Schrobenhausen
Weihnachtsgeschichte, Version 2022

Wunderbare Theateraufführung am Gymnasium Schrobenhausen

28.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:45 Uhr

Die letzte Station: Samantha Scrooge, dargestellt von Angelina Stojanovska, bekommt Besuch vom Tod. Die Theatergruppe des Schrobenhausener Gymnasiums hat Dickens’ Weihnachtsgeschichte ins Jetzt transportiert. Foto: Gymnasium Schrobenhausen

Schrobenhausen – Zur Einstimmung auf die Weihnachtsferien hat die Theatergruppe des Gymnasiums Schrobenhausen unter der Leitung von Matthias Bauer mit einer frischen, unterhaltsamen und gekonnt gespielten Adaption der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens begeistert. Samantha statt Ebenezer Scrooge, Geizhälsin statt Geizhals, eine am Profit orientierte Schokoladenfabrikantin statt eines altes Geldverleihers: Die Weihnachtsgeschichte ist angekommen im Jahr 2022, hat seit ihrer Veröffentlichung Mitte des 19. Jahrhunderts aber keinesfalls an Aktualität eingebüßt. Kaltherzigkeit und Geiz, das wird auch an diesem Theaterabend klar, sind leider zeitlose Möglichkeiten des Menschseins.

Großartig dargestellt wird Samantha Scrooge von Angelina Stojanovska. Samantha quält ihre Mitarbeiter mit immer mehr Arbeit. Besonders unter ihren Launen hat die Sekretärin Grace, gespielt von Alexia Sourec, zu leiden. Doch dann folgt die Strafe: Samantha bekommt Besuch von drei Geistern, die ihr vor Augen halten, wie sehr ihre Mitmenschen unter ihrer unmenschlichen Strenge leiden: Veronika Spöttl leitet den Reigen ein, indem sie die ehemalige Chefin, die von den Toten erwacht, schaurig-gruselig mahnend verkörpert.

Darauf folgt auch schon der erste Geist, Leni Ressel, die Samantha in ihre Vergangenheit entführt, um ihr zu zeigen, wie sie sich zu einem geldgierigen Miesmuffel entwickelt hat. Dann erscheint der zweite Geist der Gegenwart, entzückend, lebendig und verrückt gespielt von Ksenja Florian. Hier lernt Samantha, wie sehr sie ihren Mitmenschen gerade zur Weihnachtszeit das Leben zur Hölle macht. Letzte Station ist schließlich der Tod, dargestellt von Melanie Felber. Dabei sieht Samantha sich selbst in der Zukunft, allein und ungeliebt, was ihr letztendlich die nötige Einsicht gibt, ihr Verhalten zu ändern und ein guter Mensch zu werden.

Die Inszenierung bleibt also insgesamt am Hauptstrang der Handlung, nach den Entführungen durch die drei Geister der Weihnacht ist Samantha geläutert und der Funke der Hoffnung auf ein sozialeres Miteinander setzt jedenfalls ihrer Kälte ein Ende. Auf dem Weg dorthin erlauben sich die Theatermacher des Gymnasiums aber den einen oder anderen humorvollen Ausflug, etwa wenn eine in herrlich sperrigen Versen und Reimen sich äußernde Theatercombo im Stile Shakespeares ein Spiel im Spiel inszeniert. Das Publikum in der vollen Aula dankte es nicht nur an dieser Stelle mit Szenenapplaus. Auch die eingespielten Videoclips, professionell gefilmt und geschnitten von Sarah Felber, sind ein Highlight des Abends. Die Akteure, das Publikum und der Regisseur durften sich über einen rundum gelungenen Theaterabend freuen.

SZ