Schrobenhausen
Volksschauspieler Peter Rappenglück bei Vorpremiere in Schrobenhausen

Schwarzhumorig-bayerische Komödie „Wer gräbt den Bestatter ein?“ im Cinepark vorgestellt

01.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:54 Uhr

Haben in Schrobenhausen bei der Vorpremiere der schwarzhumorigen bayerischen Filmkomödie „Wer gräbt den Bestatter ein?“ vorbeigeschaut und sich zum obligatorischen Gruppenfoto aufgestellt: drei der Hauptdarsteller mit (von links) David Zimmerschied, Peter Rappenglück und Angelika Sedlmeier, daneben Produktionsassistentin Pauline Jog sowie die beiden Filmemacher Tanja Schmidbauer mit ihrem Bruder Andreas und Kinobetreiber Jonathan Rosenwanger. Offizieller Start des Streifens in Bayern ist am Donnerstag, 3. November. Foto: Floerecke

Schrobenhausen – Im Schaukasten davor und drinnen an den Wänden im Schrobenhausener Cinepark hängen Filmplakate zum neuen Streifen von Tanja und Andreas Schmidbauer. „Wer gräbt den Bestatter ein?“ heißt die bayerische Filmkomödie der Geschwister. Mittendrin, neben den beiden Filmemachern aus Prien, stehen drei bekannte Schauspieler, die im Rahmen der Preview-Kinotour mit nach Schrobenhausen gekommen sind: Peter Rappenglück, Angelika Sedlmeier und David Zimmerschied.

Peter Rappenglück hat Film schon mehrmals gesehen

Eine gute Gelegenheit, eine halbe Stunde vor Filmstart mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Peter Rappenglück („Tatort“, „Der Bulle von Tölz“, „München 7“, „Hubert und Staller“) signalisiert gleich zu Beginn, er habe den fertigen Film schon mehrmals gesehen und könne auch zwischendrin mit der Heimatzeitung ein bisschen plaudern. Gut, das nimmt ein wenig von der gesunden Anspannung.

Angelika Sedlmeier unterhält sich derweil mit drei Kinobesuchern. Die Münchner Schauspielerin, bekannt aus unzähligen Rollen im Fernsehen, im Theater und auf Kleinkunstbühnen, ist ausgesprochen entspannt. Wenn sie von ihren beruflichen Projekten erzählt, ist sie in ihrem Element. Weil sie, wie sie sagt, dankbar für die große Abwechslung bei ihren Rollen sei, dort in die verschiedensten Charaktere schlüpfen und die vielen Facetten zeigen könne. Heute noch wird sie auf ihre Rolle der tüchtigen Fanny in der Fernsehfilmreihe „Zwei am großen See“ (2003 bis 2006) angesprochen, was sie sehr freue.

Selfies mit Angelika Sedlmeier

Bei „Wer gräbt den Bestatter ein?“ spielt Angelika Sedlmeier die Müllfahrerin Rudi. Diese Rolle findet die Münchner Schauspielerin aus mehreren Gründen richtig gut: Weil sie „eine Heldin des Alltags, eine Frau aus dem Volk“ auf die Leinwand bringen könne, die vor allem mal einer anderen Berufsgruppe angehöre als gewöhnlich im Fernsehen. Und: Die dargestellten Charaktere aus der bayerischen Provinz seien in Drehbuch und Film „einfach so, wie sie sind und es die anderen auch so akzeptieren nach dem Motto: leben und leben lassen“.

Zwischendrin bitten neu eintreffende Kinobesucher Angelika Sedlmeier um ein Selfie. David Zimmerschied und Peter Rappenglück gesellen sich dazu. Und fragen, wann Angelika Sedlmeier wieder im Fernsehen zu sehen sei. Ab 9. November in der neuen Staffel der ARD-Serie „Watzmann ermittelt“ in der Dauer- Nebenrolle als Kioskbetreiberin Rosi.

