Aresing
Weitere Windräder nicht zu verhindern

Das neue Wind-an-Land-Gesetz macht Projekt im Gröbener Forst sehr wahrscheinlich

21.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:57 Uhr

Windradbau im Gröbener Forst: Im Spätsommer 2015, als dieses Foto entstand, war es die Gemeinde Gerolsbach, die zusammen mit der Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen und Bayernwerk in die Stromproduktion einstieg. Folgt demnächst auch die Gemeinde Aresing? Foto: M. Schalk (Archiv)

Gut, wenn man solche Sachen auch mal etwas länger aufhebt: Ein Standortgutachten, eine Windpotenzialstudie und ein Windgutachten Aresing-Ost, alles aus dem Jahr 2012, reicht die Gemeinde Aresing beim Kommunalen Planungsverband der Region Ingolstadt ein. Der will – oder besser: muss – Vorranggebiete für Windenergie ausweisen. Allein wegen ihrer Lage (im Hügelland und abseits der Flugplätze) dürfte die Gemeinde Aresing da gut mit dabei sein.

Vor zehn Jahren gab es einen wahren Windkraft-Boom, bevor der in Bayern durch die 10-H-Regelung abrupt beendet wurde. Der kommunale Zusammenschluss SoL-Energie trieb damals die Planungen im Schrobenhausener Land voran – und dessen Geschäftsführer Wolfgang Braun meinte: „Der Standort östlich von Aresing ist einer der besten im Landkreis.“ Sogar Nutzungsrechte sicherte sich die SoL-Energie damals. Gebaut wurden dann im Gröbener Forst östlich von Aresing aber nur drei Windräder auf Gerolsbacher Gemeindegebiet. Denn in Aresing wurden 700 Unterschriften für größere Abstände zur Wohnbebauung (und damit im Grunde gegen die vorgesehenen Standorte) gesammelt. Danach war die Windkraft kein Thema mehr.

Bis jetzt: Das sogenannte Wind-an-Land-Gesetz, das ab 1. Februar 2023 gilt, vereinfacht den Bau von Windrädern. Das bedeutet: Prinzipiell könnten Investoren künftig in geeigneten Gebieten jederzeit solche Anlagen errichten – auch im Gröbener Forst. „Es wird künftig nicht mehr möglich sein, Windkraftanlagen in der Gemeinde komplett zu verhindern“, verdeutlichte Hermann Knöferl, der Geschäftsleiter im Aresinger Rathaus, am Montagabend den Gemeinderatsmitgliedern in deren öffentlicher Sitzung.

Durch die nun vom Planungsverband angestoßene Ausweisung von Vorranggebieten könne die Gemeinde aber die Standortwahl steuern. Außerdem kämen ihr nun die Vorarbeiten von vor zehn Jahren zugute. Neben den eingangs erwähnten Unterlagen gibt es laut Knöferl auch einen Änderungsbeschluss für den Flächennutzungsplan zur Ausweisung von Konzentrationsflächen für Windenergie, aber noch keinen Bebauungsplan für diese Konzentrationsflächen. Wenn ein Investor ein Windrad an einer Stelle plane, wo es die Gemeinde nicht haben wolle, könne sie unter Verweis auf die laufende Bauleitplanung ein solches Vorhaben stoppen.

In einigen Jahren sollen diese Konzentrationsflächen dann regionsweit festgelegt sein. Laut Schreiben des Kommunalen Planungsverbands an die Städte und Gemeinden sind bis 2027 1,1 Prozent der Regionsfläche als Vorranggebiete auszuweisen. Bis 2032 sollen es bayernweit 1,8 Prozent sein, wobei die Aufteilung auf die Planungsregionen noch festzulegen sei. In einem ersten Schritt lässt sich der Verband nun von den Kommunen bestehende Planungen und eventuell schon vorhandene Vorranggebiete melden. Dann sollen in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden Vorrangflächen gesucht werden, die schließlich in einem weiteren Verfahren ausgewiesen werden, wobei auch erneut die Kommunen angehört werden. Eine rechtssichere Planung von Vorranggebieten sei im Sinne aller Kommunen, wirbt der Planungsverband und weist darauf hin, dass der Bau von Windkraftanlagen außerhalb dieser Gebiete künftig schwierig werden dürfte.

Eine Debatte gab es im Gemeinderat dazu nicht. Einstimmig beschloss das Gremium, die Unterlagen und Gemeinderatsbeschlüsse aus der Zeit zwischen 2012 und 2014 an den Planungsverband weiterzuleiten. Nun wartet man gespannt darauf, was der daraus macht.

Bitte nur mit Bürgerbeteiligung

Aresing – Als großer Windkraftfan hat sich Bürgermeister Klaus Angermeier (CSU) bisher nicht hervorgetan. Sein Ansatz war in den vergangenen Jahren ein anderer: „Den Strom, der nicht verbraucht wird, brauchen wir nicht zu erzeugen“, sagte er 2015, als die Aresinger Windparkpläne sang- und klanglos beerdigt wurden. Angermeier führte damals eine „Abwrackprämie“ für stromfressende Elektrogeräte ein.

Jetzt, da man auch in Aresing nicht mehr darum herumkommt, sich an den Gedanken von Windrädern im eigenen Gemeindegebiet zu gewöhnen, startet Angermeier durch: „Wir sollten uns das nicht entgehen lassen“, sagte er in der Gemeinderatssitzung am Montag und stellte damit klar, wer den Bau der Anlagen, die kommen werden, kontrollieren soll: die Gemeinde. Eigener Strom ist in Zeiten geradezu explodierender Energiepreise natürlich so interessant wie noch nie. Angermeier geht es aber auch um die Bürgerbeteiligung, darum, dass Gewinne in der Gemeinde bleiben.

Das Vorbild könnte hier gleich hinter dem Gröbener Forst liegen: Die Gemeinde Gerolsbach betreibt ihren Windpark zum Großteil selbst. Gewinne fließen letztlich in die Gemeindekasse oder landen – über Beteiligungen an der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Pfaffenhofen – auf dem Konto vieler Bürger. Die BEG hatte für dieses Projekt sogar ihre Philosophie, nur Anteile innerhalb des eigenen Landkreises zu verkaufen, für Aresinger Bürger aufgeweicht. Rückblickend betrachtet war das vielleicht so etwas wie ein Mitleidsbonus. Schließlich bekamen die Aresinger keine eigenen Windräder, haben die Gerolsbacher aber ständig vor Augen...

Wenn nun nach der Änderung der gesetzlichen Vorgaben auch auf Aresinger Seite des Gröbener Forsts Windräder gebaut werden, dann will sich die Gemeinde beteiligen – das beschloss der Gemeinderat einstimmig. „Die Tür dazu ist die Flächensicherung“, stellte Geschäftsleiter Hermann Knöferl klar. Denn nur wer die Flächen hat, kann darauf bauen. Deswegen soll es bereits im Januar eine Infoveranstaltung für die infrage kommenden Grundstückseigentümer geben. Laut Angermeier sind es mehr als 50, die Flächen in dem Gebiet haben. Das Areal im Gröbener Forst, das grundsätzlich geeignet wäre (mit mindestens 1000 Meter Abstand zu Wohnbebauung), seit gut 60 Hektar groß, sagte Knöferl.

bdh

SZ