Dietfurt
Dietfurter Stadtgeschichte unterhaltsam verpackt

07.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:18 Uhr

Auf großes Interesse stieß der Brunnen mit sieben Ammoniten. Fotos: Patzelt

Am kommenden Dienstag beginnt für die Buben und Mädchen wieder der Schulalltag. Mit den „Stadtforschern“ hat auch das Dietfurter Ferienprogramm sein Ende gefunden. Die Kinder unternahmen mit Sieglinde Hickl eine Entdeckungsreise durch die Stadt.

Mit besonderen Blicken auf die Stadt begaben sie sich der Geschichte und den Geheimnissen von Dietfurt auf die Spur. An der 26. Und damit letzten Veranstaltung des Ferienprogramms beteiligten sich zwölf Kinder.

Am Chinesenbrunnen hieß Sieglinde Hickl die Kinder herzlich willkommen. Sie stellte sich als eine der sechs Personen vor, die für die Stadt Gäste- und Naturparkführungen leiten. Die Begrüßung erfolgte natürlich, wie es sich für die Chinesenstadt gehört, mit einem kräftigen „Ni Hao“, was so viel wie „Guten Tag“ bedeutet. Anschließend bekamen alle Kinder große, gebastelte Schlüssel. „Wenn ihr einen Blick durch das Loch im Oberteil des Schlüssels werft, wird die Gegend rundherum ausgeblendet und ihr konzentriert euch nur auf den Gegenstand, den ihr sehen wollt“, merkte Hickl dazu an. Als die Gästeführerin die Frage stellte „Was kennt ihr schon von Dietfurt?“ kamen die spontanen Antworten Freibad und Volksfest. Und ein Mädchen meinte: „Ich kenne noch das Bay.Chi, denn da war ich schon mit meiner Mama.“

Anschließend ging Hickl näher auf die sieben Täler rund um Dietfurt ein und erzählte, dass man vor 600 Jahren das Stadtrecht bekommen hatte. „Wer kann das Rathaus beschreiben?“, lautete die nächste Frage der Naturparkführerin. Auch hierzu kam die sofortige Antwort eines Mädchens: „Es ist schön und hat viele Fenster“. Ein Junge fügte noch hinzu: „Und der Bürgermeister wohnt da“. Mit einem Lächeln berichtigte Hickl, dass der Bürgermeister lediglich hier arbeitet.

Früher war im Rathaus die Arrestzelle für Betrunkene

Die Mädchen und Buben erfuhren auch, dass im Rathaus früher eine Arrestzelle untergebracht war, in der Betrunkene solange eingesperrt wurden, bis sie wieder nüchtern waren. Die ausgestreckten Arme des Brunnen-Chinesen bedeuten, dass alle in Dietfurt willkommen sind.

Weiter ging’s zum Drachenbad, das den Kindern eine kleine, willkommene Abkühlung bereitete. Laut der Gästeführerin steht der Drache für Macht, Glück, Intelligenz und Reichtum. Die Kinder erfuhren auch, dass die Seilergasse nach einem alten Handwerksberuf benannt wurde und die Wehrmauer den Einwohnern Schutz bieten sollte. Und um herannahende Feinde rechtzeitig zu sehen, errichtete man die Wehrtürme: „Die Stadttore wurden um 22 Uhr geschlossen, wer später kam, musste draußen übernachten.“

Laut Hickl hatte in früheren Zeiten der Bürgermeister das Recht, Personen wegen geringer Vergehen einzusperren, beispielsweise im Goggerturm: „Wer Bier teurer verkaufte als an den Markttagen, bekam drei Tage Arrest, bei Wasser und Brot“. Die Gästeführerin erklärte den Kindern, dass man an den Stadttoren etwas zahlen musste, um hineinzukommen. Da schlug ein Bub spontan eine Brücke in die heutige Zeit: „Das ist jetzt auch noch so. Am Unsinnigen Donnerstag wird hier ein Tor aufgestellt und da muss man auch was bezahlen, damit man den Zug anschauen darf.“

Am Ammonitenbrunnen unternahm Hickl mit Kindern eine Zeitreise, die 150 Milliarden Jahre zurück reichte. Sie wusste auch zu berichten, dass die sieben in Stein gehauenen Ammoniten ebenfalls auf die sieben Täler hinweisen.

Vorbei am Vogelfängerturm erreichte die Gruppe ein seltsames Haus, das oben breiter als unten war. „Durch diese Bauweise hat man sich einen Teil der Grundsteuer gespart und die Pferdefuhrwerke kamen besser durch die Gasse“, lautete die Erklärung der Gästeführerin. Anschließend durften die jungen Entdecker einen Blick über den Zaun auf das frühere Krankenhaus werfen.

Galgenbaum stand früher an erster Kreuzwegstation

Hickl erzählte weiter, dass der Kreuzberg 501 Meter über dem Meeresspiegel liegt und in früheren Zeiten in der Nähe der ersten Station des Kreuzwegs der Galgenbaum stand. Am Hollerturm zeigte sie anhand von Bildern die verschiedenen Arten der Strafen. Große Freude hatten die Kinder am erfrischenden Nass des Drachenbrunnens, der von Ute Mühlbauer gestaltet wurde. Am Bettelvogtturm durften die Kinder sogar einen Blick ins Innere werfen.

Letzte Station war der Zinkturm. Den Bau der Dietfurter Stadtbefestigung hatte im Jahr 1444 Herzog Albrecht III. von Bayern angeordnet. Der Zinkturm ist nach den letzten Bewohnern benannt und wurde früher als Pulverturm genutzt. Bei Renovierungsarbeiten entdeckte man im Verputz die Jahreszahl 1460. Zum Schluss gab es für alle Buben und Mädchen Eis, was nach der langen Entdeckertour durch die Gassen der Stadt bei sommerlichen Temperaturen natürlich besonders gut schmeckte.

pa