Neuburg
Vor der 400-Jahrfeier der Barmherzigen Brüder

09.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:36 Uhr

Provinzial Frater Rudolf Knopp (Mitte) stellte mit den Geschäftsführern Christian Kuhl (links) und Hans Emmert den Orden vor, der 400 Jahre in Bayern tätig ist. Foto: Barmherzige Brüder/Robert Kiderle

Von Maja Wagener

Neuburg/München – 2022 ist ein Jubeljahr für den Orden der Barmherzigen Brüder. Denn am 11. November 1622 stifteten Herzog Wolfgang Wilhelm und seine Frau Magdalene von Bayern den Barmherzigen Brüdern das Männerkrankenhaus und das Kloster St. Wolfgang in Neuburg. Damit holte der Adelige den Krankenpflege-Orden nach Bayern und Deutschland.

Diese 400 Jahre feiern die Barmherzigen Brüder am kommenden Freitag, 11. November, groß in Neuburg, wo sie mit dem Alten- und Pflegeheim St. Augustin präsent sind. Bei der Feier werden auch Kardinal Reinhard Marx beim Gottesdienst in der Hofkirche – eventuell mit einem anschließenden Besuch in der Fürstengruft, in der sich das Herz des Herzogs befindet – und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder beim Festakt im Stadttheater tragende Rollen spielen. Hier sollen bei Gesprächsrunden Mitarbeitende zu Wort kommen, darunter ein Chefarzt, ein Krankenpfleger oder die Vorsitzende eines Werkstattrats, weil es nicht nur um die Barmherzigen Brüder gehe: „Sondern es geht um die Dienstgemeinschaft, die Mitarbeitenden und diejenigen, die vor Ort arbeiten“, betonte Provinzial Frater Rudolf Knopp bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der kommenden Feierlichkeiten.

Heute ist der Orden mit 17 aktiven Brüdern in Bayern und Krankenhäusern sowie mehreren Medizinischen Versorgungszentren, Alten- und Pflegeheimen und Wohnangeboten, ambulanten Diensten, Förderstätten und Werkstätten für Menschen mit Behinderung ein wichtiger Partner der pflegerischen und medizinischen Versorgung im Freistaat. Das machte der Provinzial mit den Geschäftsführern Christian Kuhl (Krankenhäuser) und Hans Emmert (Behindertenhilfe) deutlich.

Dabei zeigten sie auf, dass auch der katholische Orden, der seine Aufgabe in Pflege und Versorgung der Alten, Kranken, Behinderten, Obdachlosen und Sterbenden sieht, nicht vor den derzeitigen Problemen gefeit ist. Sie seien ebenso von Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und Energie betroffen wie alle anderen auch, erklärten die Geschäftsführer übereinstimmend. Daneben gehört der Fachkräftemangel zu den Themen, mit denen sich der Arbeitgeber von rund 11000 Mitarbeitenden intensiv auseinandersetzt. So wanderten zum Beispiel die Heilerziehungspfleger, die im eigenen Haus ausgebildet würden, in viele Bereiche ab, klagte Emmert. „Viele Weichen wurden politisch nicht gestellt“, nannte Kuhl einen Grund für die massiven Probleme in Pflege und Medizin.

Geschichte und Gefahr des sexuellen Missbrauchs, der auch die Barmherzigen Brüder beschäftigt, sei schmerzlich. Sich den Betroffenen zuwenden, sei wichtig, machte Knopp klar. Daneben gebe es schon seit zehn Jahren eine Vielzahl an präventiven Maßnahmen, um Übergriffe zu verhindern, versicherten Knopp und Emmert, darunter Sexualpädagogen, Frauenbeauftragte und eine höhere Sensibilität. Doch, so stellte der Provinzial fest, er könne den Menschen nicht in den Kopf schauen. „Es wird immer ein Risiko bleiben.“

DK