Ausstellung in Schrobenhausen
Ohne Titel, aber voller Inhalt

Werke von 19 Künstlerinnen des Atelier K4 aus Lindenberg derzeit im Pflegschloss

27.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:01 Uhr

Veronika Wucher zeigt Menschen aus dem Allgäu, zum Beispiel in Tusche-Zeichnungen oder wie hier als Holzskulptur.

Schrobenhausen – Zum zweiten Mal sind Vertreterinnen des Künstlerkollektivs „Atelier K4“ aus Lindenberg im Allgäu derzeit in Schrobenhausen zu Gast. Anscheinend haben sie mit ihrer ersten Ausstellung im Jahr 2019 einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn zur Vernissage am späten Sonntagvormittag war das Erdgeschoss im Pflegschloss proppenvoll. In allen Ausstellungsräumen ist die breite Schaffenspalette der 19 Künstlerinnen zu sehen.

Im Foyer war zur Vernissage ein einladendes Buffet aufgebaut und so sah man nach den Eröffnungsreden viele der Gäste mit bunten Häppchen und Getränken in der Hand durch die Ausstellungsräume in beiden Flügeln und Stockwerken des Pflegschlosses flanieren. In einigen Räumen waren die Künstlerinnen anwesend und überall entstanden zwanglose, sehr interessierte Gespräche zwischen Gästen und Ausstellerinnen.

Die präsentierten Kunstwerke übertreffen die erwähnten Häppchen in ihrer Buntheit bei weitem. Das ist definitiv das äußerst Lohnenswerte an dieser Ausstellung im Pflegschloss: die Vielfalt an Arbeitsweisen und deren Ergebnisse, die hier derzeit zu sehen sind. „Kein Titel, kein Thema, kein Druck“, formulierte Claudia Freitag-Mair, Kulturamtsleiterin, in ihrer kurzen Begrüßungsansprache und empfahl den Gästen der Vernissage am Sonntagmorgen: „Lassen Sie sich auf die Farben und Materialien ein.“

FaszinierendeVielfalt

Die Palette der Arbeiten reicht von Fotografie, Zeichnungen, Kollagen, Druck, Malerei und Mischtechnik bis zu Objekten aus Textilien sowie einem Trickfilm. Flauschige Installationen breiten sich auf dem rustikalen Holzfußboden des Pflegschlosses aus und wirken durch den Kontrast besonders filigran. Fotografien haben etwas Klares und Mystisches zugleich. Es gibt rustikale Holzskulpturen und Zeichnungen, die das einfache, raue Leben im Allgäu spiegeln ebenso wie vor bunter Farbe strahlende oder mit Glitzer übersäte Gemälde.

Faszinierend auch die Werke in Wachstechnik, die ihre hintergründige Aussage nicht auf den ersten Blick offenbaren oder der Trickfilm, den man sich durchaus mehrmals anschauen kann – oder muss, wenn man dem Thema auf den Grund gehen möchte.

Bei der Vernissage zeigte sich Bürgermeister Harald Reisner beeindruckt von der hohen Qualität der Werke und dankte den Künstlerinnen für ihre Bereitschaft, in Schrobenhausen auszustellen, denn „Kunst hat die Fähigkeit, uns zu inspirieren, zu berühren, zu verändern.“ Außerdem schöpfe der Mensch Kraft und Zuversicht aus der Kunst und „dieser Gedanke ist angesichts der heute sehr bewegten, globalen Situation wahrscheinlich stärker spürbar als in allen Jahren zuvor.“

Zeit sollten sich Besucher nehmen, um jeden Raum auf sich wirken zu lassen, jede Technik in Augenschein zu nehmen und sich berühren zu lassen. Zum Atelier K4 gehören Künstlerinnen und Künstler aus dem Allgäu, Österreich und der Schweiz. Sie arbeiten im Atelier, tauschen sich aus, machen gemeinsame Ausstellungen und regen sich gegenseitig an.

Stellvertretend für das Kollektiv sprach Cordula Haasis eine Einführung zur Ausstellung. Sie dankte zunächst der Leiterin des Atelier K4, Ragela Bertoldo, die es mit „Herz, Hand und Verstand“ führe.

Blick auf denHomo Ludens

Angesichts der unterschiedlichen künstlerischen Positionen wollte Haasis nicht jede einzelne Künstlerin vorstellen. Vielmehr warf sie einen Blick auf die Kunst im Allgemeinen, der im Besonderen auch die aktuelle Ausstellung im Pflegschloss treffend charakterisiert. „Das Stichwort ist der Homo Ludens, der spielende Mensch“, so Haasis, „Kernaussage hierbei ist, dass das Spiel als freiwilliges Handeln Freiräume schafft, die eine kulturelle Entwicklung ermöglichen.“ Kultur entwickle sich als feinverwobene Wechselwirkung aus dem Spiel, den Spielregeln und wie man damit umgehe. Gleichzeitig gehöre Ernst dazu, nicht zuletzt, wenn es darum gehe, dass der Künstler gestalterische und inhaltliche Entscheidungen treffen müsse.

Haasis zeigte sich überzeugt, dass „der spielerische Anteil in der Kunst sowohl hinsichtlich der Inhalte als auch in der ästhetischen Umsetzung erst Entwicklungen, Veränderungen und Erweiterungen ermöglicht.“ Das alles könne auch auf den Betrachter von Kunst übersetzt werden und so legte sie den Besuchern ans Herz: „Erlauben Sie sich eine spielerische Neugier und wagen Sie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem, was Sie sehen.“

Wer auf dieser Basis die Atelier K4-Ausstellung in den nächsten Wochen durchstreift – bis Mitte August ist dazu Gelegenheit – wird ganz sicher ganz viel entdecken und gedanklich mit nach Hause nehmen.



„Atelier K4 - Zeichnungen - Malerei - Fotografien - Drucke – Objekte“, Sonderausstellung im Museum im Pflegschloss, Am Hofgraben 3, bis 13.08.2023, Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag, Sonntag, Feiertag, jeweils von 14 bis 16 Uhr, im Mai und Juni täglich von 14  bis 17 Uhr