Neumarkt ging es über Berching oder über Breitenbrunn und Velburg.
Ein anderer Weg ging von Dietfurt nach Breitenbrunn und über Parsberg nach Hohenburg. Als 1146 in Regensburg die Steinerne Brücke fertig war, verlegte sich ein Weg und führte über Hemau und Etterzhausen in die Domstadt. Ein besonderer Weg war der „Glasweg“. Um 1630 gab es in Painten vier Glashütten. Die Erzeugnisse wurden mit Kraxenträgern oder Wagen über Dietfurt nach Beilngries Greding bis Weißenburg transportiert. Die heutige B299 verläuft wie der Altweg von Sandersdorf, Kasing nach Pförring. Von Dietfurt aus waren alle Donauübergänge auf Altstraßen zu erreichen, wie eine Landkarte zeigte.
In der Diskussion kamen besondere Wege zur Sprache, so die „Ochsenstraße“. Auf ihr wurden wahrscheinlich Ochsen aus Ungarn durchs Land getrieben zur Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch. Dazu dürfte auch der Ochsensteig von Hainsberg ins Labertal gehören. Auer sprach aber von Ochsenstraßen als verbotene Wege, die nicht benutzt werden durften. Auch Juden-Wege gab es. Ein Teilnehmer wusste, dass die Juden nicht die üblichen Wege nahmen und nur durch besondere Ortschaften gingen und fuhren.
Archivpfleger Zacherl sprach mit dem Begriff „Eselskam“ eine besondere Wegbezeichnung bei der Straße nach Wildenstein an, wo der Wege früher durch eine „Kerbe“ führte.
Mit viel Applaus bedankten sich die Zuhörer für den interessanten Vortag. Anton Zacherl äußerte sich erfreut, dass so viele Leute gekommen waren und dankte Bürgermeister Bernd Mayr (FW), der sozusagen als Gastgeber fungierte.
grj
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