Das kulturelle Erbe bewahren
Vortrag bei den Heimatforschern zum Hause Wittelsbach und zum 1923 gegründeten Ausgleichsfonds

30.04.2024 | Stand 30.04.2024, 15:00 Uhr
Norbert Pichler

Die Wittelsbacherische Primogeniturordnung vom 8. Juli 1506 für das Herzogtum Bayern, ausgestellt und beschworen von den bayerischen Landständen. Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Beim bevorstehenden Stammtisch der Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land hält der Historiker und Autor Dieter Joachim Weiß am kommenden Freitag, 3. Mai, seinen Vortrag mit dem Titel „Vom mittelalterlichen Wittelsbacher Hausbesitz zum Ausgleichsfonds der Gegenwart“.

Weiß, geboren 1959 in Nürnberg, hat seine universitäre Laufbahn mit dem Studium der Fächer Geschichte, Deutsch und Lateinische Philologie des Mittelalters in Erlangen, Wien und München durchlaufen. Nach der Staatsprüfung für das Gymnasiallehramt 1985 folgte 1990 die Promotion und 1996 die Habilitation. 2001 erhielt er einen Ruf auf die Professur für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte an der Universität Bayreuth, seit 2011 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Bayerische und Vergleichende Landesgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des Mittelalters sowie Mitglied des Instituts für Bayerische Geschichte an der Universität München. Weiß ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, er publizierte zur bayerischen und fränkischen Landesgeschichte vom Mittelalter bis in die neueste Zeit.

WAF eine Stiftung des öffentlichen Rechts

Wenn man durch die Münchener staatlichen Museen geht, so lässt sich an vielen Stellen kleingedruckt der Hinweis auf den sogenannten WAF als Eigentümer finden. Der damit gemeinte Wittelsbacher Ausgleichsfonds ist eine 1923 begründete Stiftung des öffentlichen Rechts, mit der das ihm anvertraute kulturelle Erbe des ehemals in Bayern regierenden Hauses Wittelsbach bewahrt und der Versorgungsauftrag für das Haus Wittelsbach gewährleistet werden soll.

Der Referent und Markus Müller widmeten diesem Themenkomplex zum 100-jährigen Jubiläum erstmals ein Forschungsprojekt. Dazu erarbeiteten sie, gestützt auf die archivalische Überlieferung, eine umfassende geschichtliche Darstellung dieser Einrichtung. Erweitert wird diese durch die Vorstellung der Kernbestände des WAF, also deren umfangreiche Kunstsammlungen. Im Ergebnis erschien hiervon im Jubiläumsjahr 2023 eine ausführliche Abhandlung.

Im Vortrag am kommenden Freitag in Lampertshofen wird aber zunächst der Fokus auf die Vorgeschichte – die Ausbildung des wittelsbacherischen Hausvermögens seit dem Hochmittelalter – gelegt. Dieses Hausvermögen lieferte letztlich die wesentliche Begründung für die Einrichtung des WAF vor nun gut 100 Jahren. Das Thema wird in einem chronologischen Dreischritt vorgestellt werden: Mittelalter und Frühe Neuzeit – die Vormoderne, die Neuzeit – die Moderne und schließlich die Gegenwart ab 1923, also die Gründungsgeschichte und Entwicklung des WAF von der Weimarer Republik über die schwierige Phase der nationalsozialistischen Diktatur bin hin zur Gegenwart im Freistaat Bayern.

Größter Stammtisch von Ahnenforschern in Bayern

Alle Interessenten sind zu dem Vortrag, der um 19.30 Uhr im Gasthaus Felbermaier in Lampertshofen beginnt, eingeladen. Das Forschertreffen selbst beginnt für jedermann bereits um 18 Uhr, wie bislang besteht die Möglichkeit, mitgebrachte Sterbebilder einscannen zu lassen. Die Vortragsabende sind seit Jahren überregional sehr gefragt und besucht – allein beim letzten Mal konnten über 100 Zuhörer verzeichnet werden. Anna Probst, deren Großcousin der Vortragende Weiß ist, organisiert seit Jahren diesen größten Ahnenforscherstammtisch in Bayern.

Der nächste Stammtisch mit einem Vortrag von Manfred Wegele über die Entschlüsselung schwieriger Texte und Auswertung von Epitaphien folgt schließlich am Freitag, 14. Juni. Weitere Informationen zum Stammtisch und hilfreiche Links sind im Internet unter www.ahnenforscher-schrobenhausener-land.de und www.blf-online.de zu finden.

SZ