Stadt vs. Bundeswehr
Stören Windräder die Eurofighter? Verteidigungsministerin kommt nach Neuburg

Neuburger Stadtrat beschließt, sich mit Plänen an Christine Lambrecht zu wenden

20.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:59 Uhr

Schreckgespenst Windkraft? Zumindest die Bundeswehr fürchtet den Bau von Windrädern auf dem Hainberg, weil die Anlagen das Radar beeinträchtigen könnten. Foto: Schanz, DK-Archiv

Die Stadt Neuburg versucht an mehreren Fronten den Bau von bis zu fünf Windrädern auf dem Hainberg im Nordwesten zu ermöglichen.



Nach dem so titulierten „Windgipfel“ mit verschiedenen Akteuren am 5. Juli verabschiedete der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstagabend eine Resolution für das Projekt, die am Freitag der Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) bei ihrem Besuch des Taktischen Luftwaffengeschwaders in Zell übergeben werden soll. Schließlich besteht das Haupthindernis nach wie vor in der Nähe zum Nato-Flugplatz.

Wobei sich so mancher im Stadtrat fragte, inwieweit die Windräder am Hainberg die Eurofighter wirklich beeinträchtigen können. „Ich verstehe nicht, dass deren Radar Probleme mit etwas hat, das neun Kilometer entfernt ist“, sagte Hans Mayr (CSU). Beim Windgipfel hatte Gordon Schnitger, der Kommodore des Geschwaders, in Begleitung von Fachleuten dargelegt, welche Schwierigkeiten es bei den geplanten Windkraftanlagen auf dem 530 Meter hohen Berg für die Radarsysteme der Flugzeuge geben könnte. Immerhin befände sich die Spitze der Rotorflügel auf einer Höhe von bis zu 750 Metern.

20 Prozent der Stromversorgung abgedeckt

Entsprechend deprimiert habe er die Veranstaltung verlassen, sagte Mayr, der als Wirtschaftsreferent des Stadtrats daran teilgenommen hatte. Vor zehn Jahren war ein erster Vorstoß für Windräder auf dem höchsten Punkt des Landkreises an denselben Argumenten gescheitert. „Wir müssen aufpassen, dass die Bürokratie nicht diese Form von Energiegewinnung unmöglich macht.“ Immerhin ließen sich mit den Windrädern nach Berechnungen der Stadtwerke bis zu 20 Prozent des Strombedarfs der Stadt decken. Und aktuell gehe es doch überall darum, mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Mayr beantragte, eine Resolution zu beschließen und diese dann der Bundesministerin zu übergeben, „um den Leuten den Marsch zu blasen“.

Der Vorschlag zur Resolution kam aus der CSU-Fraktion. Dort habe eine große Einigkeit dafür geherrscht, erklärte Fraktionschef Alfred Hornung, der auch im Kuratorium des Studienseminars sitzt, das den Grund besitzt und auch selbst in die Anlagen investieren möchte.

Die Unterstützung aus den anderen Fraktionen für die Resolution war groß. Sie wurde mit nur einer Gegenstimme (Christina Wilhelm, AfD) verabschiedet. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU), der auch der Impulsgeber für den erneuten Vorstoß mit der Windkraft war, wird das Papier dem CSU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl weiterleiten, der es am Freitag beim Termin auf dem Flugplatz an die Ministerin übergeben wird. Denn Gmehling ist nicht eingeladen, die Ministerin hat keine Zeit für ihn.

Sabine Schneider (SPD) erklärte, dass der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Mehltretter demnächst auch einen Termin im Verteidigungsministerium habe, bei dem es um die Verbote für höhere Bauten im Umfeld von Militärflugplätzen gehe. Bei seinem Besuch in Neuburg habe man ihm auch die Bitte mit auf den Weg gegeben, sich für das Projekt einzusetzen. „Die Technik hat sich verändert. Wir sollten wirklich prüfen, ob es das Radar so stört, dass wir hier keine profitablen Windräder bauen können“, sagte die Dritte Landrätin.

Heckl: „Das ist ja nicht mehr nachvollziehbar“

Gmehling sagte, beim gescheiterten Versuch habe man auch den CSU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl als Fürsprecher gehabt – aber trotzdem sei das Projekt abgelehnt worden. „Aber ich denke, wir müssen es wieder versuchen. So ganz kann ich auch nicht glauben, dass es ein neun Kilometer entfernter Eurofighter nicht schafft, drum herum zu fliegen.“ Beim Windgipfel war vereinbart worden, dass die Stadt eine Voranfrage an das zuständige Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr stellt, um diese Frage zu klären.

Michael Wittmair (Linke) schlug vor, sich an Windkraft-Initiativen im Norden Deutschlands zu wenden, um sich nach deren Erfolgsrezept zu erkundigen. „Denn in Norddeutschland gibt es viele Windräder auch in der Nähe von Militärflugplätzen“, sagte er. Das bestätigte Otto Heckl (CSU). „Das ist ja nicht mehr nachvollziehbar“, sagte Heckl zu der Haltung der Bundeswehr in der Sache. Süffisant meinte er: Wenn die Anlagen so ein großes Problem für die Radarsysteme darstellten, wäre doch die beste Verteidigung ein breites Band von Windrädern an der Nato-Grenze.