Dietfurt
Bei Stadtführung zum Jahreswechsel gibt es viel Unbekanntes über Dietfurt zu erfahren

02.01.2024 | Stand 02.01.2024, 17:04 Uhr

Diese Steinsäule wurde zum Marktjubiläum aufgestellt. Anton Bachhuber wusste auch hier viel zu erzählen. Foto: Hradetzky

Zum Ausklang des Jahres gibt es in Dietfurt eine Führung der besonderen Art: die Silvesterführung. Dazu begrüßte Gästeführer Anton Bachhuber auch beim jüngsten Termin rund 40 Teilnehmer. Er wusste spannende Geschichten über den Ort zu erzählen. Am Ende ließ man den Nachmittag gemeinsam bei Glühwein und Plätzchen im Gasthaus ausklingen.

Treffen zur letzten Führung des Jahres war beim Christbaum vor dem Rathaus. Mit einem Gedicht über das Ende des Jahres, an dem wieder ein „Stück des Lebens vorbei ist“, stimmte Bachhuber auf das kommende Jahr ein. „Damit es gut wird, hängen wir uns wieder richtig rein“, meinte er. Er wünschte allen Teilnehmern Friede und Zuversicht, bevor er auf die Geschichte des Rathauses einging, das einst als Schranne für Getreide diente. Früher fanden sich die Bauern beim ehemaligen Schrannenwirt, dem heutigen Optik Oexl ein, um dort ihr Geld wieder loszuwerden. Mit der Gebietsreform änderte sich auch die Funktion des Gebäudes hin zum Verwaltungsgebäude, wo neben Verwaltung, Forstamt und Touristinfo auch eine Ausstellung über Bayrisch-China untergebracht ist.

Drachenköpfe Symbole der Gastfreundschaft

Viele Auswärtige und Neubürger wohnten der Führung bei, so dass Bachhuber ihnen den Chinesenbrunnen im Winterschlaf vorstellte. Geschaffen vom Künstler Lothar Fischer, symbolisieren die sieben Drachenköpfe, aus denen das Wasser herausfließt, neben den sieben Tälern rund um die Stadt die Gastfreundschaft der Dietfurter. Schließlich besuchte die Gruppe gemeinsam die Ausstellung im Erdgeschoss des Rathauses.

Wie die Dietfurter zu ihrem Spitznamen „Die Dietfurter Chinesen“ kamen, hörten die Teilnehmer ebenso wie die Geschichte manch anderer Kuriosität wie dem Zug mit der Aufschrift „China-Express“ und der Märklin Eisenbahn im China-Look.

Von der Idee der Hansenkapelle, sich als Chinesen zu verkleiden, über die Kaiserkrönung des ersten Kaisers Ma-Ler-Gie im Jahr 1954, bis hin zur Unterzeichnung des Vertrags einer Städtepartnerschaft mit der Acht-Millionen-Metropole Nanjing erfuhren die Gäste vom stetig steigenden Bekanntheitsgrad des Chinesenfaschings. Trotz des Yellow-Facing-Vorwurfs in den sozialen Medien strömen alljährlich mehr und mehr Besucher in die Sieben-Täler-Stadt, um dem Spektakel beizuwohnen.

Weiter zog die Gruppe zur Steinsäule beim Rathaus, die anlässlich des 700. Marktjubiläums aufgestellt wurde. Hier ist unter anderem die Distanz von Dietfurt zum Platz des Himmlischen Friedens in Peking eingraviert. „Wenn Gäste am Unsinnigen nach Dietfurt kommen, umarmen sie sogar die Säule“, brachte der Gästeführer als witzige Anekdote, wovon er einige auf Lager hatte. Warum Dietfurt dort entstanden ist, wo es sich heute befindet, das sei den Flussläufen der Laber zu verdanken, erklärte Bachhuber anschaulich vor der Tafel mit dem Stadtplan. Denn Mensch und Tier brauchten Wasser, zudem fungierte die Laber als natürlicher Schutzgraben.

Zwölf Wirtshäuser und zwölf Brauereien

Bachhuber verlor ein paar Worte zu den stattlichen Häusern entlang der Hauptstraße und dem Feuerbach, bevor es zum Goggerturm und zur Stadtmauer weiterging. Die Dietfurter mussten sich selbst vor Gefahren und Eindringlingen schützen und so entstanden im 15. Jahrhundert elf Wehrtürme und zwei Stadttore. Mit den Ausführungen, dass im höchsten Wehrturm, dem Goggerturm, ein kleines Gefängnis untergebracht war, es einst zwölf Wirtshäuser und ebenso viele Brauereien gab, zog er das Interesse der Teilnehmer auf sich. Einen kurzen Stopp machte die Gruppe vor dem Wagnerei-Museum der Familie Zacherl, wo Bachhuber kurz auf das ausgestorbene Handwerk einging. Er empfahl den Teilnehmern, unbedingt an einer Führung durch das Museum teilzunehmen.

Weitere geschichtliche Erläuterungen erwartete die Gäste beim Schauerturm, wo einst die Leichenfrau untergebracht war, dem Pulverturm, wo die Munition gelagert wurde, zu den beiden Stadttoren, dem Stadtgraben, dem Feuerbach, dem Bettelvogtturm und dem Folterturm. Einst habe es auch größere Weihergebiete im Bereich der Weiherstraße gegeben, wo Fische und Krebse gefangen wurde, die sogar die Herzöge aus der Toskana bezogen hätten.

Bachhuber wusste zudem noch einiges zu den Stiftskirchen Frauen- und Sebaldkirche zu berichten, bevor sich die Gruppe im Franziskanerkloster versammelte, wo sie die Hintergründe zu den Ölbergandachten und dem Meditationshaus erfuhren.

Ausklang mit Glühwein und Plätzchen

Weiter marschierte man wieder Richtung Stadtzentrum, ließ die Blicke auf den Kreuzberg schweifen, gelangte übers Gefängnis zur Stadtbücherei mit der Wandverzierung des sogenannten laufenden Hunds, hörte Kuriositäten beim ehemaligen Mesnerhaus und erfuhr beim Pfarrheim so einiges über Argula von Grumbach. Den Schlusspunkt setzte der Gästeführer in der Stadtpfarrkirche. Im Anschluss ließ die Gruppe den Silvesternachmittag gemeinsam bei Glühwein und Plätzchen ausklingen.

khr