Dann kann es mit dem Streifen losgehen im Kinosaal auf der großen Leinwand. Der Saal ist mit gut 50 Zuschauerinnen und Zuschauern gefüllt. Leisere und lautere Lacher lassen nicht allzu lange auf sich warten. Denn die Handlung ist lustig: In einer Dorfwirtschaft, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, treffen sich vier schräge Typen regelmäßig zum Schafkopfen: die Müllfahrerin Rudi (Angelika Sedlmeier), der kommunale Gärtner Gert (Tom Kreß), der Klempner Pat (David Zimmerschied) und der Bestatter Bartl (Uli Bauer), der plötzlich stirbt und für die Gemeinde Greisendorf ein großes Problem im Konkurrenzkampf mit dem Nachbarort ist. Ab da stellt sich die Frage: „Wer gräbt den Bestatter ein?“ Und dann ist da noch die Sache mit Bürgermeister Anton Aumeier, gespielt von Peter Rappenglück. Der ab nun versucht, diesen Vorfall zu vertuschen. Den darf die Bestatterin im Nachbardorf nämlich auf keinen Fall mitbekommen, weil das 114 Jahre alte und noch lebende Stummfilm-Sternchen Gaby Gruber (Astrid Polak), die älteste Frau Deutschlands, zwischen den beiden Orten wohnt und die bald erhoffte Beerdigung öffentlichkeitswirksam in seiner eigenen Gemeinde stattfinden solle. Aber was machen, wenn der einzige Bestatter tot ist?

Der Gschaftler und der Stummfilmstar

Zum ersten Mal überhaupt spielt Peter Rappenglück einen Bürgermeister, erzählt der bekannte bayerische Schauspieler. „Ein Gschaftler, der viel anschafft, aber selbst nix zustande kriegt“, so beschriebt er seine Rolle. Ausgesprochen entspannt sitzt er am Rand des Saals. Und hält mit Anerkennung für die beiden Jungregisseure nicht hinterm Berg, wenn er sagt, dass die Machart des Films „nicht so holzhammermäßig, sondern eher subtil“ sei. Für ihn, der selbst gerne Filme und Serien schaut, besonders wichtig: „Du darfst dich als Zuschauer nicht langweilen.“ Und das habe dieser Film auch geschafft, findet Rappenglück. Wegen des angenehmen, aber nicht zu hohen Tempos.

Tanja und Andreas Schmidbauer haben das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und produziert. Mit diesem Film nach „Hinterdupfing“ (2014) und „Austreten“ (2017) wollten die beiden „ganz bewusst bayerisch sprechende und ganz normale Menschen und deren Alltag“ auf die Leinwand bringen. Figuren, zu denen das Publikum schnell einen Zugang bekomme. Weil man sich selber oder andere Menschen aus dem eigenen Umfeld in Teilen wiedererkennen solle.

Dafür gefunden haben die beiden außerdem David Zimmerschied. Auch kein Unbekannter, der in einer hochdeutsch angelegten Nebenrolle 2014 mit dem Emmy-Award für die beste nicht-amerikanische TV-Miniserie dekorierten historischen Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ ausgezeichnet worden ist. Und den man aus „Beste Zeit“ und den Nachfolgefilmen von Marcus H. Rosenmüller sowieso kennt. In „Wer gräbt den Bestatter ein?“ spielt der 38-Jährige den Klempner Pat, einen Teil der bayerisch sprechenden Schafkopf- und Dorffreunde. Beim Lesen des Drehbuchs, erzählt der facettenreiche Filmschauspieler, der zwischendrin auch mal Lesungen macht oder Hörspiele aufnimmt, habe er schon einige Male lachen müssen.

Rollen auf den Leib geschrieben

Das größtenteils begeisterte Publikum nutzt nach der Filmvorführung die Gelegenheit, im Kinosaal den prominenten Gästen Fragen zu stellen. Und die machen das nicht nur professionell, sondern auch ausgesprochen sympathisch und nahbar. Dabei erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Beispiel, dass es Rollen aus dem Drehbuch gibt, welche die Autoren den Schauspielern direkt auf dem Leib geschrieben haben. Oder, dass es mehrere Drehorte für die 32 Drehtage gegeben hat, welche die Schmidbauers mit einem Kamerateam auf dem bayerischen Land selbst gesucht und gefunden haben: zum Beispiel den Innenbereich des Gasthauses in Velden an der Vils oder den stillgelegten Lehrfriedhof einer Bestatterschule im unterfränkischen Münnerstadt.

Immer noch mehr möchte das Publikum erfahren. Über eine bewusst etwas düstere und makabre Filmkomödie im ländlichen Milieu mit ihren unzähligen guten Schauspielern und Auge fürs Detail, die für den Betrachter auf der Leinwand im herbstlichen Look so daherkommt, als wäre man mittendrin und selber Teil davon. Einfach authentisch und glaubhaft. Und einfach sehenswert.

SZ