Hörzhausen
Zuhören, entspannen, genießen

Über 100 Gäste beim SeelenZeitRaum

27.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:01 Uhr

Werner Zuber gestaltete den SeelenZeitRaum in Hörzhausen musikalisch an der Orgel. Fotos: Petry

Der SeelenZeitRaum am Sonntag in Hörzhausen hielt alles, was er versprach.Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass Martin Knöferl für diese Form der inneren Einkehr Hochkaräter auffährt – auch dieses Mal. So war es kein Wunder, dass sich über 100 Zuschauer in der Kirche St. Martin einfanden, aus dem ganzen Landkreis und auch darüber hinaus. Sie bekamen wunderbare Musik zu hören, klug kombiniert mit inneren Impulsen.

Der Künstler Martin Knöferl, der sich diese besondere Form der Andacht ausgedacht hat, stellte die Stunde als Einstimmung in die Fastenzeit unter das Motto „Propheten“. Das seien Menschen, „die im Hier und Jetzt das Leben wahrnehmen und spüren, worum es geht“, sagte er. „Insofern“, fuhr er fort, „sind wir, die wir im Leben stehen, Propheten.“ Und er reihte jemanden in die großen Namen ein, den manche unter diesem Aspekt bisher so nicht wahrgenommen haben werden: Greta Thunberg.

Was jetzt passierte, ging unter die Haut



Was danach passierte, ging unter die Haut. Viele im Gotteshaus schlossen die Augen, um sich in die Musik – Maria Stark (Trompete) und Werner Zuber (Orgel) – und die gesprochenen Gedanken, dargeboten vom österreichischen Schauspieler Aurel Bereuter, einzulassen.

Die Hauser-Orgel in der Kirche St. Martin in Hörzhausen gilt ja als eine der besten Orgeln in der Region. Die Klänge, die ihr Werner Zuber entlockte, verblüfften ein ums andere Mal. Er zog Register, die man selten hört, legte zärtliche, fast schon zerbrechliche Klänge in den Raum, wagte Harmoniefolgen, die mehr Jazz als Kirchenmusik sind, in diesen Momenten aber genau das wurden: eben Kirchenmusik. Werner Zuber – ein beeindruckender Musiker, ein Klangkünstler mit ganz viel Gespür für den Augenblick.

Nicht erst am Ende des SeelenZeitRaums wird klar, woher die Orgel, die der Schweizer Armin Hauser gebaut hat, ihren hervorragenden Ruf hat. Manche tiefe Töne einzelner Pfeifen bringen den ganzen Körper in Schwingung. Und Werner Zuber weiß ganz genau, wie er solche Effekte einsetzen kann.

An seiner Seite, nicht zum ersten Mal: Maria Stark an der Trompete, mit ihrem perfekt kontrollierten Ton, der Gänsehaut auslöst, gedämpft, so innig, so warm, in jeder einzelnen Sekunde vereinnahmend und selbstverständlich perfekt intoniert.

Wenn dann dieses Duo Gotteslob-Stücke interpretiert und den singenden Chor zum Beispiel bei „Herr gib uns Mut zur Stille“ begleitet, dann kann einem nur das Herz aufgehen.

Ein Schauspieler mit großen Thesen



Dazwischen: Aurel Bereuter, ein begnadeter Schauspieler, einer, der Hundertfach große Bühnen gespielt hat. Mit klarer Stimme, mit reduzierter Gestik, stellte er Thesen in den Raum, die imstande waren, ihn für eine Weile zu füllen.

Was ansteckend sei, sei das Glück von Menschen, die plötzlich Verantwortung für sich selbst übernommen haben, sagte er einmal, denn sie nähmen Rücksicht auf andere Menschen, und das sei der Weg „weg von Gier und Geiz und dafür hin zu Kooperation. Was uns Menschen zusammenhält, ist das andere: Das steht in der Bibel. Das ist die Liebe.“ Der Gedanke eines Hirnforschers, von Gerald Hüter. Oder dies von Mahatma Gandhi: Wenn alles mit allem zusammenhängt, „dann spüre ich auch den Schmerz, dann höre ich die Erde weinen“. Dann wieder: Musik.

So verging diese Stunde im SeelenZeitRaum viel zu schnell. Dass es am Ende langanhaltenden, dankbaren, beeindruckten Applaus – und auch reichlich Spenden für die Erdbebenopfer in Syrien – gab, versteht sich von selbst.

SZ