Dietfurt
Beerdigungskultur im Wandel: Ortstermin auf den Töginger Friedhöfen

02.08.2023 | Stand 02.08.2023, 16:48 Uhr

Diese Fläche würde sich für eine Urnengrabanlage anbieten. Foto: Grad

Zu einem informellen Treffen in Sachen Friedhöfe hatte der Töginger Stadtrat Karl Böhm (FW) eingeladen. Gekommen waren Bürgermeister Bernd Mayr (FW), Erwin Rabl vom technischen Bauamt, Franz Kraus als ehemaliger Fachberater für Gartenbau und Landespflege am Landratsamt Neumarkt und Friedhofswärter Georg Schmidt.

„Bei Bürgerversammlungen ist oft ein gewisses Grummeln zu vernehmen, wenn es um die Friedhöfe geht“, sagte Böhm und nannte ein paar Fakten. Im unteren Friedhof gebe es 20 leere Grabstellen, der obere Friedhof bestehe seit 35 Jahren, beide Friedhöfe würden gleich behandelt. „Die Beerdigungskultur hat sich gewandelt und auch hier muss man mit der Zeit gehen. Und warum nicht auch auf den Dörfern neue Möglichkeiten anbieten?“, meinte Bürgermeister Mayr. Auf dem oberen Töginger Friedhof gibt es die herkömmliche Sargbestattung, die Urnenbestattung in einem Kleingrab oder auch in einem Familiengrab. Die Angehörigen müssen sich um die Pflege kümmern. Möglich wären private Urnenstelen wie auf dem Dietfurter Friedhof, der Bedarf hält sich jedoch in engen Grenzen. Auch anonyme Bestattungen sind möglich, zum Beispiel unter einem Baum. Aber niemand von Angehörigen oder Verwandten wisse, wo die Urne im Boden eingelassen ist. Nur der Träger des Friedhofs weiß die Koordinaten der Urne. Es gibt Urnenwände, in deren Kammern die Urne gestellt wird. Dort ruht die Asche, bis sie nach der Ruhezeit endlich anonym in die Erde darf.

Böhm verglich diese Art der Aufbewahrung mit den Schließfächern im Bahnhof und auch Franz Kraus fand sie für nicht würdig. Er informierte über ein Urnengrabfeld, in dem mehrere Urnenplätze vorbereitet sind, wie an den Platten zu erkennen ist. Diese sind sozusagen die „Platzhalter“. Die Fläche wird begrünt mit ganz niedrigen Pflanzen, auch mit winterharten Stauden. Der Friedhofs-Träger kümmert sich um Bepflanzung und Pflege. Bei einer Beerdigung wird die Platte entfernt, die Urne versenkt und darauf kommt die Grabplatte mit Namen und Daten des Gestorbenen. Alle diese Platten sind gleich. Ein guter Platz ist nach dem großen Baum am Eingang, andere Flächen schienen weniger geeignet. Die Kosten für eine solche Anlage würden sich in Grenzen halten. Unter dem Baum wären auch anonyme Bestattungen möglich.

Auch im unteren Friedhof wurden spezielle Punkte angesprochen. Karl Böhm betonte, dass je nach Wunsch auf beiden Friedhöfen Beerdigungen möglich sind, es gibt keinen Unterschied, Wünsche der Bevölkerung würden akzeptiert. Bürgermeister Mayr wies daraufhin, dass das kleine Leichenhaus aus Sicherheitsgründen nicht mehr benutzt werden darf. Kirchenpfleger Richard Buhrow und die Mitglieder der Kirchenverwaltung haben mit Pfarrer Armin Heß einvernehmlich eine Lösung gefunden. Aussegnungen finden grundsätzlich im oberen Friedhof statt. Am Tag der Beerdigung bringt während des Gottesdienstes der Bestatter den Sarg zum Grab und richtet dort alles für das Begräbnis her. Nach der Trauermesse beginnt nach dem Kirchenzug gleich dort die Begräbnisfeier.

Angesichts der leeren Grabstellen schlug Franz Kraus vor, die Flächen blütenreich zu gestalten. Für größere zusammenhängende Bereiche kann auch ein Baum gepflanzt werden. Die Wege sollen im Frühjahr, wenn der Boden nass und feucht ist, neu gemacht werden. Der Splitt wird abgezogen, dann wird Mineralbeton eingefüllt, verdichtet und mit Splitt belegt. Auf unschöne Flächen, auf denen sich Gras und Split zeigen, kann man eine leichte Schicht Humus aufbringen und ansäen. Mit all diesen Maßnahmen könnte auch der untere Friedhof ansehnlicher werden.

grj