Dietfurt
„Dietfurt wandert“ mit Heimatpfleger Anton Zacherl ins Tal der Wissinger Laber

04.10.2023 | Stand 04.10.2023, 17:37 Uhr

Am Wasserwerk Parleithen berichtete Wanderführer Anton Zacherl (rechts) von der Zuleitung der Laber zur Trinkwasserversorgung und deren Folgen für die Mühlen. Fotos: Grad

„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“, heißt ein altes Volkslied. Geklapper ist leider nicht mehr zu hören gewesen. Eher passte das Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Mehr als 30 Interessierte wanderten am Sonntag zusammen mit Heimatpfleger Anton Zacherl zu den Standorten ehemaliger Mühlen und Sägewerke im Tal der Wissinger Laber. Die Tour war die erste von mehreren im Rahmen der Aktion „Dietfurt wandert“.

Nur ein kurzer Weg führte vom Chinesenbrunnen in der Stadtmitte zur ehemaligen Fieglmühle, bekannt auch als Viertelmühle. 1711 wird Mathias Schöttl in Rechnungen als Fieglmüller genannt. Franz Plank war der letzte Müllermeister, wie Zacherl erzählte. 1925 brannte die Mühle ab, der Besitzer schaffte den Neubau nicht. Die Stadt kaufte alles und baute auf 40 Tagwerk Grund das Krankenhaus. Das hatte bis 1974 Bestand. Manche berichteten von ihrer Geburt dort und von Behandlungen und Operationen durch Dietfurter Ärzte.

Auf dem Premerzhofer Weg, der „Räubergasse“, ging es ins Tal der Weißen Laber. Auf einer Anhöhe mit gutem Ausblick erinnerte Zacherl an das Dietfurter Aktienfieber. Der Verkauf der Wertpapiere sollte den Bau eines Wasserkraftwerkes zur Stromerzeugung finanzieren. Doch die Währungsreform 1923 ließ den Aktienwert gegen Null fallen und man musste sich von diesem Projekt verabschieden.

Bei blauem Himmel, strahlender Sonne und interessanten Gesprächen ging es weiter. Zacherl machte auf ein alleinstehendes Haus aufmerksam, das im Kataster als „Pottaschen-Haus“ bezeichnet wurde. Der Besitzer stellte Pottasche her, ein Grundlagenmittel für Seife oder Glas. In Haas, jetzt im Tal der Wissinger Laber, gibt es laut Zacherl zwei Anwesen: den Haas-Bauer und den Haas-Müller mit Mühle und Sägewerk. Der Ort gehörte früher zur Hofmark Wildenstein. Alle waren dankbar, als man nach kurzem, aber steilen Aufstieg durch Schatten spendenden Buchenwald das Wasserwerk der Jachenhausener Gruppe erreichte.

Vorbei an den eingezäunten und gesicherten Eingängen der Tiefbrunnen gelangte die Gruppe zu einer Stelle, die für vier der fünf Mühlen in diesem Tal das endgültige Aus bedeutete, wie Zacherl berichtete. Man sah einen großen Rechen, der Äste und anderes Zeug aus der Laber holte. Ein paar Meter weiter grub man den fünf Mühlen das Wasser ab, da man das Laberwasser für den Betrieb des Wasserwerkes benötigte.

Das frische Nass wurde in Rohre gezwängt und zum Wasserwerk geleitet. Die betroffenen Müller verlangten als Entschädigung so viel fließendes Wasser, wie eine Großvieheinheit pro Tag trinkt. Die Obermühle hatte Glück, sie liegt noch vor der „Schnittstelle“. Erworben hat sie eine Familie Ferstl im Jahr 1890. Zu ihr gehörte neben der Mahlmühle auch ein Sägewerk. Laberwasser sorgte für den Antrieb der Anlagen.

Wasserrad gegen Turbine ausgetauscht

1910 tauschte der Besitzer das Wasserrad gegen eine Turbine aus. Rund 2,5 Tonnen Mehl konnte am Tag gemahlen werden. 1962 wurde der Mahlbetrieb eingestellt, das Sägewerk lief weiter und man baut es aus. Die Obermühle gehört zu Dietfurt, jedoch zur Pfarrei Breitenbrunn.

Weiter ging es zur Gei-Mühle, vielleicht abgeleitet von Gau oder umgangssprachlich von Gei für eine Gegend. 1895 wird ein Anton Freihart als Besitzer genannt. 1913 musste der Mahlbetrieb eingestellt werden, da, wie schon erwähnt, die Wasserkraft für die Trinkwasserversorgung gebraucht wurde. Weil viele Radfahrer unterwegs waren, hieß es Rücksicht nehmen, auch auf dem Weg zu dritten Mühle, der Blankermühle. Erstmalig erwähnt anno 1773 könnte ein Anton Plank Namensgeber sein, der 1785 als Inhaber erscheint. „Müller haben gerne in eine Mühle eingeheiratet“, so Anton Zacherl, sie machten gute Geschäfte und hatten Vermögen. Aber hier musste ebenfalls aus dem genannten Grund ab 1913 der Mahlbetrieb eingestellt werden. Auch für das Mahlwerk der Sipplmühle und sein Sägewerk schlug 1913 die letzte Stunde. 1834 werden Kaspar Neger mit Ehefrau als Inhaber genannt. Inhaber Martin Neger sprach von verschiedenen Rechten, die der Stadt, der Wassergruppe und anderen gehören und sogar er hat auch ein Recht. Ältere Dietfurter Frauen und Männer erinnerten sich noch an die Wirtschaft „Zur frischen Quelle“, die es hier einmal gab.

Die letzte der fünf Mühlen ist die Untermühle, die wie alle anderen Mühlen zu Parleithen gehört. Besitzer waren die Schlossherren von Wilden-stein. Auch hier drehte sich ab 1913 das Mühlrad nicht mehr. Wieder durch den Buchenwald ging es zurück nach Dietfurt.

Leider konnte die Jagdkapelle der Wildensteiner in St. Barthlmä nicht besichtigt werden. Anton Zacherl zeigte eine Kopie der Votivtafel, die mitteilte, dass am 24. Dezember 1886 das Wohnhaus abbrannte und drei Kinder umkamen. Nach diesem Schlusspunkt strebten alle gen Dietfurt und in ein Café oder nach Hause.

Am Samstag wird zur Erbmühle geradelt

Am Samstag, 7. Oktober, wird nicht gewandert, sondern geradelt. Zusammen mit Pius Egl-maier geht es von Dietfurt aus durch das Labertal Richtung Premerzhofer Quelle und weiter zur Erbmühle zum ehemaligen Wasserschloss von „Hennerer“ Johann Plank und zu den Kalktuffkaskaden bei Holnstein. Die Strecke hat eine Länge von etwa 30 Kilometern, die Tour dauert rund 3,5 Stunden. Treffen ist um 13.30 Uhr am Chinesenbrunnen, Anmeldungen sind noch möglich unter Telefon (08464) 640019.

grj