Im Kurhotel wird fleißig geflirtet

Beim lustigen Dreiakter der Dechinger Theaterleit biegt sich das Publikum vor Lachen

17.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:10 Uhr

Oswald und Emil verkleiden sich als Amerikanerinnen, um unerkannt ihre Frauen im Auge behalten zu können. Fotos: Adam

Von Regine Adam

Töging – Wenn Adalbert Baron von und zu Stadelhofen (Konrad Leidl) und Ferdinand von Cartier (Hubert Scherübl) mit der Betty (Beate Huml) und der Helga (Christine Böhm) aus Deching so richtig schmalzig flirten und säuselnd Süßholz raspeln, dann biegt sich nicht nur das Publikum vor Lachen, sondern auch die Schauspieler können kurz das Schmunzeln nicht verbergen. Was wiederum die Zuschauer noch mehr zum Lachen bringt. Und so springt der Funke über oder hin und her – wie die Schmetterlinge in den Bäuchen von „Bettylein und Helgalein“.

Am Donnerstagabend war Premiere im Schlossinnenhof von Töging und die Dechinger Theaterleit meldeten sich nach der Corona-Zwangspause mit einem lauten Paukenschlag auf der Freilichtbühne zurück. Das Regisseur-Duo Wolfgang Weigl und Wolfgang Ibel hätte wohl keine bessere Stückauswahl treffen können, als mit dem turbulenten Dreiakter „Wenn einer eine Reise tut“ aus der Feder von Regina Rösch.

Aus Hochdeutsch wurde Bayerisch

Wie von den Regisseuren gewöhnt, wurde das Stück so angepasst, dass aus der „hochdeutschen Komödie“ ein bayerischer Schwank in drei Akten mit viel Lokalkolorit wurde. Kleine und große Überraschungen, wie ein „echter“ Bus und ein schneidiges Cabriolet, die in den Schlosshof fuhren, dazu wechselnde Bühnen, die sich teils sogar in luftiger Höhe befanden, brachten wieder die Abwechslung und Spannung, die die Zuschauer von den Tögingern schon gewöhnt sind und zu treuen Fans der Freilichtbühne werden ließen.

All das wäre aber nichts, ohne das Herzblut und Talent der Schauspieler, bei denen heuer vor allem Tobias Leidl und Horst Semmler – als Landwirte Oswald und Emil – mit ihren Frauen Betty und Helga in Hauptrollen grandios überzeugten. Als „sturzbetrunkene Feuerwehrler“ brachten Oswald und Emil gemeinsam mit Feuerwehrfreund Max (Robert Müller) die Zuschauer bereits in den ersten Minuten in Stimmung und zum herzhaften Lachen. Nachbarin Marie (Nadine Neger) sorgte aus luftiger Höhe mit Kaffee für Ernüchterung – nicht etwa beim Publikum, das den ganzen Abend bestens unterhalten wurde, sondern bei Oswald und Emil, für die es mit den Ehefrauen auf große Urlaubsreise in die Karibik oder ans Mittelmeer ging. Oder gehen sollte, denn die braven Gattinnen hatten ein Einsehen mit ihren Männern, verzichteten auf Schiffsreise und Traumstrandurlaub, um den Herren – wie alle Jahre – die gemeinsame Kur in Bad Füssing zu bewilligen.

Morgens Fangoabends Tango

Die Freude darüber war bei Oswald und Emil groß. Und schnell wieder vorbei, als klar wurde – die Ehefrauen waren dieses Jahr mit dabei. Auch in Begleitung wollten sie ihren Leitspruch der vergangenen 20 Jahre − „morgens Fango, abends Tango“ – dann aber nicht aufgeben, zumal mit den reizenden Kurgästen Chantal (Erika Graf) und Jacqueline (Anita Rösch) flirtwillige Damen schnell gefunden waren.

Als allerdings auch die Ehefrauen ihren zweiten Frühling erleben wollten, war es Oswald und Emil plötzlich gar nicht recht. Sie griffen tief in die Trick- und Kleiderkiste, um sich mit Blümchenkleid und Stöckelschuhen in aufgetakelte Amerikanerinnen zu verwandeln, die mit ihrem baierisch-englischen Kauderwelsch, nackten strammen Wadeln und überklebten Bärten – zwecks Lippenkorrektur – zum Ende des Abends für wahre Lachsalven im Publikum sorgten. Schließlich waren es zwei vermeintliche Nebenrollen – Simon Semmler als Masseur Harry und Marie Huml als seine Kollegin Susi – die im strahlenden Rampenlicht von Technikchef Willi Krug standen und noch für eine unerwartete Wendung sorgten.

Perfekt gelungen – mit diesen zwei Worten ist der Premierenabend schnell zusammengefasst. Von den rund 380 Zuschauern, zu denen auch Pfarrkurat Czeslaw Kubalski, Bürgermeister Bernd Mayr und Vize-Bürgermeister Johannes Seelus sowie etliche Stadträte und der Dietfurter Ehrenbürger Max Bauer gehörten, gab es durchwegs begeistertes Lob.

Aufführungen an drei Samstagen

Wer sich den Spaß nicht entgehen lassen will, kann noch eine der drei weiteren Aufführungen besuchen: Bereits an diesem Samstag sitzt Souffleuse Susanne Leidl abends wieder im Kasten, um den Schauspielern notfalls den passenden Einsatz zuzuflüstern. Weitere Termine sind am Samstag, 25. Juni, und am Samstag, 2. Juli. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

An allen Abenden wird es, wie auch bei der Premiere, Getränke, Popcorn und kleine Stärkungen geben. Karten zum Preis von sieben Euro gibt es noch bei Firma Wittl in Dietfurt oder an der Abendkasse. Sollte das Wetter nicht so perfekt passen wie am Premierenabend, und Aufführungen verhindern, werden Ausweichtermine bekanntgegeben.

DK